Landeshauptstadt: Wenn Hollywood grün sieht
Ab Donnerstag treffen sich in Babelsberg Digital-Spezialisten bei der Animago-Konferenz. Sie diskutieren die neuesten Tricks, aber auch Arbeitsbedingungen in der Branche
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Sie legen für Hollywood-Kassenschlager wie „Oblivion“ oder „White House Down“ die Welt von heute oder morgen in Schutt und Asche, sorgen mit ausgetüftelten Animationen für die gute Optik in Computerspielen wie „Ryse – Son of Rome“, zaubern als Köpfe hinter berühmten Pixar-Animationsfilmen wie „Oben“, „Toy Story 3“ oder „Merida – Legende der Highlands“ Jung wie Alt ein Lächeln auf die Lippen und geben Fernseh-Großproduktionen wie „Adlon“ oder „Nacht über Berlin“ mit digitalen Effekten den gewünschten Schliff: Die Computertrickspezialisten der VFX-Branche – kurz für Visual Effects, also visuelle Effekte – sind aus dem Film- und Videospielbereich nicht mehr wegzudenken. In dieser Woche kommen internationale VFX-Experten bei der zweitägigen Fachkonferenz „Animago“ in der Metropolis-Halle in Babelsberg zusammen. Das Treffen, das das Branchenmagazin „Digital Production“ mit Sitz in München seit 1997 veranstaltet, findet bereits zum fünften Mal in Folge in der Medienstadt statt.
Die Organisatoren rechnen am Donnerstag und Freitag mit mehr als 1000 Besuchern. Die Gäste erwartet zum einen eine Fachmesse, bei der mehr als 40 Unternehmen ihre neuesten Entwicklungen präsentieren, zum anderen auch ein hochkarätiges Vortragsprogramm: Angekündigt hat sich unter anderem Erik Smitt, Beleuchtungs-Experte bei den legendären US-amerikanischen „Pixar“-Studios. Er erklärt in seinem Abendvortrag, wie er die digitalen Helden von Erfolgsstreifen wie „Findet Nemo“, „Oben“ und „Toy Story 3“ ins rechte Licht gesetzt hat – oder zuletzt die wallenden roten Locken der Titelheldin in „Merida – Legende der Highlands“.
Zu den weiteren Referenten zählen unter anderem Andreas Block und Christian Haas von den Stuttgarter Luxx Studios, die über die Arbeit an „White House Down“, dem neuesten Werk von Katastrophenfilm-Meister Roland Emmerich berichten. Florian Gellinger von den Berliner Rise Visual Effects Studios zeigt die neuesten Tricks unter anderem aus „Iron Man 3“.
Der Potsdamer Digital-Unternehmer Sven Schreiber lässt die Konferenzteilnehmer virtuell in einen Tatort eintauchen: Mit einer für die ARD entwickelten Anwendung können die Gäste neben den Tatortkommissaren Felix Stark (Boris Aljinovic) und Till Ritter ( Dominik Raacke) oder den Polizeiruf 110-Ermittlern Doreen Brasch (Claudia Michelsen) und Jochen Drexler (Sylvester Groth) auftreten, kündigten die Animago-Organisatoren an. Die Live-Installation hatte vor wenigen Wochen bei der Internationalen Funkausstellung Berlin Premiere gefeiert. Auch das Babelsberger Filmgymnasium in der Großbeerenstraße ist erstmals dabei: Am Donnerstag ab 14 Uhr gibt es dort eine Infoveranstaltung für Potsdamer Schüler, bei denen sich drei Babelsberger Digital-Firmen vorstellen.
Höhepunkt der Konferenz ist am Donnerstagabend die Verleihung der Animago Awards: Mit den Preisen in insgesamt elf Kategorien werden unter anderem der beste Kurzfilm, die beste Werbeproduktion oder das beste Game-Design geehrt. Den Angaben zufolge gab es in diesem Jahr 1 043 Einreichungen aus 66 Ländern, eine Fachjury traf die Vorauswahl mit 55 Nominierungen.
Die Animago-Konferenz widmet sich nicht nur der technischen Seite der VFX-Branche: Die Experten diskutieren auch Finanzierungsfragen, Zukunftschancen und die Arbeitsbedingungen von Freischaffenden und Angestellten in der VFX-Branche. Schlagzeilen hatte erst in diesem Frühjahr die katastrophale Lage der Effekte-Künstler des Oscar-Gewinnerfilms „Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger“ gemacht: Trotz des enormen Erfolges an den Kinokassen ging eine der beschäftigten VFX-Firmen pleite – die Angestellten blieben ohne Löhne. Am Rande der Oscar-Verleihung kam es zu Protesten Hunderter VFX-Künstler, als Zeichen der Solidarität wechselten in den Wochen darauf weltweit Nutzer von Internetdiensten wie Twitter und Facebook ihre Profilbilder gegen eine neongrüne Fläche. Der „green screen“ – eine grüne Leinwand – wird bei Filmdrehs immer dann verwendet, wenn nachträglich visuelle Effekte eingefügt werden sollen.
In Deutschland gilt die Hauptstadtregion mit Berlin und Babelsberg mittlerweile als „digitales Zentrum der Republik“, wie Elmar Giglinger, der Geschäftsführer des Medienboards Berlin-Brandenburg, das neben Filmproduktionen auch die Computerspiel- und Digital-Branche fördert, immer wieder gern betont. Er geht von insgesamt rund 18 000 Unternehmen mit 170 000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 20 Milliarden Euro in der Digital-Branche aus – allein in der Hauptstadtregion.
Alles Infos zum Programm:
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