
© Andreas Klaer
Homepage: „Wir haben einen Alleinstellungswert“
Der Rektor der Business School Potsdam, Thomas Thiessen, über starke Praxisbezüge im Studium, die Macher von morgen und die Beziehungen zwischen Management und Kunst
Stand:
Herr Thiessen, was hebt die private Business School Potsdam von vergleichbaren Studienangeboten an öffentlichen Hochschulen ab?
Wir haben eher ein Nischenangebot, das heißt Studiengänge, die es in dieser Ausrichtung an anderen Hochschulen nur selten gibt.
Können Sie Beispiele nennen?
Nehmen Sie Medizincontrolling. Das ist eine Mischung aus medizinischem und betriebswirtschaftlichem Fachwissen. Wir bilden Personen aus, die sowohl mit Ärzten als auch mit der Klinikverwaltung sprechen können. Oder die Medizinpädagogik, die eine Art Lehrerausbildung für Heilberufe ist. Internationale Betriebswirtschaftslehre verlangt wiederum obligatorisch ein Auslandssemester, ein Auslandspraktikum plus drei Fremdsprachen. Im Kommunikationsmanagement können die Studierenden als Schwerpunkte zwischen Wirtschafts-, Kultur- oder Politikkommunikation wählen. In der Hauptstadtregion haben wir mit solchen Angeboten durchaus einen Alleinstellungswert.
Das ist bei Ihnen aber nicht umsonst zu haben.
Als private Hochschule leben wir von Studiengebühren, rund 600 Euro monatlich für die Präsenzstudiengänge und für die berufsbegleitenden Studiengänge rund 450 Euro pro Monat. Zudem bieten wir in Zusammenarbeit mit Unternehmen eine Reihe von Halb- oder Vollstipendien.
Für Studiengebühren müssen Sie auch einiges anbieten.
Das stimmt, unser Anspruch ist hoch. Wir bieten als kleine Hochschule eine sehr intensive, eng vernetzte Betreuung an. Wir haben rund 400 Studierende bei 14 festen Professoren, sechs wissenschaftlichen Mitarbeitern und vielen freien Dozenten aus Unternehmen und von anderen Hochschulen. Die Gruppen sind mit rund 25 Studierenden relativ klein. Zum anderen schreiben wir Interdisziplinarität groß, man bekommt viel aus den anderen Fächern mit. Hinzu kommt eine große Praxisnähe.
Wie nah an der Praxis ist das Studium an der Business School?
In den Bachelorstudiengängen haben wir zwei Praktikumsphasen von mindestens zehn Wochen in Unternehmen im In- und Ausland. Teilweise bieten wir Praktika direkt über unsere Firmenkooperationen. Dieses Projektstudium ist umfangreicher als an vielen Hochschulen. Wir achten auch drauf, dass rund 40 Prozent des Unterrichts über Dozenten aus der freien Wirtschaft abgedeckt wird.
Sie sagen, Ihre Studierende verstehen sich als die „Macher“ von morgen. Woher nehmen die Studenten dieses Selbstbewusstsein?
Alleine durch die Entscheidung, Studiengebühren zu bezahlen, haben die Studierenden schon eine besondere Motivation. Es ist mitnichten so, dass unsere Studierenden aus reichen Elternhäusern kommen, die das aus der Portokasse zahlen. Unsere Studierenden haben zudem Berufswünsche, die in Richtung Führungskräfte in Unternehmen gehen. Wir bieten eine entsprechende Ausbildung in einer demografischen Situation, in der Führungsnachwuchs immer begehrter wird.
Wo landen Ihre Absolventen?
Wir haben die kuriose Situation, nach gerade mal zwei Jahren Bestehen der BSP schon eine ganze Reihe von Absolventen zu haben. Die gehen in alle Branchen und Unternehmensgrößen, zum Beispiel in Personal- und Organisationsabteilungen, ins Marketing und zum Teil auch in klein- und mittelständische Betriebe, teilweise in das Controlling, viele in den Kommunikationsbereich. Einige zieht es in die Medien, andere gründen eigene Unternehmen. Nach unserer Kenntnis gehen fast alle Absolventen in anspruchsvolle berufliche Tätigkeiten. Zum Teil schreiben unsere Absolventen auch ihre Bachelorarbeiten in Unternehmen, eine Studentin verfasst ihre Bachelorthesis gerade im Bereich der internen Kommunikation bei Daimler.
Kommen die Abgänger der BSP auf dem Arbeitsmarkt gut unter?
Nach unseren Informationen ja. Das liegt auch daran, dass jeder Student Praktika absolvieren muss und sich aus diesem Projektstudium heraus bereits Bindungen zu potenziellen Arbeitgebern entwickeln.
Wo steht Ihre Hochschule heute?
Die Hochschule hat sich sehr schön entwickelt. Das spiegelt sich auch in den Anmeldezahlen der Studierenden. Wir sind weiter auf Wachstumskurs, sowohl bei den Studierendenzahlen als auch beim Studienangebot. Geplant ist unter anderem ein Studiengang Personal und Organisation oder Medienpsychologie. Zusätzlich bauen wir viele zusätzliche Kooperationen im In- und Ausland auf.
Was passiert in Neuruppin?
Dort betreiben wir in Zusammenarbeit mit regionalen Akteuren einen Campus, an dem man Mittelstandsmanagement studieren kann. Zukünftig soll er „Business-Administration mit dem Schwerpunkt Mittelstand“ heißen. Die Genehmigung hierzu läuft. Wichtig ist bei allen Schritten, dass wir diese in Abstimmung mit dem Wissenschaftsministerium gehen, um dem staatlichen Aufsichtsanspruch zu genügen, den wir grundsätzlich für richtig halten.
Welche Hürden der Akkreditierung haben Sie noch vor sich?
Wir haben nun sechs akkreditierte Studiengänge und befinden uns mitten im Akkreditierungsprozess für eine Reihe neuer Studiengänge. Hinzu kommt die bevorstehende Akkreditierung der Hochschule durch den Deutschen Wissenschaftsrat.
Ihr Bauchgefühl?
Ich bin sehr optimistisch. Wir sind auf einem guten Weg.
Vor zwei Jahren scheiterte in Potsdam die ebenfalls private Management-Hochschule UMC an den staatlichen Hürden. Die BSP hat einige der Studierenden übernommen.
Genau. Wir hatten den Studierenden damals das Angebot gemacht, in vergleichbaren Fachrichtungen bei uns ihr Studium abzuschließen. Das hat gut die Hälfte wahrgenommen. Die allermeisten davon haben unterdessen ihr Studium bei uns erfolgreich abgeschlossen. Das freut uns sehr.
Zum Neujahrsempfang haben Sie gestern eine Ausstellung mit Werken von vier Künstlern der Temporary Gallery Berlin eröffnet. Wo berühren sich für Sie Kunst und Management?
Jede Hochschule steht in einem kulturellen Zusammenhang. Und Management ist nicht nur Betriebsführung, sondern hat immer auch eine Nähe zur sozialen und kulturellen Umgebung. Uns ist wichtig, daran teilzunehmen und dies auch mitzugestalten. Vor diesem Hintergrund organisieren wir regelmäßig Kunst- und Kulturevents in der Villa Henckel.
Das Gespräch führte Jan Kixmüller
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