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Geduld. Die brauchen derzeit vor allem Tausende Pendler auf den Bahnsteigen in Potsdam und Berlin. In Berlin-Ostkreuz warteten diese Fahrgäste auf die Bahn nach Potsdam.

© Paul Zinken/dpa

Landeshauptstadt: Winter: Die Bahn ist überrascht

Zugausfälle und Verspätungen im Regional- und S-Bahnverkehr / Keine Züge nach Golm / Kritik von Fahrgastverbänden

Stand:

Potsdam/Berlin - S-Bahn und Regionalverkehr haben nach dem Fahrplanwechsel vom Wochenende und wegen des anhaltenden Winterwetters weiter mit massiven Problemen zu kämpfen – auf Kosten Tausender Pendler. Hinzu kamen fehlende Ansagen und unklare Anzeigen auf den Bahnsteigen. Es gab Zugausfälle, Verspätungen und der Takt wurde auf einigen Strecken stark ausgedünnt. Auf der Linie S7 zwischen Potsdam und Berlin, der wichtigesten Pendlerstrecke, fuhr die S-Bahn zwischen Westkreuz und der brandenburgischen Landeshauptstadt statt alle zehn Minuten nur im 20-Minuten-Takt. Grund war eine stundenlange Signalstörung im Bereich Grunewald. Auch der große Bedarf an Bremssand sorgte für Verzögerungen im Betrieb.

Einschränkungen gibt es auch im Bahnverkehr zwischen Berlin und Potsdam. Bis zum Abend für die überfüllten Züge der Regionalexpresslinie 1 nur mit Verspätung. Probleme gibt auch bei der neuen Bahnverbindung der RB 21/22, die seit Fahrplanwechsel in den Hauptverkehrszeiten zwischen Berlin Friedrichstraße und Potsdam-Golm für einen 15-Minutentakt zusätzlich verkehren soll. Am vergangenen Dienstag und Mittwoch fielen die Züge, die die Berliner Innenstadt direkt mit den Potsdamer Uni- und Forschungsstandorten verbinden zum Teil komplett aus. Besonders für junge Berliner, die in Potsdam studieren, ist das ein Problem. Nach Angaben der Bahn verkehren die Verstärkerzüge „zur Stabilisierung der Pünktlichkeit auf dem sensiblen Stadtbahnsystem werden“ derzeit nur ab und vom Bahnhof Zoo anstatt von der Friedrichstraße. Man arbeite intensiv daran, die Anlaufschwierigkeiten des neuen Fahrplans zu beseitigen und Ausfälle auf ein Mindestmaß zu reduzieren.

In Griebnitzsee halten die Züge derzeit gar nicht mehr, da dort erst noch ein zweiter Bahnsteig gebaut werden muss. Mit der Fertigstellung des Baus rechnet die Bahn erst 2014. Ursprünglich war die Eröffnung des Bahnsteigs für Mitte 2013 in Aussicht gestellt worden.

Signal- und Weichenstörungen, irritierende Ansagen auf Bahnhöfen, unbesetzte Info-Punkte: Bahnkunden-Lobbyist Werner Müller vom pro Bahn e.V. ist bedient: „Entgegen der Ankündigungen der Bahn vor diesem Winter, alles im Griff zu haben, hat sich nichts verbessert“, beklagte Müller im Gespräch mit den PNN. Bahnreisende könnten sich aufgrund unzureichender Informationen kein richtiges Bild machen, ob Züge nun verspätetet seien oder ganz ausfallen. „Servicepersonal oder zusätzliche Ansprechprtaner sucht man vergebens“, sagte der pro-Bahn-Vorsitzende. An den Info-Säulen gebe es lange Warteschlangen, weil diese mit zu wenig Personal oder gar nicht besetzt seien.

Heftige Kritik kommt auch vom Berliner Fahrgastverband (IGEB). „Die vollmundigen Ankündigungen der Bahn, auf Fahrplanwechsel und Winter vorbereitet zu sein, sind grandios gescheitert“, sagte IGEB-Vizechef Jens Wieseke auf PNN-Anfrage. Die DB Netz AG habe die Infrastruktur nicht im Griff. Auch die S-Bahn habe ihre Krise „lange nicht beendet“, sagte Wieseke. Zwar sei der Betrieb nicht mehr ganz so anfällig wie in den vergangenen Jahren. Aber das Unternehmen sei gut beraten, statt neuer Linien wie die S 85 das bestehende Netz angesichts der dünnen Fahrzeugflotte und fehlender Triebwagenführer stabil zu betreiben. „Dafür brauchen wir jeden Wagen“, sagte Wieseke. Zwischen Berlin und Potsdam sei für den 10-Minuten-Takt eine zweigleisige Trasse zwingend. „Das muss dringend auf die Agenda der Landesregierung in Brandenburg“, forderte der IGEB-Sprecher.

Neben der wichtigen Pendler-Strecke zwischen Berlin und Potsdam kam es gestern am Ostkreuz im morgendlichen Berufsverkehr wegen einer Signalstörung auf den wichtigen Stadtbahnlinien S7, S75 und S5 zu Zugausfällen und Verspätungen. Auf S 75 wurde der Takt zusätzlich ausgedünnt, zwischen Wartenberg und Westkreuz fuhren die Züge nur alle 20 statt 10 Minuten, ebenso im Pendlerverkehr am Morgen auf der S3 zwischen Erkner und Ostkreuz. Dort hatte die S-Bahn Probleme mit vereisten Türen und defekten Antrieben alten DDR-Zügen der Baureihe 485. Ursprünglich waren diese Waggons 2010 ausgemustert worden, werden aber wegen des Chaos bei der S-Bahn seit Frühjahr 2011 wieder für den Betrieb hergerichtet. Am Mittwochmorgen war die Flotte ingesamt dezimiert. Nur 463 S-Bahn-Viertelzüge waren unterwegs, in den Tagen zuvor waren es noch 511, möglich wären bestenfalls 560 Doppelwagen.

Ausfälle gab es ebenso auf der S 5, auf der S1 zwischen Wannsee und Frohnau, auf der Ringbahn und auf der S 8 von Birkenwerder in die Innenstadt. Weil ein Zug zwischen Schöneweide und Grünau liegen blieb, waren mehrere Linien unterbrochen. (mit dapd)

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