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Landeshauptstadt: Weniger Räumungsklagen wegen Mietschulden Potsdamer verlieren seltener ihre Wohnung. Die Stadt fordert mehr Hilfe von privaten Vermietern

Krankheit, ein unregelmäßig zahlender Arbeitgeber oder die Überforderung, die finanziellen Angelegenheiten selbst zu regeln – die Ursachen für Mietschulden können vielschichtig sein. Die Folge ist immer gleich: Der Verlust der Wohnung droht.

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Krankheit, ein unregelmäßig zahlender Arbeitgeber oder die Überforderung, die finanziellen Angelegenheiten selbst zu regeln – die Ursachen für Mietschulden können vielschichtig sein. Die Folge ist immer gleich: Der Verlust der Wohnung droht. Erfahre die Stadtverwaltung von einer Kündigung, werde immer versucht, mit dem betroffenen Mieter zu sprechen, sagte Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger (parteilos) am Freitag. Hilfe werde angeboten. „Hinter Mietschulden stecken oft andere Probleme“, so die Sozialbeigeordnete. Manchmal helfe es schon, die richtigen Anträge, etwa bei der Arbeitsagentur, zu stellen, um die Mietzahlung zu sichern. „Unsere Aufgabe ist es, den Verlust der eigenen Wohnung zu verhindern“, sagte Müller-Preinesberger. Betroffene sollten sich nicht scheuen, die Hilfe anzunehmen.

Das scheint in der letzten Zeit zu funktionieren: Trotz des angespannten Wohnungsmarktes verlieren weniger Potsdamer ihre Wohnung durch Zwangsräumungen. Seit dem Jahr 2011 ist die Zahl der Räumungsklagen von 311 auf 249 im vergangenen Jahr zurückgegangen. Das gute Ergebnis sei dem Engagement der Fachstelle Wohnungswesen in der Stadtverwaltung und dem Sozialmanagement der großen kommunalen und genossenschaftlichen Vermieter zu verdanken. „Wir würden uns wünschen, dass auch private Vermieter dem Beispiel folgen“, so die Beigeordnete.

Auch die Zahl der Wohnungskündigungen wegen Mietschulden ist in Potsdam im gleichen Zeitraum von 529 auf 471 zurückgegangen. Allerdings sind in diesem Punkt die Daten unvollständig, weil es keine automatische Meldung an die Stadtverwaltung gibt. Bei Räumungsklagen übernehmen dies die Gerichte. Außerdem führt nur ein Teil der Räumungsklagen auch tatsächlich dazu, dass der Mieter die Wohnung verlassen muss. Im vergangenen Jahr sei dies weniger als 100 Mal der Fall gewesen, so Müller-Preinesberger. Genaue Zahlen gibt es nicht.

Um die Hemmschwelle niedrig zu halten, bekommt bei der kommunalen Immobilienholding Pro Potsdam jeder wegen Mietschulden gekündigte Mieter auch ein Infoblatt mit dem Kontakt zur städtischen Beratungsstelle zugeschickt. Darüber habe die Verwaltung inzwischen auch mit Potsdams größtem privaten Vermieter, dem Unternehmen Semmelhaack, gesprochen. „Wir wollen, dass erst gar keine hohen Mietrückstände auflaufen“, sagte Jörn-Michael Westphal, Geschäftsführer der Pro Potsdam. Deshalb spreche man bei zwei fehlenden Monatsmieten die Kündigung aus und suche das Gespräch – im vergangenen Jahr 341 Mal.

Nach zwei Monaten sei es noch vergleichsweise einfach, Rückstände auszugleichen. „Bei jüngeren Mietern springen häufig die Eltern ein“, sagte Westphal. Dennoch wurden im vergangenen Jahr 87 Räumungstermine für Wohnungen der Pro Potsdam angesetzt – genauso viele wie im Vorjahr. Davon konnten allerdings 50 noch mithilfe der Stadt abgewendet werden. Für das Unternehmen zahlt sich der Eifer aus. Die Summe der Mietrückstände ist seit dem Herbst 2011 um etwa ein Viertel auf etwa 1,4 Millionen Euro gesunken.

Für die Stadt kostet das Engagement zunächst Geld. Ungefähr 400 000 Euro werden im Jahr ausgegeben – das meiste davon als Darlehen an die säumigen Mieter. Doch das Geld sei gut angelegt, so Müller-Preinesberger. Die Unterbringung im Obdachlosenheim koste nämlich am Ende mehr. Außerdem sei es schwer, einen neue Wohnung zu finden, wenn die alte erstmal verloren ist.

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