Sport: Weiter vorangekommen
Nach Trainingslagern in Spanien und Frankreich übt Yvonne Bönisch jetzt wieder daheim für die WM
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Nach Trainingslagern in Spanien und Frankreich übt Yvonne Bönisch jetzt wieder daheim für die WM Endlich mal wieder zu Hause: Nach anstrengenden Wochen in Spanien und Frankreich lässt Deutschlands bisher einzige Judo-Olympiasiegerin Yvonne Bönisch vom UJKC Potsdam in dieser Woche wieder auf der heimischen Tatami den Trainingsschweiß für die diesjährigen Weltmeisterschaften in Kairo fließen. Was in anderen Sportarten undenkbar erscheint, wird im Judo seit Jahren praktiziert: das gemeinsame Training der Weltspitze vor den internationalen Höhepunkten. Daher übte Bönisch zunächst in Castelldefels nahe Barcelonas mit Judoka aus ganz Europa, Nordamerika und Afrika; aus dem Judo-Mutterland Japan waren gleich vier Weißkittel dabei. „Da war eine Menge los auf der Matte“, erzählte die Potsdamerin jetzt nach ihrer Heimkehr an die Havel. Auch anschließend an der Seine „brachten mich die Trainingseinheiten wieder ein Stück voran“. Wobei Bönisch mit einem Blick zurück auf Paris gleichwohl an einige französische Gegnerinnen denkt, „die, wenn sie sich nicht mehr zu helfen wussten, mitunter um sich schlugen oder traten oder einen beschimpften. Aber wir betreiben ja auch eine Kampfsportart“ Nachdem ihr im November letzten Jahres im Training das hintere Kreuzband im linken Knie gerissen war, hatte sich die Olympiasiegerin und Vizeweltmeisterin der 57-Kilo-Klasase lange in Geduld üben, hatte sie zahlreiche internationale Trainingslager und mehrere A-Turniere sausen lassen und immer wieder auch ihre eigene Ungeduld bezähmen müssen, ehe ihr mit ihrem Sieg Anfang Juni beim traditionellen Tre-Torri-Turnier in Porto Sant Elpidio auf Sizilien ein erfolgreiches Comeback auf der internationalen Tatami gelang. „Das Knie hält, ich habe keine Probleme damit“, kann sie nun auch nach den nächsten Belastungsproben konstatieren. „Die Trainingslager liefen sehr gut für mich.“ Andererseits sei die lange Zwangspause mental „vielleicht gar nicht so schlecht gewesen“, meint Yvonne Bönisch. „Es war ganz gut, mal wieder ein bisschen Abstand zu gewinnen. Da stellt man sich die Frage, ob man noch will – und ich will noch vier Jahre weiterkämpfen, das habe ich in der langen Pause gemerkt.“ Die internationalen Übungscamps der Europäischen Judo-Union will Yvonne Bönisch nicht vermissen. „Ich habe zwar auch zu Hause gute Trainingspartner, aber diese Trainingslager sind halt das i-Tüpfelchen. In denen trainierst du wirklich mit den international besten Leuten und siehst, wo du leistungsmäßig stehst, was schon klappt und woran du noch arbeiten musst“, meint sie. Natürlich sei es nicht so, dass sie gegen jede Sparringspartnerin alle Tricks auspacke. „Aber gegen manche kann man schon voll zur Sache gehen“, erzählte die 24-Jährige, die selbst auch tüchtig „spionierte“, wie sie zugab. Da ihr Trainer und Lebensgefährte Axel Kirchner nicht mit in Castelldelfels und Paris war, „habe ich mir immer selbst aufgeschrieben, was die anderen so machen. Das werten wir jetzt zu Hause aus. Axel simuliert die Aktionen der Gegnerinnen und wir probieren, was man dagegen machen könnte.“ Vor allem Technik und Taktik stehen in dieser Woche auf dem Programm in Potsdam, „dazu ein bisschen Kraft-Ausdauer und Schnelligkeit“, berichtete Bönisch, die bereits in der kommenden Woche wieder international üben wird: im niederländischen EJU-Trainingscamp Leudsen nahe Rotterdams. Auch der weitere Fahrplan der Potsdamerin bis zu den Weltmeisterschaften in Ägyptens Metropole steht schon fest: Erneut eine Woche Heimtraining, dann die Internationalen Deutschen Meisterschaften in Braunschweig, „die für die meisten Länder als Generalprobe für die WM gilt und daher so stark wie noch nie besetzt sein sollen“, weiß Bönisch. Anschließend folgen ein einwöchiges internationales Trainingscamp in Braunschweig und nach einem kurzen Abstecher nach Hause die „unmittelbare Wettkampfvorbereitung“ der Nationalmannschaft in Köln. „Am 5. September fliegen wir dann nach Kairo, und am 10. werde ich dort kämpfen. Abhängig von der Auslosung werde ich zwischen 9 und 10 Uhr erstmals ran müssen“, erklärte Bönisch. Bei den WM 2003 in Osaka musste sich die Potsdamerin erst im Finale der Nordkoreanerin Sun Hui Kye durch eine Ellenbogenverletzung im Finale geschlagen geben; eine danach notwendige Operation verkraftete sie bestens. In diesem Jahr will sie versuchen, das WM-Silber von Osaka möglichst zu vergolden, was sehr schwer werden wird. „Ich hatte gehofft, dass nach Olympia einige alte Hasen aufhören“, gesteht Bönisch. „Aber sie haben es bis jetzt leider noch nicht getan. Alle, die bei Olympia vorn dabei waren, sind jetzt bei der WM wieder mit von der Partie.“ Also auch Hui Kyi, die Niederländerin Deborah Gravenstijn, Yurisleidy Lupetey aus Kuba, die Spanierin Isabel Fernandez und die Russin Natalia Yukhareva. Was der UJKC-Athletin jedoch keine schlaflosen Nächte bereitet. „Egal, wer vor einem steht: Man will ihn schlagen. Und als Olympiasiegerin hat man auch ein bisschen Selbstbewusstsein.“
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