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Landeshauptstadt: Wo 500 Menschen pro Jahr Rat suchen
Awo zieht positive Bilanz zum 20-jährigen Bestehen der Suchtberatungsstelle / Mehr Suchtberater nötig
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Die Suchtberatung des Potsdamer Bezirksverbandes der Arbeiterwohlfahrt (Awo) ist eine Erfolggeschichte, auch wenn der Begriff in diesem Zusammenhang etwas unpassend scheint: Seit 1992, als die Stelle mit vier Mitarbeitern aus einer Alkohol- und Medikamentenberatung des Gesundheitsamtes hervorging, hat sich einiges getan. Mittlerweile hat die Institution doppelt so viele Mitarbeiter und betreut jährlich etwa 450 bis 500 Klienten. Dazu kamen seit den letzten fünf Jahren mehrere Teilnahmen an Bundes- und Landesmodellprojekten, etwa dem „Selbstkontrolltraining Skoll“ von 2009 bis 2012. Anlässlich des Jubiläums wird es am 24. Oktober einen von der Landesärztekammer zertifizierten Fachtag der Awo geben, unter anderem mit Vorträgen wie: „Perspektiven und Visionen – Suchttherapie im Jahr 2030“.
Als einen der größten Erfolge wertet Angela Basekow, Geschäftsführerin des Awo Bezirksverbandes Potsdam, dass die Suchtberatung überhaupt seit 20 Jahren bestehe, denn: „Der Vertrag für den Betrieb muss jedes Jahr neu verhandelt werden.“ Eine Unsicherheit, die die Awo nicht nur sich selbst, sondern auch den Klienten gern ersparen würde.
Die Probleme, mit denen Hilfesuchende zur Beratungsstelle kommen, haben sich in den 20 Jahren etwas verschoben: Vor 1992 kamen fast alle Klienten wegen Alkoholsucht zur Beratungsstelle, nach der Gründung der Awo Suchtberatung erweiterte sich das Problemfeld nach und nach. Heute mache die Beratungsstelle noch immer zu etwa 75 bis 80 Prozent Alkoholismusberatung, andere Schwerpunkte seien Cannabissucht und „pathologisches Glücksspiel“, so Daniel Zeis, Leiter der Suchtberatung. Ein Meilenstein in der Geschichte der Beratungsstelle sei die ambulante Rehabilitation für Suchtkranke, die seit 2005 neben der stationären Reha angeboten wird, so die Leiterin der Beratungsstelle Kathrin Neuhaus. Mittlerweile verfügt die Stelle neben der normalen Beratung über viele spezifische Angebote: Dazu zählt das „Netzwerk Frühintervention bei pathologischem Glücksspiel“, Online-Beratung, Bewerbungstrainings oder Akupunktur. Erfreulich ist auch der Anstieg der Zahl der Awo-Selbsthilfegruppen: Vor 20 Jahren gab es in Potsdam gerade mal eine, mittlerweile gibt es sieben.
Dass die Arbeit so stabil laufe, verdanke die Suchtberatung auch dem guten Netzwerk aus Potsdamer Ärzten, Psychiatern, Mitarbeitern beim Jobcenter sowie Kooperationspartnern wie dem „Ernst von Bergmann“-Klinikum oder dem Chill Out e.V., betont Basekow. Für die Zukunft wünscht sie sich jedoch mehr Suchtberater für Potsdam: „Die Richtzahl der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen ist ein Suchtberater auf 10 000 Einwohner – da wollen wir hin.“ In Potsdam wären dies 18 Suchtberater. Wie viele Berater es außer den fünf der Awo noch in der Stadt gebe, sei unklar, so Basekow.
Sommerfest zum 20-jährigen Bestehen am 29. August im Bürgerhaus Bornim
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