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Homepage: Wegweiser für Auslandseinsätze

Das Militärgeschichtliche Forschungsamt begeht in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen / Ausrichtung auch international

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Die Einweihung des Bibliotheksneubaus Anfang September wird das Militärgeschichtliche Forschungsamt (MGFA) der Bundeswehr zum Anlass nehmen, um mit einem Festakt auf sein 50-jähriges Bestehen hinzuweisen. Die 1957 in Freiburg begründete, 1994 nach Potsdam verlegte große außeruniversitäre Forschungseinrichtung werde an ihrem Grundprinzip festhalten, „hervorragende fachwissenschaftliche Expertise mit den Erfordernissen der historischen Bildung in der Bundeswehr“ zu verbinden, erklärte Amtschef Oberst Dr. Hans Ehlert den PNN.

Die Evaluierung des Deutschen Wissenschaftsrates habe für das MGFA ein „überwiegend gutes bis sehr gutes Gesamturteil“ erbracht, das mit „Vorschlägen zu einer weiteren Steigerung der wissenschaftlichen und strukturellen Leistungsfähigkeit“ verbunden wurde.

Darauf hat das Amt unter anderem mit der Umstrukturierung seines Forschungsbereichs I „Allgemeine Militärgeschichte bis 1914 und übergreifende Themen“ reagiert. Hier wurde ein neues Großprojekt auf den Weg gebracht. Es untersucht vom Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 an die Übergangszeiten von Krieg zu Nachkrieg und die daraus entstehenden Folgekonflikte. Darin werden Fragen wie die Versorgung versehrter Soldaten und ihrer Familien, die Verarbeitung der Kriegserfahrungen und das Fortwirken von Feindbildern einbezogen. Beispiele, die belegen, dass das Amt seine Forschungen nicht allein auf die militärischen Ereignisse fokussiert, sondern sie stets in den gesellschaftlichen Zusammenhang stellt.

Darin liegt wohl auch das „Geheimnis“, dass Veröffentlichungen des MGFA über die Fachwissenschaft hinaus eine beachtlich breite Öffentlichkeit erreichen. Dies betrifft den Forschungsbereich II „Zeitalter der Weltkriege“, der in diesem Jahr mit „Die Ostfront 1943/44“ (gerade erschienen) und „Der Zusammenbruch des Deutschen Reiches 1945“ sein zehnbändiges Reihenwerk über den Zweiten Weltkrieg abschließt, ebenso wie den zur Geschichte der Bundeswehr forschenden Bereich III, der unter anderem in einer biographischen Reihe deren „Gründungsväter“ vorstellt. In den neuen Bundesländern besonderes Interesse finden die Forschungen zur Geschichte der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR (Bereich IV). So wurden die unter Mitwirkung von Wissenschaftlern des ehemaligen Militärhistorischen Instituts der DDR erarbeiteten Bände „Generale und Admirale der NVA“ sowie „Genosse General“ zu Bestsellern. Als Volltreffer darf man die Online-Datenbank (www.mgfa.de/html/standorte_index.php) bezeichnen, in der erstmals alle Verbände, Truppenteile, Einheiten sowie Einrichtungen der NVA und der Grenztruppen einschließlich ihrer Stationierungsorte abgerufen werden können – in der DDR-Zeit „streng geheim“. Welche Bedeutung das MGFA diesem Forschungsfeld beimisst, wird auch daran deutlich, dass das Festkolloquium zum 60. Geburtstag von Amtschef Ehlert Ende Januar die NVA-Geschichte zum Thema hatte.

Zweite große, von der Abteilung Ausbildung, Information, Fachstudien (AIF) wahrgenommene Aufgabe des MGFA ist die historische Bildung der Angehörigen der Bundeswehr. Mit der Herausgabe von „Wegweisern“ für die im Auslandseinsatz stehenden Soldaten wurde auch hier eine neue Qualität erreicht (PNN berichteten). Die Darstellung von Geschichte und Konfliktgeschichte der betroffenen Länder, der Religion, Lebensweise und Mentalität der Bevölkerung ist für die Einsatzkräfte eine wertvolle Hilfe. Als nächstes erscheint ein solcher „Wegweiser“ zum Horn von Afrika, vor dem in einer internationalen Task Force auch deutsche Marineeinheiten patrouillieren.

In der Öffentlichkeit wirksam zu werden ist für das Amt Teil seiner Strategie. Dafür sprechen das dem MGFA fachlich unterstellte Militärhistorische Museum in Dresden und das Luftwaffemuseum in Berlin-Gatow, mittlerweile sechs Wanderausstellungen sowie die Beantwortung von jährlich über 1500 Anfragen. Die mit über 260 000 Bänden größte militärhistorische Fachbibliothek in Deutschland ist öffentlich zugänglich. Eng gestaltet das Amt auch seine Beziehungen zu anderen Institutionen am Wissenschaftsstandort Potsdam und zur Stadt selbst. Mit Spannung darf deshalb die für 2007 angekündigte Veröffentlichung „Vom Herrenhaus zum Forschungsamt – Das MGFA in der Villa Ingenheim“ erwartet werden. Gleichzeitig wird eine Ausstellung zu diesem Thema vorbereitet. Im September dann ist das Amt Gastgeber der 48. Internationalen Tagung für Militärgeschichte. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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