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Landeshauptstadt: Wirtschaftsfaktor Biene

Die Imkervereine suchen Nachwuchs: Gestern trafen sich Vertreter der 107 Brandenburgischen Imkervereine in Potsdam

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Hermannswerder – Brandenburgs Imker haben Nachwuchssorgen. „Wir versuchen uns zu verjüngen“, sagte Reiner Gabriel, der Vorsitzende des Landesverbandes Brandenburgischer Imker e.V., gegenüber den PNN. Das klappe bisher jedoch „schlecht“. Zwar habe der Landesverband im vergangenen Jahr 56 Neumitglieder anwerben können. Diese hätten aber „trotzdem das 40. Lebensjahr überschritten“, gab Gabriel zu bedenken. Er traf sich gestern Vormittag mit Vertretern der 107 Imkervereine des Landes im Tagungshaus „BlauArt“ auf Hermannswerder.

„Die Arbeit an Jugendlichen ist wichtig“, findet der Landesvorsitzende. Das betonte auch Elona Müller, die Beigeordnete für Jugend, Soziales, Gesundheit und Umweltschutz der Stadt Potsdam: „Wesentliche Aufgabe“ sei die Werbung für den Imkerberuf unter Jugendlichen, sagte Müller in ihrem Grußwort an die Brandenburger Imker, zum großen Teil Herren im Rentenalter. Mit 80 000 Euro aus Lottomitteln unterstützte das Land in den vergangenen zwei Jahren die Öffentlichkeits- und Jugendarbeit des Imkerverbandes, aber auch einzelne Imker, sagte Gudrun Kretschmer vom Landesamt für Verbraucherschutz und Landwirtschaft.

In Potsdam hat sich die Zahl der Imker seit der Wende radikal verringert, auch wenn 2007 bereits drei neue dazukamen: 38 Mitglieder zählt der örtliche Imkerverein „Groß-Potsdam“ aktuell. Vor 1989 waren es noch „über 150“, erinnert sich der 78-Jährige Werner Schadwinkel. Sein Vereinskollege Niels Simon aus Bornim glaubt sogar, dass die Imkerei „vom Aussterben bedroht“ ist. Seinen Kunden erkläre er daher den Imkerberuf gerne, vor allem, wenn Kinder dabei sind.

Simon besitzt zusammen mit seinem Vater 60 Bienenvölker und damit nach eigenen Angaben den größten Bestand in der Landeshauptstadt. Seine Imkerei startete der 39-Jährige vor vier Jahren als „Ich-AG“. Bis zum Winter will er auf 80 Völker kommen. „Davon kann man dann leben“, sagt er. Im Unterschied zu anderen Unternehmen sei man allerdings „gebunden“, habe keinen Urlaub. „Man kann durchaus mit der Imkerei seinen Lebensunterhalt verdienen“, bestätigt der Landesvorsitzende Reiner Gabriel: „Es bedarf aber viel Erfahrung.“

Die Bedeutung der Bienenzucht liege nicht nur in der Honigproduktion, so Elona Müller. 20 bis 30 Kilo Honig ernten die Imker von einem Volk. Der Durchschnittsdeutsche verbraucht nach Angaben des Deutschen Imkerbundes 1,3 Kilo Honig pro Jahr. Aber auch die Bestäubung von Obstblüten geschehe zu 82 Prozent durch Honigbienen, erklärte Müller. Angesichts des Stellenwertes der Bienen in der Gesamtwirtschaft sei es wichtig, dass der Imkerberuf „auch in zehn bis 15 Jahren“ noch gepflegt werde.

Auf die Nachrichten vom Massensterben der Bienenvölker in den USA und in Spanien können die insgesamt 1546 Brandenburger Imker derzeit noch nicht reagieren, so Vorsitzender Gabriel: „Wir kennen die Ursachen nicht.“Jana Haase

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