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Landeshauptstadt: Wie aus dem Gesicht geschnitten Wolfgang Völz stand als Ballin vor der Kamera

Babelsberg/Hamburg – Da hatte Yvonne Joseph nicht mehr viel zu tun. Lediglich ein paar Haare auf dem Kopf musste die Maskenbildnerin des Art Department entfernen, dazu geschwungene Bartenden über die Mundwinkel kleben.

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Babelsberg/Hamburg – Da hatte Yvonne Joseph nicht mehr viel zu tun. Lediglich ein paar Haare auf dem Kopf musste die Maskenbildnerin des Art Department entfernen, dazu geschwungene Bartenden über die Mundwinkel kleben. Tatsächlich ist die Ähnlichkeit so frappierend, dass sie Wolfgang Völz früher schon selbst aufgefallen war: „Den könnt’ ich auch mal spielen“, habe er sich gedacht, als er das Portrait des Großunternehmers Albert Ballin zum ersten Mal im Hamburger Rathaus gesehen habe. Gestern stand der Schauspieler („Vollidiot“, „Neues vom Wixxer“) und Synchronsprecher (Käpt’n Blaubär) nun in Babelsberg vor der Kamera – als Ballin.

Der Name des Reeders und Generaldirektors der Hapag – der „Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actiengesellschaft“ – ist in Hamburg momentan in aller Munde: Denn in knapp drei Wochen, am 5. Juli, eröffnet dort die „Ballinstadt Auswandererwelt Hamburg“. So heißt eine Erlebnisausstellung zur Geschichte der über fünf Millionen Emigranten, die zwischen 1850 und 1934 von der Hansestadt aus in die „Neue Welt“ aufbrachen. Ballins Rolle dabei bestand in der Errichtung von Unterkünften – den so genannten „Auswandererhallen“ – für die Emigranten. Die 1901 gebauten und 1906/7 erweiterten Hallen wurden unter dem Namen „Ballinstadt“ bekannt. Ihr kaisertreuer Gründer nahm sich später das Leben: Am 9. November 1918, als der Reichskanzler die Abdankung Wilhelms II. verkündete.

Für die insgesamt 13 Millionen Euro teure Ausstellung in Hamburg wurden nun in den vergangenen zweieinhalb Jahren drei der ehemals 30 Gebäude originalgetreu wieder aufgebaut, erklärt Jorge Birkner, der Historiker des Museums. Konzipiert wurde das Ganze von einem Potsdamer: Die Idee stammte vom Ausstellungsdesigner Jens Nitschke, der bereits Projekte für die Tropenhalle Biosphäre realisiert hat. Als einer der Geschäftsführer der „Leisure Group Work GmbH“ werde er das Museum auch betreiben. Für die Ausstattung engagierte er das Art Department des Studio Babelsberg: Unter Projektleiter Uwe Schaer und Architekt Jörg Winter hätten dort seit März schon bis zu 15 Potsdamer gearbeitet, sagte Nitschke den PNN. Für die Filmarbeiten mit Völz sei die Studio Babelsberg AG „erste Wahl“ gewesen.

Das Ergebnis der Dreharbeiten ist allerdings kein Film, sondern ein Bild: „Living picture“ nennt es der Ausstellungsdesigner. Wenn der Museumsbesucher auf das Gemälde zugeht, beginnt sich das Bild zu bewegen: Wolfgang Völz alias Ballin erzählt dann, wie er auf die Idee mit den „Auswandererhallen“ kam, die Hamburg zu einem der größten Auswandererhäfen Europas machten.

Damit das Ganze später wie vorgesehen im Hochformat hängen kann, mussten Uwe Fleischer und sein Drehteam vom Studio die Kamera gestern um 90 Grad kippen – auf einem Kippstativ.

Dagegen hatte Fides Joppien, die Leiterin des Kostümfundus, leichte Arbeit: Denn der 76-jährige Völz, der in Berlin lebt, hatte eine Kneifer, aber auch den schwarzen Gehrock und gestreifte Hosen selbst mitgebracht. Letzteres aus reiner Vorsicht, wie er erklärte: Denn mit geliehenen Kostümen habe er bei den Dreharbeiten zur Filmkomödie „Der Wixxer“ in Prag unangenehme Erfahrungen gemacht: „Filzläuse!“ Jana Haase

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