Landeshauptstadt: Wie es Friedrich krachen ließ
Die Höfischen Festspiele planen im Juli 2012 ein „Pferdekarussell“ nach historischem Vorbild
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Dass der Ruf des Preußenkönigs Friedrich II. als sparsamer Monarch ins Reich der Legenden gehört, hat sich bereits herumgesprochen. Im kommenden Jahr soll nun in Potsdam zu erleben sein, wie es der König seinerzeit krachen ließ. Die Höfischen Festspiele Potsdam e.V. planen ein barockes Freiluft-Reiterspektakel mit Musik und Schauspiel auf der Mopke vor dem Neuen Palais (PNN berichteten). Historisches Vorbild des Gesamtkunstwerkes mit dem Titel „Carrousel de Sanssouci“ ist ein „Rossballett“ mit rund 200 kostümierten Reitern, das Friedrich im Sommer 1750 für seine Schwester im Berliner Lustgarten inszenieren ließ. Über die Vorbereitungen auf die Veranstaltung, die zum Rahmenprogramm der Friedrich-Ausstellung der Schlösserstiftung im Neuen Palais gehören wird, berichteten Kaspar von Erffa, der künstlerische Leiter, Hartmut Dorgerloh, der Direktor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, und Diana Krischke von der Fürstlichen Hofreitschule Bückeburg am Dienstag.
Verglichen mit Friedrichs Vorbild nimmt sich das geplante Pferdekarussell regelrecht bescheiden aus: Für vier Abende vom 19. Juli bis 22. Juli werden jeweils mehr als 20 Reiter mit Pferden aus dem niedersächsischen Bückeburg anreisen, mit den Potsdamer Turmbläsern und dem Barockmusik-Ensemble Celeste Sirene sind zwischen zwölf und 14 Musiker auf der Bühne, hinzu kommen Tänzer und Schauspieler – insgesamt mehr als 70 Beteiligte. Auch an die geschätzt 10 000 Zuschauer des historischen Pferdekarussells kommt die Wiederaufführung mit Platz für gut 1200 Besucher nicht heran. Dennoch verspricht von Erffa ein deutschlandweit einmaliges Ereignis. Auch für Schlösserstiftungschef Dorgerloh ist es „ganz klarer Höhepunkt“ im Rahmenprogramm der Friedrich-Ausstellung. „Wir werden das Neue Palais in einer Art und Weise erleben, wie man es so noch nicht erlebt hat“, versprach er.
Einen wesentlichen Beitrag sollen die Reiter der Fürstlichen Hofreitschule Bückeburg leisten – laut von Erffa Deutschlands einzige Einrichtung, die sich der barocken Reitkunst widmet. „Wir betreiben experimentelle Archäologie“, fasste Diana Krischke die verschiedenen Arbeitsfelder der Hofreitschule zusammen. Neben dem Erhalt alter Pferderassen werde anhand von Büchern, Kupferstichen oder Gemälden die barocke Reitkunst studiert und wieder zum Leben erweckt. Als Beispiel nannte die Oberreiterin den „Galopp an der Stelle“, bei der das Pferd mit zwei Beinen in die Luft geht – häufiges Motiv auf alten Bildern.
Auch die Kostüme sollen möglichst original sein. Ausstatterin Manuela Motter orientiert sich dabei an den Figurinen für das Friedrich-Karussell 1750, die im Nationalmuseum in Stockholm erhalten sind. Zur Finanzierung suchen die Festspiele noch Spender, sagte von Erffa. Interessenten könnten sich etwa mit 25 Euro am Nähgarn beteiligen, 50 Euro in die Herstellung der Satteldecken stecken oder für 100 Euro ein Pagen-Kostüm sponsern. Gutbetuchte können für 2500 Euro einen der vier Quadrillenführer ausstatten. Als Dank gibt es je nach Spendenhöhe Veranstaltungskarten oder Aktionen wie etwa Stallbesuche.
Dorgerloh lobte den Festspiele-Verein, der in Potsdam zuletzt mit der barocken Wandeloper „Lalla Rûkh“ auf dem Pfingstberg Aufmerksamkeit erregte, als „wertvollen Partner, wenn es darum geht, das höfische Fest wieder in Erinnerung zu bringen“. Dabei gehe es um eine „historisch-kritische Annäherung an das, was wir aus dem 17. bis 19. Jahrhundert wissen“, betonte er.
Aufführungsort ist eine Arena von 20 mal 40 Metern Fläche vis-à-vis des Neuen Palais’ vor dem nördlichen Communs-Gebäude, wie von Erffa erläuterte. Die notwendigen Denkmalschutzbestimmungen seien erfüllt, ausreichend Parkplätze vorhanden. Auf zwei Tribünen sollen insgesamt 1224 Zuschauer Platz finden, zudem gibt es die exklusive „Fürstenloge“ mit 56 Plätzen an Tischen. Die Logen-Gäste haben nicht nur den direkten Blick aufs Neue Palais, sie können gegen Aufpreis auch ein Vier-Gänge-Menü genießen.
Der Kartenvorverkauf startet am morgigen Donnerstag. Ganz billig ist das Ganze freilich nicht: Tribünenplätze in drei Kategorien gibt es ab 54,50 Euro, ein Platz in der Fürstenloge kostet 134,75 Euro, mit Menu 432 Euro. Ermäßigungen gibt es unter anderem für Familien oder bei Buchung eines kompletten Tisches. Bis zum 31. Januar 2012 wird zudem ein Frühbucherrabatt von zehn Prozent abgezogen.
Info und Karten im Internet auf www.carrousel-de-sanssouci.de
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