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Landeshauptstadt: Wenn Matt Damon lächeln mag

In Berlin haben die Dreharbeiten für „The Bourne Supremacy“ begonnen – der dritten Babelsberger Hollywood-Produktion in diesem Jahr

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In Berlin haben die Dreharbeiten für „The Bourne Supremacy“ begonnen – der dritten Babelsberger Hollywood-Produktion in diesem Jahr Von Sabine Schicketanz Fast wäre er gar nicht aufgefallen, der Hollywood-Star. Im schwarzen Mantel, Wollpulli, dunkler Hose und in die Sonne blinzelnd will er sich an den wartenden Fotografen vorbei zur Mittagspause schleichen. Das klappt nicht ganz. Einer hat ihn doch entdeckt, die Kameras klicken, aber Matt Damon ärgert sich nicht etwa darüber. Auf dem Beifahrersitz des silbernen VW-Busses angekommen, schenkt er den Fotografen sogar ein strahlendes Lächeln und verspricht: „I“ll be back.“ Zurückkommen muss er auch, schließlich absolvierte der 33-jährige Schauspieler gestern seinen ersten Drehtag für den Spionagethriller „The Bourne Supremacy“ – der Fortsetzung des Kinohits „The Bourne Identity“. Dass Matt Damon dabei gute Laune hat, lässt bei Henning Molfenter die Anspannung der vergangenen Tage langsam weichen. Molfenter ist der Produktionschef von Studio Babelsberg Motion Pictures und verantwortlich für alles, was mit den Dreharbeiten zu tun hat. Denn das Hollywood-Studio Universal Pictures hat die Babelsberger mit dem kompletten Produktionsservice für den 60 Millionen Dollar-Film beauftragt: Suche und Betreuung der Drehorte, Organisation und Betreuung der Dreharbeiten, Kulissenbau, Ateliervermietung. Auch die so genannte Postproduktion des Films wird in Babelsberg stattfinden. Kein Wunder, dass für denjenigen, der die Verantwortung für all dies trägt, ein Lächeln von Matt Damon wie eine Beruhigungspille wirkt. Abgesehen davon machen die Dreharbeiten den Eindruck, als könnten sie einem jungen Mann wie Matt Damon sowieso Spaß machen. In der Einfahrt zum noch nicht eröffneten Berliner Tiergarten-Tunnel am Potsdamer Platz steht quer über die Fahrspuren ein gelbes Taxi. An dessen Front ist ein schwarzes so genanntes Kamera-„Rack“ befestigt. „In den alten Filmen hätte man das vor einem Blue Screen machen müssen, aber so kann Matt Damon tatsächlich das Auto fahren und wir können ihn dabei filmen“, sagt Frank Marshall, gemeinsam mit Pat Crowley Produzent von „The Bourne Supremacy“. Dass auch Marshall Spaß an der Arbeit hat, sieht man ihm nicht nur an. „Berlin ist eine spektakuläre Stadt“, sagt er. Besonders die moderne Architektur rund um den Potsdamer Platz findet er faszinierend. „Das sieht aus wie die Zukunft, ein bisschen wie im Film ,Blade Runner“.“ Doch auch bei Frank Marshall, der als Produzent schon Kinostreifen wie „Seabiscuit“, „Signs“ oder „The Sixth Sense“ verantwortet hat, musste die Berlin-Begeisterung erst geweckt werden. Dafür war wiederum Henning Molfenter zuständig. Er legte Marshall Fotos der Bundeshauptstadt vor, für die Location-Sucherin Friederike von Rau zuvor auf die Pirsch gegangen war. „Es sind Aufnahmen, die Berlin zeigen wie man es noch nie gesehen hat“, sagt Molfenter. Diese Blickwinkel überzeugten Marshall, denn „The Bourne Supremacy“ wird nicht nur in Berlin gedreht – auch die Filmhandlung spielt dort. Touristenattraktionen wie das Brandenburger Tor wird der Kinobesucher beim Deutschland-Start des Films am 9. September 2004 aber nicht entdecken können. Stattdessen wird der zum Auftragskiller ausgebildete CIA-Spion Jason Bourne (Matt Damon), der im ersten Teil der „Bourne“-Trilogie sein im Computerchip gespeichertes Gedächtnis verloren hatte, an ganz alltäglichen Orten der Stadt versuchen, die Wahrheit über seine Vergangenheit zu erfahren. Gejagt wird er dabei von skrupellosen CIA-Agenten, die den außer Kontrolle geratenen Kollegen unschädlich machen sollen. Franka Potente („Lola rennt“), die in „The Bourne Identity“ eine Deutsche namens Marie spielte, das Herz von Jason Bourne eroberte und ihn küssen durfte, wird Matt Damon in Berlin nicht beistehen können – sie ist nur für die Drehtage in Indien eingeplant. „Aber sie wird uns hier beim Dreh besuchen kommen“, meint Frank Marshall. Die Filmcrew zu finden, wird für Franka Potente aber gar nicht so einfach werden. „Wir wissen heute noch nicht genau, wo wir morgen drehen“, sagt Molfenter. Neben den geplanten „Locations“ – Kurfürstendamm, Alexanderplatz, Café Moskau, Flughafen Tempelhof, einigen Straßen in Potsdam und den ehemaligen Siemens-Gebäuden an der Hauptstraße in Teltow, die im Inneren zum Headquarter der CIA werden – suchen sich Frank Marshall und Regisseur Paul Greengrass („Bloody Sunday“) immer neue Drehorte. „Gestern war ich auf der Straße Unter den Linden, da will ich unbedingt noch drehen“, so Marshall. Genügend Zeit für spontane Abstecher wird den Filmemachern wohl bleiben. Drei Viertel des Spionagethrillers entstehen hier, sagt der Produzent. Immerhin bis Ende Februar wird in Berlin und Brandenburg gefilmt, unterbrochen durch zwei Wochen Dreh in Indien vor Weihnachten. Wenn alle Außenaufnahmen im Kasten sind, stehen zudem für zwei Wochen die Studio-Hallen in Babelsberg auf dem Drehplan. Doch das Studio Babelsberg spielt eine weitaus größere Rolle als die des Kulissenbauers. „80 Prozent der Filmcrew kommt aus Deutschland, aus Brandenburg und Berlin“, sagt Henning Molfenter – zum ersten Mal bei einer Babelsberger Hollywood-Produktion. „Das Vertrauen in uns ist gewachsen“, meint Molfenter. Kaum verwunderlich, denn „The Bourne Supremacy“ ist für die Studios in diesem Jahr schon die dritte internationale Produktion nach „In 80 Tagen um die Welt“ und dem gerade in Babelsberg entstehenden „Beyond the Sea“ von Kevin Spacey. Matt Damon jedenfalls hat sein Versprechen gehalten. Er ist von der Mittagspause zurückgekommen – und lächelt wieder für die Fotografen. „Er liebt diese Rolle“, sagt sein Produzent Frank Marshall.

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