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Landeshauptstadt: Windparks statt Werften

Neue Büros für die Schiffbau-Versuchsanstalt / Mit einer Million Euro größte Investition seit der Wende

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Marquardt - Das Budget wurde nicht überzogen, das Gebäude war bereits vor dem vereinbarten Termin schlüsselfertig: Insofern hat das neue Forschungs- und Verwaltungshaus der Schiffbau-Versuchsanstalt (SVA) in der Marquardter Chaussee schonmal Seltenheitswert. Nach sechsmonatiger Bauzeit wurde der dreistöckige Bürobau am Mittwochabend feierlich übergeben.

Mit einer Bausumme von 1 050 000 Euro – 49 Prozent davon wurden durch Bundes- und Landesmittel aus dem Programm „Gemeinschaftsaufgabe Ost“ finanziert – sei es die größte Investition in der Geschichte der Schiffbau-Versuchsanstalt seit der Wende, sagte Albert Rupprecht aus dem Verwaltungsrat der Forschungseinrichtung, die seit 1993 als gemeinnützige GmbH organisiert ist. Herzstücke der Versuchsanstalt, in der bereits seit den 1950er Jahren Technologien für den Schiffbau getestet werden, sind die 280 Meter lange und 13 000 Kubikmeter Wasser fassende Schlepprinne und ein sogenannter „Kavitationstunnel“, eine Art wassergefülltes Röhrensystem, in dem verschiedene Strömungsverhältnisse simuliert werden können.

Mit dem neuen Bürogebäude – ein funktionaler und unprätentiöser Bau – verfügt die SVA nun über 32 moderne Forschungsarbeitsplätze sowie Beratungs- und Konferenzräume. Sowohl die 26 Ingenieure als auch die Verwaltung sollen dort künftig arbeiten. In den freigezogenen Flächen im alten Hauptgebäude nebenan sollen die Werkstätten vergrößert werden – außerdem soll dort Platz gemacht werden für die Archiv- und Bibliotheksbestände, die derzeit noch teilweise provisorisch in Garagen untergebracht sind, wie SVA-Projektleiterin Cornelia Heinke erläuterte. Das genaue Nachnutzungskonzept werde derzeit erarbeitet.

Bei der SVA geht es längst nicht mehr nur um Schiffbau, wie Albert Rupprecht erklärte. Da das klassische Werftengeschäft in Deutschland und Europa an Bedeutung verliere, müssten neue Geschäftsfelder gefunden werden. Rupprecht nannte als Beispiel die Offshore-Technologie zur Erzeugung von Windenergie auf dem Meer. Erste Projekte in diesem Bereich gibt es bereits. „Wir müssen uns aber noch stärker mit exportierenden Unternehmen in Verbindung setzen und Aufträge einwerben“, mahnte Rupprecht.

Brandenburgs Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke) lobte die SVA als wichtige Einrichtung für Brandenburgs Wirtschaft: Sie verkörpere „Forschung, technologische Entwicklung und Innovation“ – also die Felder, in denen die Zukunft Brandenburgs liege, so Christoffers. Das gelte insbesondere für die Zeit nach 2014, wenn Förderprogramme des Bundes und der EU für Ostdeutschland auslaufen.

Poseidons Segen für das neue Bürohaus gab es schließlich von einigen Schiffbau-Studenten aus Berlin. Sie können in der SVA traditionell Praktika absolvieren. In der Schiffbau-Versuchsanstalt arbeiten derzeit laut Rupprecht 50 Mitarbeiter, 2011 sollen drei neue Stellen geschaffen werden – das war eine der Voraussetzungen für die Finanzierung des Bürobaus. Jana Haase

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