Landeshauptstadt: Weniger Gäste, weniger Übernachtungen
19 500 Potsdamer leben vom Tourismus: Wie sich die Landeshauptstadt auf der ITB präsentiert
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Berlin - Jann Jakobs hat die Lust am Reisen jedenfalls noch nicht verloren. Gerade zurück aus dem südfranzösischen Cannes, wo der Oberbürgermeister Anfang dieser Woche auf der internationalen Immobilien- und Standortmesse MIPIM die Werbetrommel für die Landeshauptstadt rührte, warb Jakobs (SPD) gestern auf der Internationalen Tourismus- Börse (ITB) in Berlin für Potsdam als Reiseziel. Und er hat ein klares Ziel: Eine Millionen Übernachtungen soll es „in naher Zukunft“ in Potsdam geben, sagte Jakobs auf einer Pressekonferenz.
Die Realität sieht allerdings noch etwas anders aus. Im vergangenen Jahr gab es sogar einen leichten Rückgang bei den Besucher- und Übernachtungszahlen, erklärte Jakobs: Demnach wurden 810 291 Übernachtungen gebucht, 2007 waren es noch 825 755. Gleichzeitig ging die Zahl der Gäste um 2,2 Prozent zurück: Waren es 2007 noch 366 682, nahmen 2008 nur noch 358 912 Gäste in Potsdam Quartier. Die Verweildauer blieb bei 2,3 Tagen.
Über die Ursachen für den Rückgang könne er nur spekulieren, sagte Jakobs: Denkbar sei, dass internationale Gäste wegen der Wirtschaftskrise ausgeblieben seien. Etwa elf Prozent der Potsdamer Touristen kämen aus dem Ausland. Damit liege Potsdam über dem Brandenburgdurchschnitt.
Positive Zahlen meldete Jakobs dagegen von der Schlösserstiftung: Dort habe es 1,2 Prozent mehr Gäste gegeben als 2007. Auch den 2008 eröffneten Kletterpark „Abenteuerpark Potsdam“ am Telegrafenberg wertete er als Erfolg: Statt der 20 000 Besucher, die Kletterparkbetreiber Mauro Buttler anvisierte, kamen seit der Eröffnung im März 2008 mehr als 55 000 zum Klettern in die Bäume. Am morgigen Samstag eröffnet der Kletterpark die neue Saison.
An Gäste-Prognosen für 2009 wagten sich gestern weder Jens Beuchler vom Tourismus-Marketing Brandenburg noch Mario Kade, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes Brandenburg (Dehoga) und Pfingstberg-Gastronom. Kade hofft darauf, dass in Zeiten kleinerer Geldbeutel der Urlaub im eigenen Land populärer wird: „Die Krise kann für uns auch eine Chance sein.“ Beuchler setzt auf die im Oktober 2008 neu eröffnete Metropolishalle auf dem Gelände des Filmparks Babelsberg: „Imageprägende Veranstaltungen wie die Bambi- Verleihung können den Ruf Potsdams deutschlandweit und international weitertragen“, hofft Beuchler. Das sei „eine große Chance, mehr Übernachtungen in die Stadt zu bekommen“.
Auch das 20-jährige Wende-Jubiläum spielt eine Rolle im Tourismus-Jahr. So werde es thematische Stadtrundfahrten und einen Mauerrundgang vom Tourismus Service und der Schlösserstiftung geben, erklärte Beuchler: „Die Nachfrage zu diesen Themen ist sehr groß, national wie international.“ Der Unesco-Welterbestätten-Tag in Klein Glienicke im Juni wird ebenfalls den Mauerfall und die deutsche Teilung thematisieren.
Die Stadt will indes auch mit anderen Mitteln Touristen nach Potsdam locken: So beteiligt sie sich demnächst an der Tourist Information, die die „Weisse Flotte“ bereits jetzt im Potsdamer Hauptbahnhof betreibt. Start für das gemeinsame Projekt sei noch in diesem Frühjahr, sagte Jann Jakobs gestern. Er verwies außerdem auf das Qualitätssiegel „Potsdamer Gastlichkeit“, das aktuell 57 Restaurants, Cafés und Lokale in Potsdam, Schwielowsee und Werder tragen. Der Oberbürgermeister präsentierte außerdem neue Info-Broschüren in englischer Sprache. Der elektronische Stadtrundgang „itour“, den es bisher in Deutsch und Englisch gab, sei nun auch in Spanisch und Italienisch erhältlich. Geplant ist weiterhin, den Stadtrundgang im Internet zum Herunterladen anzubieten, erklärte Stadtmarketing-Chefin Sigrid Sommer.
Tourismus ist für die Landeshauptstadt ein „großer und wichtiger Wirtschaftsfaktor“, betonte Jann Jakobs. Nach Schätzung von Dehoga-Präsident Mario Kade arbeiten etwa 6000 Menschen in den 460 Hotel und Restaurants der Stadt. Insgesamt leben vom Gastgewerbe 19 500 Potsdamer, rechnete Stefan Frerichs, der Chef der Potsdamer Wirtschaftsförderung, vor. Jana Haase
Am morgigen Samstag und am Sonntag ist die ITB von 10 bis 18 Uhr für Privatbesucher geöffnet. Die Tageskarte kostet 14 Euro, online 12 Euro. Schüler und Studenten bezahlen 8 Euro an der Tageskasse, Kinder bis 14 Jahre haben in Begleitung der Eltern freien Eintritt. Seite 13.
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