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Landeshauptstadt: Wenig Anzeigen gegen Schwarzfahrer Laut einer Studie sind Potsdamer ehrliche Fahrgäste. Der Verkehrsbetrieb ist dennoch unzufrieden

Potsdamer gehören zu den ehrlichen Fahrgästen – so lautet das Fazit einer Erhebung des Internetportals reisen.de.

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Potsdamer gehören zu den ehrlichen Fahrgästen – so lautet das Fazit einer Erhebung des Internetportals reisen.de. In der Studie wurde die Zahl der Anzeigen wegen Fahrens ohne Fahrschein in 80 deutschen Städten verglichen. „Potsdam liegt 68 Prozent unter dem bundesweiten Schnitt“, so Pressesprecher Thomas Neubert von reise.de. Auf 100 000 Einwohner gab es im vergangenen Jahr 186 Anzeigen – der Bundesschnitt liegt bei rund 580.

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 295 Anzeigen gegen Schwarzfahrer in Potsdam gestellt – im Vergleich zum Vorjahr sind das 54 mehr. Erfasst sind in den Zahlen sämtliche Anzeigen wegen des „Erschleichens von Beförderungsdienstlesitungen“ – einer Straftat, die im Extremfall mit bis zu einem Jahr Haft geahndet werden kann. Es geht also nicht nur um Schwarzfahrer in Bus und Tram, sondern um das Tricksen bei privaten Anbietern. Auch wer zum Beispiel mit dem Taxi fährt und die Rechnung nicht bezahlt, kann deswegen angezeigt werden. Auch auswärtige Schwarzfahrer sind in der Statistik enthalten: Wer auf der Durchreise in einem Zug der Deutschen Bahn beim Schwarzfahren erwischt wird, wird in Potsdam angezeigt. Nicht erfasst sind bei den Zahlen des Internetportals jedoch all jene Fahrgäste ohne Ticket, die das fällige „erhöhte Beförderungsentgelt“ sofort bezahlen oder später überweisen. Dann gibt es nämlich keine Anzeige.

Dementsprechend fiel die Reaktion des Potsdamer Verkehrsbetriebs (Vip) auf die Erhebung zurückhaltend aus. Der Schaden durch die entgangenen Fahrgeldeinnahmen belaufe sich auf 1,2 Millionen Euro im Jahr, so Vip-Sprecher Stefan Klotz. Von etwa 450 000 im vergangenen Jahr kontrollierten Fahrgästen hatten 10 750 keinen gültigen Fahrschein dabei, das entspricht einer Quote von 2,27 Prozent. Im April 2013 lag die Quote der Fahrgäste ohne Ticket bei 2,9 Prozent. Aktuellere Zahlen konnte der ViP am Freitag noch nicht liefern. Aber eins steht fest: Täglich werden bei Kontrollen durch den vom Verkehrsbetrieb beauftragten Sicherheitsdienst Wisag zwischen 30 und 40 Vip-Nutzer ohne gültigen Fahrschein erwischt. Zwischen sechs und acht Mitarbeiter sind im Potsdamer Bus- und Tramnetz dazu täglich unterwegs.

Wie viele Fahrgäste tatsächlich mitfahren ohne zu bezahlen, geht aus der Erhebung nicht hervor. „Dem Studienteam ist bewusst, dass dort, wo verstärkt kontrolliert wird, mehr Schwarzfahrten registriert werden“, so Neubert. Man gehe davon aus, dass nur etwa jede zwanzigste Schwarzfahrt bei einer Kontrolle endet.

Bei den Kontrollen sieht der Bahnkundenverband DBV noch Verbesserungsmöglichkeiten: „Das Personal ist meist dasselbe“, so DBV-Sprecher Benjamin Karl. So seien die Kontrolleure für Schwarzfahrer leicht zu erkennen. Besser wäre ein fahrscheinloser Nahverkehr, der über einen Pauschalbeitrag aller Einwohner getragen werde. Dann könne sich niemand entziehen und die Kosten für Kontrollen entfallen, so Karl.

Der Vip geht einen anderen Weg. Zweimal in diesem Jahr gab es sogenannte Schwerpunktkontrollen: Dabei halten Bahnen auch auf offener Strecke, mehrere Kontrolleure steigen ein und verlangen nach Fahrscheinen, Polizeistreifen stehen in der Nähe. An zwei Tagen wurden so 194 Schwarzfahrer erwischt.

Gänzlich anders als in Potsdam hat sich die Zahl der angezeigten Schwarzfahrer in Berlin entwickelt. Um mehr als ein Drittel ist die Zahl der Anzeigen dort im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen – und das obwohl die BVG ihr Kontrollpersonal verdoppelt hat. Allerdings tauschen sich in Berlin nicht nur zahlreiche Schwarzfahrer bei Facebook über Kontrollen aus, sondern es gibt auch die Smartphone-App „Fare Bandit“ („Fahrpreis-Bandit“), die vor Kontrollen warnt. Auf Kontrollen in Potsdam wird dort bisher kaum hingewiesen.

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