Landeshauptstadt: Weltmeister der Tarnung
Bis 1. November zeigt das Stern-Center über 1000 exotische Insekten. Anfassen ist möglich
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Es ist eine Ausstellung der Rekorde: Das größte Insekt der Welt – die Riesenstabschrecke hat es mit 30 Zentimeter Länge sogar ins Guinessbuch der Rekorde geschafft – zwei Superschmetterlinge und ein schreiendes Insekt, bei dessen gellenden Warntönen man sich die Ohren zuhält. Das alles ist seit gestern bis einschließlich 1. November im Stern-Center zu sehen und zu hören. Die über 1000 ausgestellten exotischen Insekten stammen aus der Zucht von Christian Schweizer, der den Namen seiner Heimat trägt. Als Entomologe beschäftigt er sich seit 30 Jahren mit der artenreichsten Spezies der Welt und anderem Kleingetier, wobei klein eben immer auch eine relative Größe ist. Er sei viele Jahre im Dschungel Südostasiens unterwegs gewesen, erzählte Schweizer anlässlich der Ausstellungseröffnung gestern und habe sich dort mit der Insektenwelt beschäftigt, habe Eier mitgebracht und in einer Lagerhalle seiner Heimat dann mit dem Züchten begonnen. Das sei gerade bei Insekten nicht einfach. Alles müsse stimmen, die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit und das Futter. So schäle seine Frau zum Beispiel alle Gurken vor dem Verfüttern, weil sich Insektizide, die im Kulturanbau gespritzt werden, als tödlich erwiesen hätten. Auf die Nachzucht einer afrikanischen Blumengottesanbeterin musste er ganze 20 Jahre warten, ehe es endlich gelang.
Inzwischen arbeiten sechs bis acht Angestellte für den Wissenschaftler, der bis sechs unterschiedliche thematische Ausstellung bestücken kann, von Fischen bis zu Kleinsäugern. Zu den Mitarbeitern gehört auch Justine Wehring , die als Einzelhandelskauffrau für Zoohandlungen ausgebildet wurde. Die Hamburgerin stieß bei einer Ausstellung auf Schweizer und bewarb sich bei ihm. Nun reist sie mit den Ausstellungen mit, pflegt die Tiere und kann eine Menge über sie erzählen. Angst vor Riesenschrecken oder Faltern hat sie nicht und wenn sie täglich um 10,11,14 und 15 Uhr zu Führungen einlädt, dann greift sie auch schon mal in die ansonsten abgeschlossenen Ausstellungsboxen und holt so einen Insekten-Weltmeister heraus. Die verhalten sich meist sehr ruhig, da sie voll auf Tarnung setzen. Es haben sich übrigens schon viele Kita- und Hortgruppen angemeldet und aus Erfahrung weiß Justine, dass die Mädchen die Mutigeren sind. Sie melden sich meist als erste, um sich so ein Riesenbiest auf die Hand setzen zu lassen. Die farbenfrohen Exoten reagieren selbst dann nur träge, wenn die Tarnung auffliegt. Die Blumengottesanbeterin zum Beispiel begibt sich, wenn sie berührt wird, in „Schreckstellung“. Das heißt, sie entfaltet die Flügel so, dass sie wie eine Blüte schwankend im Geäst hängt. Andere Insekten sehen von vornherein den Orchideenblüten täuschend ähnlich und wieder andere einem welken Blatt oder einem verzweigten Ast. Lediglich beim Anfassen des Riesennashornkäfers muss man Vorsicht walten lassen. Denn sein Zangengriff ist eisern.
Mit seinen Ausstellungen möchte Schweizer Interesse an der Schönheit der Insektenwelt wecken, denn dieser Spezies werde immer noch mit Erschrecken und Abscheu begegnet. Natürlich schließt der Entomologe auch Schädlingsbekämpfung nicht aus. Er setze dabei aber auf biologische Feinde und natürliches Gleichgewicht.Hella Dittfeld
Anmeldung unter Tel. (0331) 64 95 20
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