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Extreme Folgen. Der Sommer 2003 ließ in Frankreich die Böden austrocknen.

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Klimaforscher halten die Hitzewellen der vergangenen Jahre für Folgen der globalen Erderwärmung

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Das sind bislang unerreichte Marken: In Freedom/Oklahoma wurde in diesem Sommer mit 49,4 Grad ein neuer Rekord für den US-Bundesstaat aufgestellt. Unglaubliche 53,6 Grad wurden am 31. Juli in einem Vorort von Kuwait-Stadt gemessen, in der Nacht sank die Temperatur dort nicht unter 40 Grad (!). Im süditalienischen Apulien gab es Anfang dieser Woche über 42 Grad, in Montenegro gestern 44 Grad und für das spanische Andalusien erwarten die Meteorologen zum Ende der Woche ebenfalls 44 Grad. Auch wenn der deutsche Sommer in diesem Jahr eher durchschnittlich verläuft, so kommt es doch weltweit verbreitet zu extremen Hitzewellen. In Oklahoma wird die Hitze von starker Dürre und Buschbränden begleitet und das schon seit sieben Wochen. Bereits im Frühjahr gab es in den USA Rekordtemperaturen. Im Juli tauten dann an einem Tag 97 Prozent der Oberfläche des grönländischen Eisschildes ab. Auch der sibirische Teil Russlands wird seit fast drei Monaten von Hitze und Trockenheit geplagt, verheerende Waldbrände sind auch hier die Folge.

Eine aktuelle US-Studie kommt nun zu dem Schluss, dass extrem heiße Sommer in den vergangenen Jahren unmittelbar mit dem Klimawandel zusammenhängen. Die Studie des NASA-Wissenschaftlers James Hansen sieht den Klimawandel als Ursache für die Dürre in den US-Staaten Texas und Oklahoma im vergangenen Jahr, die Hitzewelle in Russland 2010 und den Jahrhundertsommer 2003 in Europa mit Zehntausenden Hitzetoten. Die Wissenschaftler untersuchten, welche Schwankungen es bei den saisonalen Durchschnittstemperaturen in den vergangenen 30 Jahren gab, dem Zeitraum, in dem sich der Klimawandel stark bemerkbar gemacht habe. Zum Vergleich wurden Daten aus der Zeit von 1951 bis 1980 herangezogen, einer Periode mit relativ stabilen globalen Temperaturen.

Für die Potsdamer Klimaforscher ist ein Zusammenhang zwischen Wetterextremen und Erderwärmung keine neue Erkenntnis. Bereits im März dieses Jahrs hatten Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) in der Studie „A Decade of Weather Extremes“ belegt, dass die Häufung von Wetterextremen kein Zufall ist. „Wenn die globale Erderwärmung weiter so zunimmt wie in den vergangenen drei, vier Jahrzehnten, dann können wir noch mehr dieser extrem heißen Sommer erwarten“, sagte nun Dim Coumou als Reaktion auf die neue US-Studie. „Auch für Deutschland wird erwartet, dass es in Zukunft im Sommer mehr Temperatur-Ausreißer geben wird“, so der PIK-Forscher, der die Studie zusammen mit Stefan Rahmstorf erstellt hat.

Für die PIK-Wissenschaftler ist der Zusammenhang von Wetterextremen eine Frage der Wahrscheinlichkeit. „Es ist wie ein Spiel mit gezinkten Würfeln“, erklärt Coumou. „Eine Sechs kann es auch so ab und zu mal geben, und man weiß nie, wann das passiert. Aber jetzt gibt es viel öfter die Sechs. Weil wir den Würfel verändert haben.“ Für ihre Untersuchung haben die Klimaforscher sich auf die elementare Physik, auf statistische Analyse und Computersimulationen gestützt. Aus den Grundlagen der Physik gehe hervor, dass eine Erwärmung der Atmosphäre zu mehr Wetterextremen führt, da warme Luft mehr Feuchtigkeit aufnimmt – und dann wieder plötzlich abgibt. So fiel etwa 2002 an der Wetterstation Zinnwald-Georgenfeld im Erzgebirge an einem Tag mehr Regen, als in Deutschland je zuvor gemessen wurde. Die Jahrhundertflut der Elbe war die Folge.

Auf einer zweiten Ebene machten die Wissenschaftler in Temperatur- und Niederschlagsstatistiken eindeutige Trends ausfindig. Detaillierte Computersimulationen hätten schließlich den Zusammenhang zwischen Erwärmung und Rekordtemperatur bzw. -niederschlag bestätigt.

„Einzelne Wetterextreme haben oft mit regionalen Prozessen zu tun, wie einem blockierten Hochdruckgebiet oder natürlichen Phänomenen wie El Niño“, erklärte Stefan Rahmstorf, Leiter des Forschungsbereichs Erdsystemanalyse des PIK. „Diese Prozesse entfalten sich jetzt vor dem Hintergrund einer globalen Klimaerwärmung“, so Rahmstorf. Und dies könne dann aus einem Extremereignis ein nie zuvor beobachtetes Rekordereignis machen. Ein blockiertes Hochdruckgebiet war es auch, das in diesem Juli warme Luft aus dem Süden nach Grönland transportierte, bis es zur Rekordschmelze kam.

Die aktuelle Lage in den USA vergleichen die Meteorologen bereits mit dem Hitzesommer 1936, als weite Teile des Mittleren Westens aufgrund der extremen Dürre und unangepasster Landwirtschaft in Staubstürmen („Dust Bowl“) versanken. Die derzeitige Hitzewelle in Oklahoma wird als historisches Ereignis eingestuft. Seit sieben Wochen liegen die Temperaturen über 35 Grad, seit fast drei Wochen sogar über 37,8 Grad (100 Grad Fahrenheit). Teilweise wurden alte Temperaturrekorde gleich an mehreren Tagen in Folge überschritten. Es wird erwartet, dass die Dürre noch bis zum Herbst andauert. Flächendeckender Regen ist bislang nicht in Sicht.

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