Landeshauptstadt: Wieder Kind in Babyklappe
Noteinrichtung am St. Josefs-Krankenhaus zum zweiten Mal genutzt
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Innenstadt - Der kleine Junge heißt Felix März. So haben ihn die Mitarbeiter des Potsdamer St. Josefs-Krankenhauses getauft. Am Freitag vor einer Woche war er in die Babyklappe der katholischen Einrichtung gelegt worden – als zweites Kind, seit dem es die einzige Babyklappe im Land Brandenburg gibt. Sie wurde vor dreieinhalb Jahren eingerichtet.
Der neugeborene Junge sei am Freitagvormittag gegen 9.45 Uhr in die Obhut des Krankenhauses gegeben worden, bestätigte gestern der Oberarzt der Geburtshilfe im St. Josefs, Paul Ludwig Keim. Das Baby habe 2670 Gramm gewogen und sei 47 Zentimeter lang. Noch Normalgewicht und -größe für einen Säugling, der nach neun Monaten zur Welt kam, erklärte der Oberarzt. Wann das allerdings genau war, konnte der Arzt nicht sagen. Der Junge sei „gut versorgt“ gewesen, sagte Keim. Er sei sauber und in eine Decke eingewickelt gewesen. Weitere Hinweise auf seine Herkunft habe man nicht gefunden, so der Oberarzt. Kurz nachdem der Säugling in der Babyklappe abgelegt worden sei, habe das Krankenhaus das Jugendamt Potsdam verständigt. Inzwischen sei der Junge bei einer Adoptivfamilie; allerdings habe das Jugendamt weiter die Vormundschaft, da die Mutter ihr Kind zurückverlangen könne, sagte Keim. Felix heiße bekanntlich „der Glückliche“, erklärte der Oberarzt die Namenswahl. Seinen Nachnamen verdankt das Neugeborene dem Geburtsmonat März.
Seit Juni 2003 gibt es die Babyklappe an der Rückseite des Krankenhauses in der Allee nach Sanssouci, in die Mütter in besonderen Notsituationen anonym ihr Neugeborenes legen können. Ein stummer Alarm, zeitverzögert ausgelöst, informiert die Krankenhaus-Mitarbeiter, wenn ein Kind hineingelegt wird. Erstmals genutzt wurde die Potsdamer Babyklappe am 8. Februar 2006. Damals war ein nur wenige Stunden altes Mädchen hineingelegt worden. Es lebt nun bei Adoptiveleltern, die aus der Umgebung Potsdams kommen. Nach früheren Angaben des Jugendamts haben sich die leiblichen Eltern des Mädchens nicht gemeldet. Dazu hätten sie zunächst acht Wochen Zeit gehabt. Danach dürfen die Pflegeeltern das Kind nach einem Jahr „Bewährungszeit“ adoptieren. Aber auch nach der Acht-Wochen-Frist könnte das Adoptionsverfahren rückgängig gemacht werden, sollte sich die Mutter später für ihr Kind entscheiden, so erklärte das Jugendamt. Die neuen Eltern des Mädchens wurden aus 28 adoptionswilligen Paaren in Potsdam und im Umland ausgewählt.
Während es in Brandenburg nur eine Babyklappe gibt, sind es in Berlin vier: am Krankenhaus Waldfriede in der Argentinische Allee in Zehlendorf, am Krankenhaus Neukölln im Mariendorfer Weg, am St. Joseph-Krankenhaus in der Gontermannstraße in Tempelhof und im Waldkrankenhaus Spandau in der Stadtrandstraße. N. Klusemann / S. Schicketanz
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