10 Jahre Konfliktmediation an Brandenburger Schulen: „Wir bringen dann die Streitenden zusammen“
Schulmediatorin Henriette Hentschel wünscht sich mehr Unterstützung für die Konfliktprävention
Stand:
Frau Hentschel, Ihr Verein engagiert sich seit zehn Jahren in der Konfliktmediation an Schulen. Was war der Anlass für die Gründung von Seniorpartner in School?
Es gab bereits Ähnliches in Berlin. Zu dieser Zeit wurde zunehmend über Gewalt an Schulen berichtet: dass Kinder unruhig sind und Konflikte miteinander haben. Auch wenn das in Brandenburg nicht auf dem Niveau wie in Berlin ein Thema war, wollten wir dennoch einen Beitrag zur Gewaltprävention leisten.
Wie läuft Ihre Arbeit in den Schulen ab?
Wir gehen mit den Schulen, die an einer Zusammenarbeit interessiert sind, Patenschaften ein. Ein Mediator ist dann an einem bestimmten Tag in der Woche in der Schule, sodass die Kinder wissen, wann wir vor Ort sind. Außerdem stellen wir uns in den Klassen vor und sind auch auf den Schulhöfen präsent. Wenn die Kinder ein Problem haben, können sie einfach zu uns kommen. Entweder kommen die Kinder, die miteinander streiten, gleich zusammen zu uns oder ein Kind beschwert sich, dass ein anderes tritt, stößt oder Ärger macht. Wir bringen dann die Streitenden zusammen. Auf jeden Fall soll es ein Gespräch mit beiden Konfliktparteien geben.
Mit welchen Problemen werden die Schulmediatoren konfrontiert?
Konflikte entstehen oft, wenn Kinder ausgegrenzt werden. Oft kommen Mädchen zu uns, die ihre Freundschaft bedroht sehen. Außerdem sind Kinder oft ärgerlich, wenn sie im Unterricht von anderen Kindern gestört werden. Ab der Pubertät gibt es dann häufiger Streit zwischen Jungen und Mädchen.
An welchen Schulen sind die Schulmediatoren aktiv?
Derzeit arbeiten wir ehrenamtlich an 23 Schulen im Land Brandenburg, 10 davon in Potsdam. Als Mediatoren arbeiten derzeit 55 von 90 Vereinsmitgliedern. Bei den Schulen handelt es sich überwiegend um Grundschulen.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den Lehrern?
Die funktioniert gut. Die Lehrer sind offen. In der Regel sind wir ja auf deren Initiative an den Schulen und es gibt immer eine feste Vereinbarung mit der Schule. Aber es bedarf einer gewissen Eingewöhnungszeit, in der Lehrer die Erfahrung machen, dass Kinder nach einer Mediation wieder friedlicher miteinander umgehen. Das entlastet die Lehrer im Unterricht.
Ihre Arbeit erfordert viel Präsenz in den Schulen. Wie schaffen Sie das?
Wir sind alle nicht mehr berufstätig. Die Zeit ist also nicht das Problem. Schwieriger ist es, den finanziellen Aufwand für Fortbildungen zu stemmen – zumal wir keine feste Förderung erhalten. Bisher gab es projektbezogene Förderungen, unter anderem vom Landespräventionsrat und der Staatskanzlei.
Welche Wünsche haben Sie denn für die nächsten zehn Jahre des Vereins?
Eine verlässliche Finanzierung wäre eine große Hilfe für uns. Wir können unseren ehrenamtlichen Mediatoren nicht mal das Fahrgeld bezahlen. In Potsdam ist das weniger problematisch, aber in ländlichen Gebieten ist das eine Belastung. Außerdem ist es ein großer Wunsch, dass sich auch interessierte Berufstätige in der Vereinsarbeit engagieren, ohne dass sie in einer Schule tätig sein müssen.
Die Fragen stellte Marco Zschieck
ZUR PERSON: Henriette Hentschel engagiert sich seit zehn Jahren im Verein Seniorpartner in School in der Konfliktmediation an Schulen in Potsdam.
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