ATLAS: Wem nützt das?
Es ist ja lobens- und ehrenwert, wenn sich Parteien, die ja laut Grundgesetz an der politischen Willensbildung mitwirken sollen, Gedanken darüber machen, wie das Land Brandenburg verfasst und organisiert sein soll. Dass aber ausgerechnet unter der Ägide des Potsdamer SPD-Chefs Mike Schubert eine SPD-Kommission auf den Gedanken gekommen ist, Potsdam könne man den Status einer kreisfreien Stadt aberkennen, ist hochgradig neben der Spur.
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Es ist ja lobens- und ehrenwert, wenn sich Parteien, die ja laut Grundgesetz an der politischen Willensbildung mitwirken sollen, Gedanken darüber machen, wie das Land Brandenburg verfasst und organisiert sein soll. Dass aber ausgerechnet unter der Ägide des Potsdamer SPD-Chefs Mike Schubert eine SPD-Kommission auf den Gedanken gekommen ist, Potsdam könne man den Status einer kreisfreien Stadt aberkennen, ist hochgradig neben der Spur.
Um beim Geringsten anzufangen: Schubert will einmal, nach allem, was man hört, Oberbürgermeister dieser Stadt werden. Insofern ist der Vorschlag privatpolitisch schon mal nicht sehr klug. Nun könnte man ihm zugute halten, das Allgemeinwohl über sein privates und seine Arbeitsplatzambitionen gestellt zu haben. Nur geht es hier gen Allgemeinübel.
Denn man kann Potsdam oder eben einen Kreis mit der größten Stadt im Lande darin nicht behandeln wie die Uckermark oder Elbe-Elster. Potsdam hat eine Sonderrolle. Im Positiven ist es die Prosperität, im Negativen die Stellung als Landeshauptstadt und Verwaltungshochburg. Potsdam ist nicht aus Not und Armut förderwürdig oder weil es mit seinem Schrumpfen nicht zu Rande kommt. Potsdam ist das Gegenteil von Brandenburg: Es braucht Geld und Hilfe, weil es wächst, räumlich und sozial aus den Nähten platzt. Potsdam ist das hochbegabte Landeskind mit sozialem Förderbedarf, die Kreisfreiheit die Begabtenklasse für Kommunen.
Von Unverträglichkeit können „Ortsteile“ wie die eingemeindeten Dörfer Uetz und Marquard berichten, die sich gegenüber – oder besser: von – der Stadt Potsdam benachteiligt fühlen; oder eben das urbane Potsdam, dass sich wegen Uetz mit Agrar- und Dorfproblemen befassen muss. Wie soll da erst in einem Landkreis mit schrumpfenden Dörfern am Rand und der Wuchtbrumme Potsdam in der Mitte ein Interessensausgleich gelingen?
Es wäre – um im Urwortschatz der Sozialdemokratie zu bleiben – zutiefst ungerecht für alle, die Sonderstadt Potsdam mit allen anderen gleichzumachen. So hilft man am Ende niemandem.
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