ORTSTERMIN: Weißes Linnen, weiße Bilder
Stöbern am Wochenende auf der Antikmeile in der Jägerstraße. Raritäten und Ramsch, manches sehr edel, manches Geschmackssache.
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Stöbern am Wochenende auf der Antikmeile in der Jägerstraße. Raritäten und Ramsch, manches sehr edel, manches Geschmackssache. Die Musik spielt auf und das Wetter mit, so ist das Gewühl groß. Die wuchtigen Dinge wie Möbel oder ein gewaltiges Schiffsmodell sind eher zum Anschauen da. Gekauft werden Kleinigkeiten oder Nostalgie pur.
Der 13-jährigen Nele hat es ein alter Fotoapparat angetan, erst mal nur als Schaustück. Ob sie damit auch fotografieren wird, weiß sie noch nicht. Verkauft hat den Apparat ein Händler aus Dortmund: „Keinen Namen bitte, sonst können Sie alles schreiben.“ Dann erzählt er doch. Das Interesse an alten Kameras wachse. Denn mit den digitalen Apparaten – die alles alleine einstellen und Bilder, die nichts wurden, einfach löschen – das sei vielen schon wieder langweilig, erklärt der Mann.
Aus Nürnberg hat es Werner Klein nach Potsdam verschlagen. Nicht zufällig. Die Schwägerin wohnt in Werder. Wie die meisten Händler betreibt er das Geschäft nebenbei. Voriges Mal musste er wegen Regens sofort wieder einpacken. Da kam nicht mal das Fahrgeld raus, gesteht er. Er verkauft Weißwäsche – diese hatte seine inzwischen verstorbene Frau gesammelt. 30 Jahre habe sie sich mit Weißware befasst, habe dazu 150 Bücher gesammelt, die wertvollsten Stücke seien sogar von Museen als solche eingestuft worden. Da geht es um besondere Bildmotive, weiß in weiß eingewebt. Eines zeige die Denkmäler Berlins – so etwas sei über 10 000 Euro wert, schwärmt Klein. Doch die wertvollen Sachen will er behalten. Andere Waren aber müssen raus, denn die Schränke zu Hause würden bereits bersten.
Immer wieder kommen Interessenten an seinen Stand, kaufen Tischdecken oder Handtücher. Lachend weist er auf die Nacht- und Unterhemden hin. Jedes ein Einzelstück, mit Spitze verziert. Die seien wieder Mode und würden ganz locker auch tagsüber gut sichtbar getragen, erzählt er. Eine Kundin möchte wissen, ob er auch runde Tischdecken hat. Nein, sagt er, die Stücke seien mindestens 50 Jahre alt und da konnte man noch gar nicht rund weben. Handtücher haben sogar schon über 100 Jahre auf dem leinernen Buckel. Sie wirken in ihrem Mattbraun etwas ungewöhnlich. Klein: „Wenn Sie die waschen, werden sie schlohweiß.“ dif
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