
© A. Klaer
Landeshauptstadt: „Wie kann der gütige Gott dies zulassen?“
Superintendent Zehner hielt Andacht in der Nikolaikirche für die Opfer der Katastrophe in Japan
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Erst kam ein Erdbeben, es folgte eine Riesenwelle. „Dann brannte die Stadt tagelang.“ Mit der historischen Katastrophe, die 1755 Lissabon zerstörte, begann Potsdams Superintendent Joachim Zehner am Freitagmittag in der evangelischen Nikolaikirche seine Andacht angesichts der dramatischen Ereignisse in Japan. Wie gerade in Japan soll vor rund 250 Jahren in Portugal die Erde mit einer Stärke von 8,7 bis 9,0 auf der Richter-Skala gebebt haben, sagte Zehner vor rund 50 Anwesenden. Auch damals habe das Unglück einen „tiefen Einschnitt in das europäische Lebensgefühl“ bedeutet. Wie heute werde eine zentrale Frage aufgeworfen: „Wie kann der gütige Gott dies zulassen?“
Die Antwort auf diese Frage: „Wir wissen es nicht.“ Es gebe keine Lösung dieser Fragestellung, so Zehner – außer vielleicht, dass „viele Christen sagen, dass sie Leid nicht rational verstehen, sondern bestehen wollen“. Insofern könne die Reaktion auf die „fast apokalyptischen Ausmaße“ der Ereignisse in Japan eine „große Stunde der Weltgemeinschaft werden“.
Zur aktuellen Debatte zur Zukunft der Atomenergie bezog Zehner indirekt Stellung: Der Mensch ringe gerade mit den „unbarmherzigen Folgen seines Wissens“. Zum verantwortlichen Handeln gehöre nun, das „Lebensdienliche“ vom „Zerstörerischen“ zu unterscheiden, so Zehner. Später riefen er und Pfarrerin Susanne Weichenhan dazu auf, „dass Lehren aus der Katastrophe gezogen werden, die nicht dem politischen Tagesgeschehen dienen, sondern dem Schutz des Lebens“. Zugleich baten sie Gott, den „Heldenmut“ der Techniker im Atomkraftwerk Fukushima „nicht erlahmen zu lassen“ – und ihren Einsatz zu unterstützen. Die Spenden, die bei der Andacht gesammelt wurden, sollen für die Katastrophenhilfe in Japan verwendet werden. Henri Kramer
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