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Landeshauptstadt: „Wo ist das Kamel?“

Er ist Trampeltiersucher, Retter in der Not, beliebter Gesprächspartner und in Eile: Die Schlössernacht des Stiftungschefs Dorgerloh

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Atmosphärisch, zauberhaft, träumerisch, ein Erlebnis für alle Sinne – die durch Besucher der diesjährigen Schlössernacht geäußerten Schlagworte gleichen denen der vergangenen acht. Der Faszination der Veranstaltung tut dies auch im neunten Jahr keinen Abbruch. 33 000 Lustwandler durchstreiften am vergangenen Samstag den Park Sanssouci und genossen das Spiel von Licht, Musik und Sprache, bewunderten Darbietungen von Mensch und – erstmals – Tier. „Die zoologische Komponente“ nennt es Reinhard Mann von der Arbeitgemeinschaft Schlössernacht (Arge). Durchaus interessant für den Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Hartmut Dorgerloh. Schließlich hat er eine Reihe von Sondergenehmigungen erteilt, dass beispielsweise eine Pferdedressur im Parkgelände aufgeführt werden kann. Seit 1992 ist es das erste Mal, dass die Vierbeiner das Gartendenkmal betreten dürfen. Doch gibt es einen noch ausgefalleneren Parkgast. Den sucht Dorgerloh den ganzen Abend: Wo ist das Kamel?

Die heimliche Attraktion der Schlössernacht hat ein schiefes Gebiss, ein trotzdem hinreißendes Lächeln und darf ungeniert Trampel gerufen werden. Ein Dromedar erinnert an die amüsante Episode vor rund 250 Jahren, als Katharina die Große ihrem Monarchenkollegen Friedrich dem Großen ein Trampeltier zum Geschenk machte. Die Schlössernachtbesucher staunen nicht schlecht, wenn Mitglieder des Ensembles „Carousel Barock“ das Tier spazieren führen.

Der Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Hartmut Dorgerloh, trifft bis in den späten Abend nicht auf das Höckertier, doch auf genügend andere Schlössernachtbesucher. Zwischen den Repräsentationsterminen wird er immer wieder erkannt und aufgehalten, selbst in der Dunkelheit. „Ich bin ganz erstaunt, wie viele mein Gesicht kennen.“ Man nutzt die Chance, einmal die eigene Sicht auf die Dinge mitzuteilen. Die Radfahrproblematik kommt ebenso zur Sprache wie die Diskussionen über den Parkeintritt: Durchaus wohlwollend reagiere ein Großteil der Schlössernachtbesucher auf einen allgemeinen Obolus für den Parkbesuch, freut sich Dorgerloh.

Ein anderer Stiftungsmitarbeiter, der Chef der Marketing-Abteilung, wirbt eindringlich für einen generellen Parkeintritt. Tilman von Stockhausen begründet seine Sicht in einem Vortrag mit der Wertschätzung des Parks. „Gärten wie der Park Sanssouci sind ein lebendes Museum, deren Pflege viel Geld kostet.“ So würden Finanzen für 41 Gärtnerstellen fehlen, die eigentlich gebraucht würden, um das Denkmal zu erhalten. Beim freiwilligen Parkeintritt – im rechtlichen Sinne eine „nicht absetzbare Kleinspende“ – gebe es nach anderthalb Jahren eine „gemischte Bilanz“, so von Stockhausen. Weniger Einnahmen als erwartet habe man verzeichnet, aber die Besucher würden sich über die persönliche Begrüßung am Parkeingang sehr freuen. Vielfach seien die Parkguides auch Ratgeber und Wegführer.

Der kundigste Parkkenner jedoch dürfte Stiftungsdirektor Dorgerloh sein. Und auch am Abend der Schlössernacht ist er Retter in der Not für eine Kölnerin in der Nähe der Friedenskirche. Sie hat ihre Reisegruppe verloren und weiß noch nicht mal genau, wo sie sich überhaupt befindet. „Gehen Sie zur Hauptallee, dort treffen sie die meisten der Besucher“, rät er der leicht Verzweifelten. Auf dem Weg zum Termin mit Journalisten spaziert er durch seinen Lieblingsparkbereich: „Den Südteil mit dem Schloss Charlottenhof mag ich besonders.“ Leider reicht die Zeit nicht, im Viridarium der Römischen Bäder zu verweilen, um den frivolen Texten von Giambattista Basile zu lauschen – der nächste Termin wartet.

Zu Ende geht die Schlössernacht für den Stiftungschef erst gegen 4 Uhr. „Abschlussgespräche mit Polizei und Feuerwehr, sowie ein erstes kurzes Resümee mit der Arge lassen den Feierabend auf sich warten.“ Doch dann, so Dorgerloh, genieße er wie in den vergangenen Jahren auch, einen letzten Gang durch den – dann menschenleeren – Park. Mit den Gedanken unter Umständen bereits bei Attraktionen für die nächste Schlössernacht. Jene Jubiläumsausgabe, es ist die zehnte, wird dann am 16. August 2008 steigen. Der Vorverkauf dafür startet am 8. Dezember.

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