Von Erhart Hohenstein: Wissenslücken über die SED-Diktatur schließen Auf der 5. Potsdamer Geschichtsbörse präsentiert: Stadtspaziergänge für Schüler zu relevanten Orten des 20. Jahrhunderts
„Alltag in der DDR-Diktatur“ - mit diesem Bildungsangebot will das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) gemeinsam mit der Schlösserstiftung und der Gedenkstätte für die Opfer politischer Gewalt Lindenstraße dazu beitragen, bei 14- bis 19-jährigen Schülern die Wissenslücken über die DDR-Geschichte zu schließen.Der Historiker Andreas Hoffmann stellte gestern auf der Potsdamer Geschichtsbörse den Stadtspaziergang vor, zu dessen Stationen das ehemalige Stasi-Untersuchungsgefängnis, Schloss Cecilienhof als Stätte des Potsdamer Abkommens und der ehemalige Mauerstreifen im Neuen Garten zählen.
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„Alltag in der DDR-Diktatur“ - mit diesem Bildungsangebot will das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) gemeinsam mit der Schlösserstiftung und der Gedenkstätte für die Opfer politischer Gewalt Lindenstraße dazu beitragen, bei 14- bis 19-jährigen Schülern die Wissenslücken über die DDR-Geschichte zu schließen.
Der Historiker Andreas Hoffmann stellte gestern auf der Potsdamer Geschichtsbörse den Stadtspaziergang vor, zu dessen Stationen das ehemalige Stasi-Untersuchungsgefängnis, Schloss Cecilienhof als Stätte des Potsdamer Abkommens und der ehemalige Mauerstreifen im Neuen Garten zählen. Die Entwicklung dieses Angebots wurde durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur unterstützt und wird finanziell durch die Ostdeutschen Sparkassenstiftung gefördert.
Bei der Eröffnung der Geschichtsbörse würdigte Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) vor dem Hintergrund deutlicher Defizite in der historischen Bildung, insbesondere der Schuljugend, die hohe Bedeutung gerade dieses Projekts. Sie teilte außerdem mit, dass ihr Ministerium jetzt mit einem Konzept zur Erinnerungkultur zwischen 1933 und 1990 in die öffentliche Diskussion gegangen ist. Sie soll zu Leitlinien beitragen, wie die Geschichte der beiden deutschen Diktaturen vor Ort aufgearbeitet und dargestellt werden kann und sollte.
Dies bedürfe, erklärte HBPG-Direktor Kurt Winkler, der Mitwirkung der vielen im Land Brandenburg wirkenden Geschichtsvereine. Auch deshalb freue er sich, dass das von ihm geleite Haus erneut Gastgeber der zum fünften Mal veranstalteten Geschichtsbörse sein dürfe. Mitten in der Finanzkrise sei es eine Börse, die nur Gewinne zu verzeichnen habe, da sie mit Wissen handele und auf bürgerschaftlichem Engagement fuße.
In die Gewölbehalle des Kutschstalls waren diesmal mehr als 60 Institutionen und Vereine gekommen, dazu präsentierten in der Manege elf Verlage ihre regional- und heimatgeschichtlichen Titel. Im Vortragssaal des HBPG gab es neun Vorträge zum diesjährigen Thema der Börse, „Zäsuren im 20. Jahrhundert“. So stellte Brigitte Faber-Schmidt, Vorsitzende von Kulturland Brandenburg e.V., das diesjährige Vereinsprogramm vor, das unter dem Motto „Freiheit. Gleichheit. Brandenburg – Demokratie und Demokratiebewegungen“ steht. Für Potsdam kündigte sie u.a. Fotoausstellungen über den Mauerfall, den weiteren Ausbau der Ausstellung im Haus Lindenstraße 54/55 und für das Potsdam Museum eine Schau über „Kunst ohne König - bürgerliches Sammeln“ an. Über ein Jugendprojekt zur Geschichte der Juden in der Mark Brandenburg informierten Larissa Weber vom Moses Mendelssohn Zentrum und Heidi Schulze vom Landesjugendring. Thomas Wernicke, 1989/1990 als Bürgerrechtler in der heutigen Landeshauptstadt führend am politischen Umbruch beteiligt, wird in Kürze eine Studie über die Besetzung der Potsdamer Stasi-Dienststellen und die Sicherung der Aktenbestände veröffentlichen.
Waren die Vorträge dem Schwerpunktthema der Börse gewidmet, so bot die Gewölbehalle mit ihren Ständen ein buntes Bild, vom Verein Historische Straßenbahn Potsdam über das Berliner Geschichtsfestival „Historiale“, das nach dem Vorbild von Wikipedia aufgebaute Potsdam-Archiv, die „Stadtgeschichte für jedermann“ des Bürgerhauses am Schlaatz und das preußische Privatmuseum Großbeeren bis hin zu Mühlberger Trachtenfrauen, die das dort seit 1346 gebackene „Armenbrot“ verteilten und so für einen Besuch ihres Elbestädtchens warben.
Volker Punzel, der mit seiner GeschichtsManufaktur Potsdam auch diesmal die Börse organisierte, sah deren Zweck voll erfüllt: als Stätte des Austauschs zwischen den Vereinen und als Anregung an die Besucher, sich mit Geschichte zu beschäftigen. Besonders herzlich begrüßt wurden polnische Gäste aus der Wojewodschaften Gorzow und Lubuski, die u.a. für das „Küstriner Pompeji“ (die Überreste der Festung Küstrin) und das Museum der Volkskultur in Miedzyrzecz warben.
Inzwischen gibt es Initiativen wie das Institut für angewandte Geschichte e.V. Frankfurt an der Oder /Slubice, in denen historisch interessierte Deutsche und Polen zusammen wirken. Wie dessen Sprecher Stephan Felsberg erläuterte, wollen sie gemeinsam die Historie des Gebietes diesseits und jenseits der Oder aufarbeiten und darstellen, die sie auch als gemeinsame Geschichte der Region betrachten.
Erhart Hohenstein
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