Landeshauptstadt: Wieder am Originalplatz
Historischer Walzenofen in der Russischen Kolonie 12
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Nauener Vorstadt – Der Ofen hat mehrfach seinen Ort gewechselt. Zu DDR-Zeiten durfte er sogar gen Westen übersiedeln, nach Frankfurt am Main. Jetzt hat er wieder seinen alten Platz eingenommen, im Haus Nr. 12 in der Russischen Kolonie. Anne und Lutz Andres, die in der Nr. 12 wohnen, haben zufällig von der Existenz des historischen Walzenofens erfahren, nämlich als ein in Frankfurt lebender Nachfahre der einstigen Bewohner – Familie Timofejew – bei einem Besuch in der Kolonie den beiden Andres’ von diesem Ofen aus den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts erzählte. Da der Nachfahre den „Heizkörper“ nicht brauchte, ließ er ihn an den Originalplatz nach Potsdam bringen. Am morgigen Sonntag – zum Museumstag – von 13 bis 18 Uhr kann man das Schmuckstück im Haus von Anne und Lutz Andres besichtigen, zudem die Anlage des Grundstücks.
Die Timofejews konnten – so war es damals üblich – nur eine Stube und Küche beheizen. Da sie aber noch andere Räume vermieteten, baten sie die preußische Regierung um die Genehmigung eines weiteren Schornsteins, damit auch die Untermieter ihre Stuben wärmen konnten. So geschah es. Man schaffte also noch einen weiteren Ofen an, der aus der Berliner Porzellan-Manufaktur Schomburg & Söhne stammen soll.
Da die Timofejews keinen erbberechtigten Sohn hatten, musste die Witwe nach dem Tod ihres Mannes 1848 sowie ihre Tochter das Haus in der Russischen Kolonie verlassen. Die Tochter hat den Ofen, da er zerlegbar ist, in ihr neues Zuhause in die Jägerallee 31 mitgenommen. Sie wurde die Ehefrau des Malermeisters Conradi. Bis 1970 harrte der Walzofen seiner Wiederentdeckung auf dem Dachboden in der Jägerallee. Dann durchforsteten ihn die Nachfahren der Conradis nach Brauchbarem. Der Ofen fiel ins Auge, gefiel und er ging nach Frankfurt. Und vom Main kam er nun unlängst zurück an die Havel, an seinen Originalplatz. Der erste Bewohner des Hauses Nr 12, Timofejew, gehörte dem russischen Sängerchor an, der nach den Befreiungskriegen in Potsdam blieb. Aus Dankbarkeit ließ König Friedrich Wilhelm III. den Russen die Siedlung „Alexandrowka“ bauen. Zum 180. Jubiläum ihrer Fertigstellung soll am 21. Juli in den Abendstunden eine Performance stattfinden, bei der Licht und Klänge die Russische Kolonie mit festlichem Glanz erfüllen sollen.Klaus Büstrin
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