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Wenig Apfel beim Apfelfest, dafür viele Ritter und Orks. Die Wesen aus der Unterwelt, die vielen Kindern Angst machten, sowie die Ritterturniere und mittelalterliches Spektakel standen im Vordergrund des 4. Apfelfestes am Wochenende im Volkspark.

© Andreas Klaer

Von Hella Dittfeld: Wie heißt du, meine rotbackige Schöne? Beim 4. Apfelfest

rumpelte das Mostmobil und die Apfelsortenbestimmer hatten den Durchblick

Stand:

Es rumpelt gewaltig, wenn die Entsaftermaschine den Äpfeln den letzten Tropfen auspresst. Aus einem Kilo holt sie eine 0,7-Liter-Flasche voll Saft heraus und spukt dazu noch einen Früchtekuchen aus. Den Saft darf der Kunde gleich mitnehmen, der Kuchen wird entweder ans Vieh verfüttert oder kommt auf den Kompost. Manuela Frick aus Rollenhagen (Mecklenburg-Vorpommern) hat das Mostmobil am Wochenende aufs 4. Potsdamer Apfelfest in den Volkspark mitgebracht. Dort hat ihr Mann Dietmar Frick wieder zu allerlei mittelalterlichen Spielen, Märchen und viel Musik-Cocolorus eingeladen. Beim Mostmobil im Volkspark hält sich der Kunden-Ansturm zwar in Grenzen, ansonsten aber ist die transportable Mostfabrik gut ausgelastet. Das Mostmobil steht im Umkreis von Rollenhagen täglich an einer anderen Stelle, ist bei den Apfelbaumbesitzern angekündigt und die nutzen es ausgiebig. Beim Apfelfest soll eher gezeigt werden, was man alles mit und aus dem Apfel machen kann.

Doch erst einmal müssen die Apfelbäume gepflanzt sein, müssen blühen und gedeihen. Bei Dietmar Frick im Garten tun das übrigens über 100 Apfelsorten. Im Zelt gegenüber der rumpelnden Apfelmosterei haben drei Pomologen und ein Phytopathologe (Pflanzenarzt) Stellung bezogen. Dr. Ingeburg Grittner ist seit 1991 Mitglied im Pomologenverein und sie versteht sich auf die Bestimmung auch ausgefallener Apfelsorten. Sollte es schwierig werden, berät man sich untereinander und hat auch noch Bestimmungsbücher zur Hand. „In Deutschland“ , sagt Grittner, „gibt es 800 bis 1000 Apfelsorten und es kommen immer noch neue hinzu.“ Apfelsorten aus dem 17. Jahrhundert gehörten ebenso zum Bestand wie Neuzüchtungen aus den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Wer sich einen neuen Apfelbaum kaufen wolle, sollte deshalb nur in anerkannten Baumschulen kaufen, meint sie. Damit er auch bekommt, was er gern haben möchte. Es gebe zum Beispiel sehr ertragreiche Sorten, die aber eine gute fachmännische Pflege verlangten. Das könne der Hobbygärtner meist gar nicht leisten. Wer einen Apfelbaum mit dem Haus und dem Garten mitkauft wie die Werners aus Frohnau, der kann sich die Sorte nicht aussuchen, möchte aber gern wissen, was er vor der Tür stehen hat. Deshalb haben sie sich auf den Weg zum Apfelfest gemacht. Die Pomologen werden’s ihnen verraten. „Manchmal ist die Sortenbestimmung allerdings nicht einfach“, meint Grittner. Es gebe sehr viel Abarten und Ähnlichkeiten und die seien nicht leicht auseinanderzuhalten.

Der Phytopathologe Dr. Manfred Richter kommt ins Spiel, wenn Pflanzenkrankheiten oder Schädlinge dem Obstzüchter wenig Freude machen. Richter war vor seinem Ruhestand im Pflanzenschutzamt Potsdam tätig und kennt sich mit allerlei Ärgernissen aus. Er findet jedoch, dass Pflanzenkrankheiten und Schädlinge durch eine harmonische Düngung und gut dosierte Pflanzenschutzmittel besser bekämpft werden können als früher. Damit geht er allerdings mehr auf den gewerblichen Apfelanbau ein. Der Hobbygärtner sollte auf Ökologie setzen.

Natürlich boten die 50 Stände des Apfelfestes auch Apfelprodukte wie Marmeladen, Säfte Weine, Suppe und Krapfen an, dazu viel Mittelalterausstattung. Doch was macht ein Apfelbauer und Apfelfestgestalter im Winter? „Musik“, sagt Dietmar Frick. „Ich spiele mit meiner Band Cocolorus Diaboli und nehme CDs auf.“ Ritterfeste organisiere er im Sommer, das Potsdamer Apfelfest sei der Saison-Abschluss.

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