zum Hauptinhalt
Vergangenheit und Zukunft. Das Hotelhochhaus steht in der historischen Sichtachse zwischen Neptunbassin, Schloss und Nikolaikirche. Wie der Lustgarten künftig aussehen könnte, soll ein Werkstattverfahren klären.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Wenige Bürger, viele Fragen

Kaum Beteiligung bei Werkstattgespräch zum Lustgarten. Planer kritisieren enge Vorgaben für Gestaltung

Stand:

Innenstadt - Eine Sternstunde der Bürgerbeteiligung war es nicht: Beim ersten Termin der „Planungswerkstatt im Dialog – Lustgarten“ am gestrigen Montag meldeten sich bei der abschließenden Diskussion gegen 16 Uhr gerade einmal drei Potsdamer zu Wort, um Erwartungen und Wünsche an die Planungsbüros zu formulieren, die an dem Werkstattverfahren teilnehmen. Zu dem Zeitpunkt hatte ein Teil der Architekten den Saal in der Zentrale der städtischen Immobilienholding Pro Potsdam in der Pappelallee allerdings bereits verlassen, denn die Veranstaltung hatte schon um 10 Uhr mit einer Besichtigung des Lustgartens begonnen.

Bisher hatten die Potsdamer großes Interesse an der Zukunft des Lustgartens gezeigt: Von Mitte August bis Mitte September konnten sie in der roten Infobox an der Breiten Straße oder im Internet Vorschläge machen, wie der Lustgarten künftig einmal aussehen soll. Gut 1000 Potsdamer informierten sich in der Infobox über das Verfahren, 148 füllten einen Fragebogen aus, im Internet-Forum gab es fast 700 Einträge.

Das 520 000 Euro teure Verfahren, für dessen Moderation am Montag der ehemalige Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) nach Potsdam gekommen war, soll den Stadtverordneten Handlungsoptionen liefern. Im Kern geht es um die „Konkretisierung der Sanierungsziele“ für das Areal zwischen der Breiten Straße und dem Bahndamm. Auslöser ist der Streit, ob und unter welchen Umständen das Hochhaus des Hotels Mercure abgerissen werden sollte und mit welchem Ziel.

Die Aufgabenstellung – so viel wurde am Montag deutlich – ist für die Teilnehmer nicht unproblematisch: Etwa zwei Drittel der Fläche dürfen gar nicht verändert werden. Für den Teil des Lustgartens inklusive des Neptunbeckens, der 2001 zur Bundesgartenschau umgestaltet wurde, besitzen die Architekten Dietz Joppien das Urheberrecht. Außerdem müssen die Teams den im vergangenen Jahr mühsam gefundenen Kompromiss zur Zukunft der Weissen Flotte berücksichtigen: Ihr Hafengebäude bleibt entweder stehen, falls das Hotel stehen bleibt, oder wird am Bahndamm neu errichtet, falls das Hotel verschwindet. Das sorgte für Murren unter den Planern. Andererseits werden von ihnen Lösungen gefordert, die die Wünsche der Bürger einbeziehen und einen Lustgarten mit oder ohne das Hotel Mercure ermöglichen.

Die Hotel-Frage sollte möglichst rasch geklärt werden, so Moderator Tiefensee. Vielleicht könne die Hotelnutzung auch an den Bahndamm verlegt werden, so der frühere Leipziger Oberbürgermeister. Dabei wollte Tiefensee auch die Stadtpolitik nicht aus der Verantwortung entlassen: „Mitwirkung der Bürger bedeutet nicht, dass die Verantwortlichen keine Entscheidung mehr treffen“, sagte er in seiner Einleitung.

Bewegung deutete sich sich in der Diskussion in Bezug auf den Festplatz an der Breiten Straße an: Dessen Aufenthaltsqualität war von den Bürgern im Internet und in der Info-Box kritisiert worden. „Es ist fraglich, ob die kurzfristige Nutzung als Rummel einen so prominenten Platz in der Stadtmitte determinieren sollte“, so der Baubeigeordnete Matthias Klipp (Grüne). Auch der Schaustellerverband kann sich Veränderungen vorstellen: So könne ein Teil begrünt werden, da nicht alle Fahrgeschäfte einen stark befestigten Untergrund benötigten, hieß es.

Nun sind erst mal die Planungsbüros gefragt. Bis 7. November sollen sie ihre ersten Entwürfe abgeben. Die sollen ab dem 17. November für vier Wochen in der Infobox im Lustgarten ausgestellt werden. Dann können die Potsdamer Lob und Kritik äußern. Danach sollen die Planungsbüros ihre Entwürfe überarbeiten, bevor sie ab März erneut öffentlich diskutiert werden sollen. Erst dann soll eine Jury den besten Vorschlag auswählen. Anschließend sollen die Stadtverordneten entscheiden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })