Landeshauptstadt: Wohnen Senioren bald „Bei Hofe“?
Innenstadt - Mit Führungen durch die Innenhöfe der zweiten barocken Stadterweiterung begann gestern Nachmittag das informatives Vorhaben „Bei Hofe“ zum Jahr der Architektur. Über siebzig Interessierte nahmen an der Auftaktveranstaltung des vom „Kulturland Brandenburg“ geförderten Projektes teil.
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Innenstadt - Mit Führungen durch die Innenhöfe der zweiten barocken Stadterweiterung begann gestern Nachmittag das informatives Vorhaben „Bei Hofe“ zum Jahr der Architektur. Über siebzig Interessierte nahmen an der Auftaktveranstaltung des vom „Kulturland Brandenburg“ geförderten Projektes teil.
Als sachkundige Führer fungierten unter anderem Robert Stöhr, Mitarbeiter des Fachbereichs Stadterneuerung der Stadtverwaltung und Albrecht Gülzow vom Sanierungsträger. Im Hof der Nachbarschaft von ehemals „Flaschen-Schröder“ in der Gutenbergstraße konnten die Stadtführer alle Kapitel der Stadtsanierung von einem Punkt aus aufblättern. Im westlichen Abschnitt der Gutenbergstraße hatte die DDR in den achtziger Jahren ganze Häuserzeilen abgerissen und durch Plattenbauten ersetzt. „Mit Montagebauten wollte die DDR die barocke Stadt kopieren“, sagt Gülzow.
Vom neu gestalteten Hof, der keinerlei historische Reste mehr aufweist, ist ein Blick über das gesamte Karree möglich. „Die Gutenbergstraße 106 bis 108 ist eines der letzten unsanierten Häuser der barocken Innenstadt“, erwähnt Stöhr und zeigt auf ruinenartige Reste. „Die Gebäude sind wahrscheinlich nicht mehr zu retten.“ Zu erhalten sei vermutlich nicht einmal mehr die barocke Fassade mit der Flaschen-Schröder-Inschrift. „Sollte da nicht eine Seniorenresidenz entstehen?“, will jemand wissen. Das Bauschild in der Gutenbergstraße mit dieser Verheißung ist lange nach Anlagebetrug und Pleite des „Investors“ bis zum heutigen Tag erhalten. Über zweihundert Anleger seien um ihre Einlagen gebracht worden, sagt Stöhr. Über den Ruinen von FlaschenSchröder erheben sich die modernen Bauten der Linden-Arcade zwischen Linden- und Gutenbergstraße, in der unter anderem das Amtsgericht mit seinem Immobilien- und Zwangsversteigerungsbereich sitzt. Die Tage des Amtsgerichtes als Mieter der Linden-Arcade sind jedoch gezählt, denn nach Fertigstellung des Justizzentrums in der Jägerallee wird es dorthin umziehen. Und was wird dann aus der Immobilie? „Dann wird hier eine Seniorenresidenz eingerichtet“, berichtet Stöhr. Ein seriöser Investor stehe bereits Gewehr bei Fuß. Vielleicht harmoniert sein Vorhaben gar mit dem der Firma Semmelhaack, die das „Haus der Begegnung“ in der Nachbarschaft gekauft hat. Nach der Insolvenz des „Vereins zur Förderung der Integration Behinderter“ und Kündigung der bisherigen Mieter steht eine neue Nutzung bevor. „Gewerbliche Behindertenarbeit“, so Stöhr.
Die Veranstaltungen zum Projekt „Bei Hofe“ werden mit fünf weiteren Führungen fortgesetzt. Günter Schenke
Günter Schenke
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