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Zerbrechliche Kunst. Der Glasgestalter Werner Kothe aus dem nordbrandenburgischen Annenwalde in der Uckermark zeigt eines seiner Kunstwerke, eine Uhr in einer mehrfarbigen Glasplatte.

© ZB

Landeshauptstadt: Wieder Glas aus der Uckermark

Sonnenuhren, Kirchenfenster und Taufschalen: An allem hat Glasgestalter Kothe gearbeitet

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Annenwalde/Halle - Werner Kothe macht Kunst an einem besonderen Ort: In der Uckermark wurde 111 Jahre lang Glas produziert – bis 1865 in der Glashütte Annenwalde. Heute arbeitet der Bildhauer Kothe dort als Glasgestalter. „Ich wollte die Tradition wiederbeleben“, sagt der 66-Jährige. Er stellt zwar das Glas nicht selber her, nutzt aber eine Technik, mit der das Material auf spezielle Weise miteinander verschmolzen wird. Aus den Händen des gebürtigen Berliners stammen zum Beispiel gläserne Sonnenuhren, Kirchenfenster, Taufschalen im In- und Ausland sowie Glasarbeiten für eine Synagoge im niedersächsischen Hameln. Er stellt aber auch ganz „normale“ Uhren mit Zeiger für die Wohnung her und macht außerdem Projekte mit Schülern. Im Jahr 2000 – also 135 Jahre nach der Schließung der Glashütte Annenwalde – wurde an dem Standort bei Templin eine neue errichtet. „2002 habe ich die Hütte übernommen“, erzählt Kothe. Zu seltenen Anlässen zeigen dort Glasbläser ihr Können. Kothes Zauberwort hingegen heißt „Fusing“.

Mit dieser Technik wird Glas seinen Angaben zufolge in einem Spezialofen bei bis zu 850 Grad miteinander verschmolzen. So könne das Material 21 Millimeter dick werden. Für die Farbe sorge feines Glaspulver. Ähnlich wie beim Puderzucker, der mit Hilfe eines Siebes auf den Kuchen gelangt, werde das Pulver auf das Ausgangsglas aufgetragen. Damit nichts verrutscht, liege dieses in der Horizontalen und komme so auch in den Ofen. „Und man darf nicht niesen“, sagt der Künstler schmunzelnd.

Kothe ist Gründungs- und Kuratoriumsmitglied der 2006 gegründeten Glasbrücke Berlin als Stiftung für europäische Glaskunst. Die Stiftung mit Sitz in der Glashütte Annenwalde versteht sich den Angaben zufolge als „Mittlerin zwischen den Kulturen“ und möchte den internationalen Austausch anstoßen. Die Glaskunst soll bekannter gemacht werden.

An Interesse auf dem Gebiet mangelt es offenbar nicht. Christine Triebsch lehrt an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und sagt, sie habe 30 Studenten in ihrer Glasklasse. Die Plätze seien nachgefragt. Diese Kunst erfordere ein „sehr spezielles“ Wissen. „Das kann nicht jeder“, sagt die Professorin.

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