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Homepage: Wenn die Bienen mit den Äpfeln Forschungsplattform in der Schorfheide geplant

Nach aktuellen Schätzungen gibt es zehn Millionen Arten von Lebensformen weltweit, von denen allerdings erst 1,5 Millionen erfasst wurden. Allein in Deutschland gibt es 3000 Pflanzenarten.

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Nach aktuellen Schätzungen gibt es zehn Millionen Arten von Lebensformen weltweit, von denen allerdings erst 1,5 Millionen erfasst wurden. Allein in Deutschland gibt es 3000 Pflanzenarten. Was aber hat es für Folgen, wenn aufgrund äußerer Einflüsse eine Pflanzenart aus einem Ökosystem verschwindet?

Fünf Biologen und Biochemiker aus ganz Deutschland haben an der Universität Potsdam ein Projekt initiiert, das die Errichtung von so genannten Bioexploratorien in Naturschutzgebieten vorsieht. Damit soll die Veränderungen der biologischen Vielfalt untersucht werden. Mitinitiator ist der Professor für Biozönoseforschung und spezielle Botanik Markus Fischer, der auch Direktor des Botanischen Gartens der Universität Potsdam ist.

In drei gleichberechtigten Biosphärenreservaten soll ab Oktober 2006 auf rund 1000 Flächen langfristig geforscht werden: Im Nationalpark Hainich (Thüringen), im geplanten Biosphärenreservat Schwäbische Alb (Baden-Württemberg) und in der Brandenburgischen Schorfheide-Chorin, die zu den trockensten Gebieten Deutschlands gehört.

Ziel sei es, die Beziehung zwischen der Artenvielfalt und der Intensität der Landnutzung sowie die Folgen dieser Zusammenhänge für Ökosysteme zu untersuchen. Im Einzelnen bedeute das die Aufnahme und Katalogisierung der einzelnen Arten und letztlich auch die Manipulation der Diversität in dem Versuchsbeet. „Man setzt zum Beispiel eine Pilzart in ein Ökosystem, in dem sie vorher nicht existiert hat und beobachtet die Folgen“, erklärt Fischer.

Er erhoffe sich, dass die Forschungsplattformen auch Wissenschaftler aus anderen Bereichen anziehen und mit dem Projekt verschiedene Teile der Ökologie zusammengeführt werden, die bisher unabhängig voneinander gearbeitet haben. Um einen bestmöglichen Plan für das Projekt erstellen zu können, gab es im Vorfeld unter anderem eine Umfrage in Zoologischen und Botanischen Gärten, damit auch die Bedürfnisse dieser „Bewahrungsstätten der Biodiversität“ berücksichtigt werden können.

Durch das Projekt erwarten sich die Ökologen unter anderem Rückschlüsse auf die Vielfalt von Nahrungsnetz-Interaktionen: Diese behandeln beispielsweise die Häufigkeit der Bestäubung einer Pflanze durch Bienen und wie viele Bienenarten die Pflanze in welchem Zeitraum bestäuben. Wann ein Apfelbaum auf welcher Wiese blüht, kann so bestimmt werden.

Die Biodiversität gilt als eine Grundvoraussetzung für die Stabilität der weltweiten Ökosysteme. Wenn die Artenvielfalt sich durch Klimawandel und Umweltverschmutzung verändert, ändert sich auch das dazugehörige Ökosystem. So gibt es in Deutschland z.B. jährlich neue Libellenarten. Infolgedessen siedeln sich ungewöhnlich viele Frösche in Ökosystemen an, in denen sie vorher nicht vorkamen und bringen dieses aus dem Gleichgewicht.

Eine höhere Artenvielfalt bedeutet aber grundsätzlich, dass das dazugehörige Ökosystem besser funktioniert, etwa weniger anfällig für „Krankheiten“ oder „Angriffe“ von außen ist. Nährstoffe werden besser gespeichert und die Erosionsgefahr sinkt. Letzteres ist besonders für Brandenburgs Wiesen interessant, die, aufgrund ihrer großen Trockenheit von einer hohen Erosion betroffen sind. Die Untersuchung der Biodiversität bedeutet auch für die Landwirtschaft große Fortschritte: Wenn die Landwirte wissen, welche Arten von Organismen für ihr Anbaugebiet von Nutzen sind, können sie, durch Hinzufügen oder Herausnehmen eines Organismus oder Lebewesens, die Diversität in ihrem speziellen Ökosystem verändern und so einen stabileren Ernteertrag erhalten. Aufgrund der großen Bedeutung für den Naturschutz wird das Projekt mit rund acht Millionen Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert .Malalai Bindemann

Malalai Bindemann

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