Sport: Weichenstellung und noch viele Fragen
Zahlreiche Vereine können sich bislang schwer für die angestrebte Reduzierung der Fußballkreise erwärmen
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Für die für das Spieljahr 2014/2015 angedachten Veränderungen der Fußballkreise wurden kürzlich die ersten Weichen gestellt. Der Beirat des Fußball-Landesverbandes beschloss bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung, dass aus 17 künftig acht Fußballkreise werden sollen (PNN berichteten). Noch nicht so weit wie in anderen Gegenden Brandenburgs ist die mögliche Fusion der Kreise Havelland-Mitte und Westhavelland vorangeschritten. Das Haupthindernis sei, dass es noch kein Votum der Vereine gebe, sagte Peter Baier, Vorsitzender des Fußballkreises Westhavelland. Dieses Votum der Vereine will der Vorstand auf einer Zusammenkunft am 16. Dezember im Sportheim von Rot-Weiß Brandenburg einholen. Damit, so sagt Baier, soll der Vorstand ermächtigt werden, offizielle Gespräche mit dem Kreis Havelland-Mitte zu führen.
Schon bisher haben sich die Verantwortlichen beider Kreise getroffen, um mögliche neue Strukturen zu beraten. Bisher wird befürwortet, dass unter einer Landesliga mit zwei und einer Landesklasse mit vier Staffeln eine Kreisoberliga gebildet wird. Darunter soll es zwei Kreisligen und drei erste Kreisklassen geben. Das Neue: Kreisliga und -klasse sollen horizontal, also in Nord, Süd und gegebenenfalls Mitte geteilt werden. Dadurch gäbe es für alle Vereine neue Gegner. „Schulzendorf und Lehnin freuen sich auf die Duelle mit Groß Kreutz“, sagt Baier.
Viele der 44 Westhavelländer Vereine konnten sich bisher allerdings mangels Notwendigkeit nicht recht für die Fusion erwärmen. Besonders der SV Ziesar, am Rande der Grenze zu Sachsen-Anhalt gelegen, positionierte sich auch öffentlich gegen die Strukturreform. Neben längeren Anreisen zu den Spielen, verbunden mit höheren Kosten für Aktive wie für die Vereine, die die Schiedsrichter bezahlen müssen, wird vor allem die Überforderung der ehrenamtlich Tätigen und die Zerstörung regionaler Verflechtung kritisiert. Vorteile sieht man eher beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) – durch eine stärkere Zentralisierung und den Umstand, dass die Entscheidungen letztlich durch einen kleineren Personenkreis erfolgen. Ziesar habe tatsächlich keine Vorteile, räumte Peter Baier ein. Der Westhavelländer Vorstand habe mit einer großen Zahl von Vereinen Gespräche geführt, und die Mehrheit sei dafür, sagt er weiter. Falls der Vorstand allerdings am 16. Dezember kein Verhandlungsmandat erhält, gebe es auch keinen anderen Plan, wie es weitergehen könnte.
Ob es eines solchen Mandates tatsächlich bedarf, bezweifelt Baiers Pendant in Havelland-Mitte, Hartmut Lenski. Lenski gilt als starker Befürworter der Reform, die den Spielbetrieb im gesamten Land langfristig aufrechterhalten soll. Unter den 58 Vereinen habe sich kein „großartig erkennbarer Widerstand“ geregt. Er betonte, die Fahrwege sollten nicht unnötig ausgedehnt werden; unterhalb der Kreisoberliga könnten sie sogar kürzer werden. Im Januar 2012 sollen die Vereine Havelland-Mittes bei einem Treffen über den aktuellen Stand informiert werden. Auch Lenski sieht die Herausforderung, die neuen Großkreise entsprechend zu managen.
Lange Zeit hat sich nur ein Fußballkreis aus möglichen Fusionsgesprächen herausgehalten. In den 53 Vereinen von Märkisch-Oderland sah man keine Notwendigkeit, die Eigenständigkeit aufzugeben. Entsprechend erhielt der Vorstand auch kein Mandat, Gespräche mit anderen Fußballkreisen zu suchen. Dann aber kam jene Beiratstagung, und der MOL-Vorsitzender Bernd Miserius gab die einzige Gegenstimme ab. „Keiner kann uns sagen, warum es nicht neun oder zehn Kreise sein können“, sagte er auch mit Blick auf den Westen des Landes. Auch sein Antrag, den Beschluss über die Zahl zu vertagen, fand keine Mehrheit. Jetzt wird Märkisch-Oderland also mitverhandeln – am 16. November mit den Kreisen Spree und Oder-Neiße.
Die Neuordnung war einst als „Reform von unten“ angekündigt worden. Eine verbindliche Befragung der Mitglieder, sprich Vereine, ob sie diese wollen, fand allerdings nicht statt. „Reform von unten verstehe ich so, dass die Spielklassenstruktur vor Ort gemacht wird“, sagte Michael Hillmann, Geschäftsführer des Landesverbandes. Die Vereine entscheiden also nicht über das Ob, sondern nur über das Wie der Veränderung auf lokaler Ebene. Der Blick zu anderen Landesverbänden in Deutschland habe auch gezeigt, dass nach der Reform die neuen Strukturen ehrenamtlich gemanagt werden könnten. Die Zahl von acht neuen Fußballkreisen begründet Hillmann mit Blick auf einfache Aufstiegsregelungen bei angestrebten vier Landesklasse-Staffeln. Allerdings fordert Wolfgang Geister, Chef des Elbe-Elster-Kreises, laut gestriger „Lausitzer Rundschau“ nunmehr zwei Aufsteiger in die Landesklasse, wenn neben Senftenberg nun auch noch der Spreewald dazukommt und rund um Cottbus 115 Vereine einen neuen Verbund bilden. Damit ist eine neue Diskussionsfront eröffnet.
Immerhin steht schon der Zeitplan. Die neuen Kreisgrenzen werden wohl im Frühjahr 2012 endgültig auf einer weiteren Beiratstagung festgezurrt. Ein außerordentlicher Verbandstag soll im Jahr 2013 die gesamte Strukturreform beschließen.
Ingmar Höfgen
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