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Peter Poprawa (Texstile), Annelie Bertram (Atelier Bertram) und Dietmar Teickner (Lakritzkontor) sind drei von rund 40 Mitgliedern von Ici.

© Andreas Klaer PNN/Andreas Klaer

„Wir hatten Sorge, ob die Innenstadt überlebt“: Potsdams Händlernetzwerk Ici feiert fünfjähriges Bestehen

Gemeinsam für die Innenstadt: Das Netzwerk Ici hat sich durch sein Engagement bei Themen wie der autoarmen Innenstadt und dem Stadtgutschein zu einem festen Ansprechpartner für die Politik entwickelt.

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Potsdams Händlernetzwerk Ici (französisch für „hier“) feiert sein fünfjähriges Bestehen: „Wir haben uns damals zu Beginn der Corona-Pandemie gegründet, weil die vielen kleinen Geschäfte in der Innenstadt brach lagen und wir Sorge hatten, ob die Innenstadt überlebt“, sagt Ici-Sprecher und Lakritzkontor-Geschäftsführer Dietmar Teickner. „Wir wollten nach außen tragen, dass wir noch da sind.“

Während Potsdams Straßen leergefegt waren und die Kundschaft im Lockdown saß, setzte sich eine kleine Gruppe aus vier Händlern zusammen, um ein neues Netzwerk ins Leben zu rufen: Eike Neubarth vom Bierladen „Bierlese“, Patrick Berger von „Buena Vida Coffee“, Matthias Schäferhoff vom Spieleladen „Galadriel“ und Dietmar Teickner. „Daraus ist dann irgendwann der Verein entstanden“, sagt Teickner.

Man braucht eine gemeinsame Stimme bei der Mitgestaltung der Innenstadt, und das ist Ici für mich.

Die Potsdamer Händlerin Annelie Bertram vom Netzwerk Ici

Die Fülle an inhabergeführten Geschäften und Restaurants ist für Teickner eine besondere Qualität von Potsdam: „Es ist wie ein Open Air-Kaufhaus – viele Städte haben so etwas gar nicht mehr.“ Ähnlich sieht das Ici-Mitglied Peter Poprawa vom Stoffladen Texstile: „Bei Ici geht es um die Verbundenheit mit Potsdam: Wir haben eine sehr hohe gute Lebensqualität und die wollen wir erhalten. Das ist immer wieder ein Kampf, und alleine zu kämpfen macht keinen Sinn.“

Dietmar Teickner ist Geschäftsführer des Lakritzkontors und Sprecher von Ici.

© Ottmar Winter PNN / Ottmar Winter PNN

Mittlerweile hat Ici rund 40 aktive Mitglieder, die meisten davon im Einzelhandel und in der Gastronomie. Doch warum brauchte es eigentlich einen weiteren Interessensverband für die Innenstadt, wo es doch auch die AG Innenstadt in Potsdam gibt? „Die AG Innenstadt ist eine Interessensvertretung, in der auch viele Nichtgewerbetreibende Mitglied sind, Ici hingegen ist reine Händlervereinigung“, sagt Teickner. Er räumt jedoch ein, dass beide Institutionen ähnliche Ziele verfolgen.

Zu den größten Erfolgen von Ici gehört aus Sicht von Teickner die Einführung des Stadtgutscheins 2023: „Mittlerweile gibt es über 70 Partner, bei denen man die Stadtgutscheine einlösen kann, aktuell ist ein Gutscheinguthaben von rund 100.000 Euro im Umlauf“, sagt Teickner.

Die Idee ist simpel: Große Potsdamer Unternehmen geben ihren Mitarbeitenden Gutscheine, die dann nur in Potsdamer Geschäften eingelöst werden können – so bleibt das Geld in der lokalen Wirtschaft. Möglich wird das durch eine Regelung des Einkommenssteuergesetzes, das steuerfreie Sachzuwendungen im Wert von bis zu 50 Euro pro Monat erlaubt. Zu den Unternehmen, die Stadtgutscheine ausgeben, gehört unter anderem die Energie und Wasser Potsdam GmbH.

Kritik an autoarmer Dortustraße

Ein Thema, bei dem Ici seine Stimme ebenfalls erhob, war und ist die autoarme Innenstadt: Die Pläne der Stadt, die einen Rückbau von Besucherparkplätzen vorsahen, stießen bei vielen Händlerinnen und Händlern auf Widerstand. „Wir haben es geschafft, mit der ‚Arbeitsgemeinschaft autoarme Innenstadt‘ alle Akteure an einen Tisch zu holen“, sagt Teickner. „Das war der Punkt, wo wir uns richtig stadtpolitisch engagiert haben.“

Ici stehe dem Thema grundsätzlich positiv gegenüber, sagt Teickner, doch die Kommunikation müsse besser laufen: „So von oben herab, wie das bei der Dortustraße gelaufen ist, geht es nicht.“ Mittlerweile habe er das Gefühl, dass Ici in der Stadtpolitik gehört werde. „Man braucht eine gemeinsame Stimme bei der Mitgestaltung der Innenstadt, und das ist Ici für mich“, sagt daher auch Ici-Mitglied Annelie Bertram vom Atelier Bertram. „Mittlerweile haben wir uns als Ansprechpartner für die Politik etabliert“, sagt Teickner.

Doch Ici ist nicht nur ein Netzwerk nach außen, sondern auch nach innen: Egal ob es um Kontakte, rechtliche Fragen oder Baustellen vor der Haustür geht – innerhalb von Ici hilft man sich gegenseitig. „Wenn zum Beispiel jemand einen Elektriker braucht, fragt er einfach ins Netzwerk und schon antworten ihm ganz viele: Hier, ich kenne den und den, frag da mal nach“, sagt Peter Poprawa. Ici versteht sich als Netzwerk, in dem man sich untereinander hilft.

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