Landeshauptstadt: Wasser, Sardinen und gelbe Boote
Daniel Eckert sammelte vergangenes Jahr Tausende Euro für Taifun-Opfer auf den Philippinen. Auch jetzt wird Hilfe benötigt
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Vor einem Jahr wurden die Philippinen von einem der stärksten Taifune heimgesucht, die jemals auf Land trafen: „Haiyan“ zog am 2. November 2013 mit mehr als 300 Stundenkilometern Geschwindigkeit und fünf Meter hohen Wellen eine Spur der Verwüstung hinter sich. Mehr als 7000 Menschen starben, 29 000 wurden verletzt, eine Million Häuser wurden zerstört.
Daniel Eckert, damals Abiturient des Evangelischen Gymnasiums Hermannswerder, befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits seit mehreren Monaten auf den Philippinen und half im Rahmen des entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes „Weltwärts“ unter anderem beim Bau einer Straße durch den Urwald. Beim „Hermannswerderaner Abend“ erzählte der 20-jährige Politikwissenschafts-Student jüngst von seinen Erlebnissen: „Ich arbeitete damals bei einer Radiostation in einer größeren Provinzstadt, wo viele Spenden ankamen.“ Spontan entschloss er sich, selbst die Initiative zu ergreifen: „Mir kam die Idee, dass ich Spenden aus Deutschland sammeln könnte.“
Eckert wohnte in einem Gebiet, das relativ wenig vom Taifun betroffen war, doch in anderen Teilen des Landes benötigten die Menschen dringend Hilfe. Über den bundesweiten „Weltwärts“-Förderkreis sowie über Freunde, Verwandte und Bekannte in Potsdam begann Eckert um Spenden zu bitten: „Für eine Hilfsaktion auf der Insel Coron kamen innerhalb von zwei Tagen 1077 Euro zusammen“, erzählte Eckert. „Auf einmal stand ich da mit so viel Geld und wusste nicht ganz, was ich damit kaufen sollte.“ Nach Beratungen mit philippinischen Freunden entschied der Potsdamer, den größten Teil des Geldes für 545 Liter Wasser, 207 Kilo Kekse und 387 Kilo Sardinen – wegen der langen Haltbarkeit – auszugeben.
Für eine zweite Hilfsaktion in der besonders stark betroffenen Region Leyte sammelte Eckert weitere 2400 Euro Spenden und verteilte die damit gekauften Hilfsgüter zusammen mit einer lokalen Hilfsorganisation direkt in Leyte. Je näher er den betroffenen Gebieten kam, desto stärker wurde das Ausmaß der Zerstörung sichtbar. Eckert zeigte Fotos von Städten, in denen statt Häusern nur noch Schutt zu sehen ist, ein Video zeigt ein großes Schiff, dass 100 Meter vom Meer entfernt an einer Straße liegt.
„Die Menschen hatten sich alle in provisorischen Plastikzelten eingerichtet, es war extrem heiß zu dieser Zeit“, berichtete Eckert. Erschwerend kam hinzu, dass die Informationslage sehr schlecht war, die Regierung nur sehr langsam reagierte und viele Hilfsgüter und Spenden durch Korruption nicht ankamen. Mit einem weiteren Spendenaufruf unterstützte Eckert die Organisation „Yellow Boat Of Hope“: Da die Philippinen ein Inselstaat sind, müssen vor allem in den äußeren Gebieten viele Kinder längere Strecken zu ihrer Schule schwimmen und dabei ihre Schulsachen in Plastiktüten transportieren. „Yellow Boat Of Hope“ baut Paddelboote für bedürftige Familien, damit die Kinder trocken und sicher zu ihrer Schule gelangen und Eltern fischen können und so eine Einnahmequelle haben. Mit dem gesammelten Geld konnten 17 Boote gebaut werden, fünf davon wurden mit Spenden des Evangelischen Gymnasiums Hermannswerder finanziert. Eckert zeigte Fotos, auf denen die gelben Boote zu sehen sind – sie tragen den Namen „Hermannswerder“.
Insgesamt 6900 Euro konnte Eckert sammeln. „Doch es besteht nach wie vor ein großer Bedarf an Unterstützung. Sehr viele Menschen haben noch immer keine Unterkunft“, sagte Eckert.
Unterdessen ist am Samstag und Sonntag erneut ein Taifun über die Philippinen hinweggezogen. Dank früher Warnungen konnten Hunderttausende Menschen sich rechtzeitig vor „Hagupit“ in Sicherheit bringen. „Wir haben zunächst hauptsächlich Gebäudeschäden zu beklagen“, sagte der Direktor der Katastrophenschutzbehörde, Alexander Pama, am Sonntag. Bis zu einer Million Menschen hatten sich seinen Angaben zufolge in Sicherheit gebracht. Auch wenn eine erneute Katastrophe offenbar verhindert werden konnte: Hilfsgüter und Unterstützung beim Wiederaufbau sind wieder dringend nötig. Erik Wenk
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