Sport: „Wir brauchen noch einige Spiele“
Turbine Potsdams Trainer Bernd Schröder über sein Team und die jetzt beginnende Bundesliga-Saison
Stand:
Warum wird Turbine Potsdam im Frühjahr 2010 wieder Deutscher Frauenfußball-Meister, Herr Schröder?
Warum nicht? Wir haben das Spielerpotenzial dafür, an der Spitze mitzuspielen. Eine Garantie auf den Titel gibt es allerdings nicht. Wir haben eine sehr gute Mannschaft, aber mehrere neue Spielerinnen, und müssen uns erst einmal richtig einspielen. Das braucht noch etwas Zeit. Wenn das gelungen ist, können wir ganz oben mitmischen. Es gibt jedoch mehrere Mannschaften, die uns einen Strich durch die Rechnung machen können.
Welche beispielsweise?
Für mich ist Duisburg nach wie vor die Nummer eins in Deutschland, auch Frankfurt und Bayern München sind nicht weit weg. Ich denke, dass wir vier Vereine den Meistertitel untereinander ausspielen werden. Es wird sicher vor allem darauf ankommen, wie wir gegeneinander spielen. Fakt ist aber: Von diesen vier Mannschaften ist Turbine die, die zu Saisonbeginn am wenigsten eingespielt ist.
Warum?
Weil wir sechs Stammspielerinnen ständig in Lehrgängen und bei der Europameisterschaft hatten – fünf für Deutschland und Leni Larsen Kaurin für Norwegen. Beim FCR Duisburg und FFC Frankfurt war das anders, denn diese Vereine haben eingespielte Teams. Auch dort fehlten zuletzt Nationalspielerinnen, die sich aber gleich wieder nahtlos einfügen. Wir müssen erst einmal ein neues Gefüge schaffen und wissen momentan noch nicht, wo wir stehen.
Hilft der erneute Gewinn des Europameistertitels durch die deutsche Nationalmannschaft Turbine?
Das muss man sehen. Unsere Nationalspielerinnen, von denen bei der EM nur Babett Peter alle Spiele bestritt, während die anderen zumeist nur wenig oder gar nicht zum Einsatz kamen, haben uns jedenfalls hier gefehlt.
Kommt der Meisterschafts-Auftakt mit der Partie am kommenden Sonntag beim 1. FC Saarbrücken demnach zu früh?
Ich denke, dass wir das Glück haben, in Saarbrücken auf einen Aufsteiger zu treffen, den wir allerdings nicht unterschätzen werden. Schließlich brauchen wir noch einige Spiele, um auf den richtigen Weg zu kommen.
Viel Zeit bleibt dafür nicht, denn am 30. September beginnt für Turbine Potsdam die Champions League mit dem Hinspiel beim FK Honka Espoo
Wir gehen davon aus, dass wir mit Espoo – zumindest vom Papier her – keine absolute Spitzenmannschaft zugelost bekommen haben. Wir müssen natürlich vorsichtig sein. Ich denke aber, wenn wir die ersten Partien in Saarbrücken und dann zu Hause gegen den SC Freiburg hinter uns haben, sind wir schon eingespielter.
Mit welchen Zielen geht Ihr Klub überhaupt die neue Saison an?
Wir wollen als Deutscher Meister natürlich gern den Titel verteidigen und wieder in das DFB-Pokalendspiel einziehen. Und auch in der Champions League wollen wir möglichst weit kommen.
Im Sommer sind mehrere namhafte Spielerinnen nach Potsdam gewechselt. Wo vor allem ist die Mannschaft dadurch stärker geworden?
Im Mittelfeld durch Nadine Keßler, die für mich die überragende Spielerin unserer Vorbereitungspartien war, und natürlich durch Fatmire Bajramaj, die aber hier in der Region erst einmal Fuß fassen und sich einspielen muss. Man hat in unseren letzten Vergleichen schon gesehen, dass sie eine hervorragende kreative Spielerin ist. Mit Corina Schröder haben wir auf der linken Seite eine Spielerin, die sehr viel Spielintelligenz mitbringt. Und mit Josephine Henning haben wir eine Abwehrspielerin, die absolute Top-Werte im athletischen Bereich hat. Alle vier Neuverpflichtungen haben gleich eingeschlagen. Ob jede gleich Stammspielerin wird, muss man sehen.
Werden Sie an Ihrer bisherigen taktischen Ausrichtung 3-4-3 – also eine Dreier-Abwehrkette, davor vier Mittelfeldspielerinnen und vorn drei Stürmerinnen – festhalten?
Im Prinzip werden wir bei unseren 3-4-3 bleiben, weil das uns Erfolg gebracht hat, weil wir die Spielerpersönlichkeiten dafür haben und weil wir eine Mannschaft sind, die nach vorn spielt und Tore schießen will. In der vergangenen Saison haben wir die zweitmeisten Tore erzielt und die wenigsten Gegentore kassiert – das zeigt, dass unser System so schlecht nicht ist. Aber wir müssen natürlich taktisch flexibel sein, um nicht ausrechenbar zu werden.
Sind Sie von den Spielen der gerade beendeten EM-Endrunde taktisch inspiriert worden?
Nein, da habe ich nichts Neues gesehen.
Das Interview führte Michael Meyer
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