
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Weihnachten in Familie
Bahnhofsbesucher kauften Geschenke für bedürftige Kinder – gestern wurden die Spenden übergeben
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Aus 40 Wunschkugeln wurden 40 Geschenke: Vom Kinderbuch über ein Springseil, ein Waffeleisen oder eine elektrische Zahnbürste. Drei Wochen lang stand ein Weihnachtsbaum mit den Wunschkugeln in den Bahnhofspassagen – und die Potsdamer haben ein Herz gezeigt für Kinder, deren Weihnachtsgabentisch nicht so üppig gefüllt ist wie anderswo. Am Montag wurden die gespendeten Geschenke für Kinder und Jugendliche der Betreuungseinrichtungen von „Eva Laube“ übergeben. „Die Aktion ist sehr gut angenommen worden“, resümierte Center-Managerin Jana Walther. Nach der Premiere denkt sie über eine Fortsetzung nach.
Insgesamt 85 Kinder und Jugendliche, die aus verschiedenen Gründen nicht in ihren Familien leben können, werden bei „Eva Laube“ betreut – 2010 feierte der Jugendhilfeverbund mit Wohnungen unter anderem in der Stubenrauchstraße oder am Brauhausberg sein 60-jähriges Jubiläum. „Es ist nicht so, dass die Kinder und Jugendlichen sonst leer ausgehen“, betont Erzieherin Julia Moritz. Dank einer Pauschale vom Jugendamt gibt es Heiligabend in jedem Fall ein Geschenk für jeden. Trotzdem sorgen die zusätzlichen Spenden für leuchtende Augen.
„Ich finde das toll“, sagt etwa Marco. Der 16-Jährige lebt seit zwölf Jahren bei „Eva Laube“ und weiß, was die Geschenke vor allem für die Kleineren bedeuten: „Für die Kinder ist das ein ziemlich großes Erlebnis.“ Der Neuntklässler, der in einer Wohngemeinschaft mit vier Teenagern lebt und später Tierpfleger werden möchte, wird Weihnachten in seiner Familie verbringen, wie er erzählt. Das klappt zwar bei den meisten Eva-Laube-Kindern, erklärt Erzieherin Julia Moritz. Trotzdem gibt es jedes Jahr einige wenige, die auch über die Feiertage in der Wohngruppe bleiben.
Bereits in den vergangenen Jahren hat sich der „Wunschbaum“ zu Weihnachten etabliert, erzählt Julia Moritz weiter. Eine Voraussetzung für die Wünsche der Kinder: Die Geschenke dürfen nicht mehr als 15 Euro kosten. Gekauft wurden sie diesmal von Besuchern der Bahnhofspassagen, weihnachtlich verpackt und mit Namensschildern versehen von den Center-Mitarbeitern. Center-Chefin Jana Walther will das Engagement noch ausweiten: So sei etwa die Unterstützung für einen Tagesausflug der Eva-Laube-Kinder geplant, sagte sie gestern.
Die Jugendhilfeeinrichtung wurde 1950 an der Deutschen Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften der DDR gegründet. Bis 1964 lebten hier vor allem Kinder, deren Eltern studierten, im Ausland oder als Schauspieler bei der Defa arbeiteten. 1965 übernahm die Stadt Potsdam die Trägerschaft, seit 1981 trägt die Einrichtung den Namen Eva Laube. Die 1968 verstorbene Laube war Krankenschwester und kommunistische Widerstandskämpferin, sie soll in den Konzentrationslagern Ravensbrück und Birkenau das Leben vieler Menschen gerettet und sich um die Betreuung von Kindern verdient gemacht haben. 1993 kam das Kinderheim zum Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerk (EJF).
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