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Kolumne: Etwas HELLA: Wie man sich leichter fühlt

Unsere Kolumnistin über die Last nach der österlichen Essens-Lust.

Stand:

Ich habe meine Personenwaage gerade aus dem Fenster geschmissen. Das Biest zeigte über Ostern von Tag zu Tag mehr Pfunde an. Da ich aber mein Essenspensum nur mäßig überschritten, einen Osterspaziergang nach dem andern absolviert und nur Zartbitter-Osterhasen die Köpfe abgebissen habe – die bittere Schokolade macht ja angeblich nicht dick –, kann die Gewichtszunahme nur an der Waage gelegen haben. Da musste einfach ein Exempel statuiert werden.

Kulinarische Reise von Indien bis nach Mexiko

Es ist aber auch ein Kreuz mit den Pfunden und den köstlichen Verführungen. Denn das Land Brandenburg im Allgemeinen und Potsdam im Besonderen ist schon längst keine Gourmetwüste mehr und mit seinen Angeboten ziemlich international. Man kann sich von indisch bis mexikanisch quer durch alle Kontinente essen und wenn man an nichts Böses denkend nur mal so durch den Babelsberger Park schlendert, beim Kleinen Schlösschen anlangt und angesichts der ziemlich unansehnlichen Fassade denkt, hier kann ja die Verführung nicht so groß sein, hat man die Rechnung leider ohne den Wirt gemacht. Der lockt nämlich mit einer Sachertorte auf preußische Art, bietet damit ein glutenfreies Gebäck an und schwört auch noch auf ihre ganz besondere Lockerheit, weil sie neben anderen Zutaten 600 Gramm Pellkartoffeln enthält. Geschälte natürlich und sanft zerquetschte.

Wenn der Alte Fritz das wüsste, sein Herz würde ihm im Leibe lachen, bei mir lächelte vorwiegend der Gaumen. Und wenn einem dann noch erzählt wird, dass die Stadt und die vom Tourismus profitierenden Betriebe, die bisher wegen der Bettensteuer ganz schön über Kreuz lagen, wieder miteinander reden und einen Kompromiss suchen, dann kann man sich doch erfreut übers frisch gefüllte Bäuchlein streicheln.

Potsdam - ein Ärzte-Notstandsgebiet

Ein Glück, dass gut und genüsslich essen zwar nicht unbedingt gesund ist, vor allem wenn man zu kräftig zulangt, aber nicht unbedingt vom Arzt behandelt werden muss. Sonst hätten die nicht gerade üppig vorhandenen Mediziner noch mehr zu tun. Ich dachte immer, wir sind in der Stadt mit Ärzten gut bestückt und Probleme hätten nur unattraktive ländliche Gegenden. Doch nun musste ich über die neueste Statistik erfahren, dass Potsdam mit siebzehneinhalb Ärzten pro 1000 Einwohner geradezu ein Notstandsgebiet ist. Wobei mir die halben Ärzte das meiste Kopfzerbrechen bereiten. Kein Wunder, dass man sofort wieder weggeschickt wird, wenn man seinen Bestelltermin um zwei Minuten überzogen beziehungsweise keinen ausgemacht hat, den Kopf aber noch nicht unterm Arm trägt. Wer allerdings den Eindruck eines Scheintoten erweckt, kann nicht nur seinen Hausarzt erpressen, sondern auch die Notaufnahme im Krankenhaus in Anspruch nehmen. Dann allerdings sollte er einen übrig gebliebenen Schokoladenosterhasen oder auch ein hartgekochtes Ei einstecken, denn ein Zuckerschock oder heftiges Magenknurren sind dort wahrscheinlicher als schnell dranzukommen.

Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam

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