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Landeshauptstadt: Wortakrobaten mit Gipsbein

Potsdamer Voltaire-Schule und Gymnasium Falkensee siegten im Landesfinale der Deutsch-Olympiade

Da hat es ihnen doch glatt die Sprache verschlagen. Keinen zusammenhängenden Satz brachten sie heraus vor Freude über den Sieg im Landesfinale der Deutsch-Olympiade. Malinda Flothkötter, Christopher Stephan, Anatol Daske und Christian Gartemann von der Potsdamer Voltaire-Gesamtschule haben sich gestern im Hans Otto Theater als wortstärkstes Team in der Konkurrenz der Schulen mit mittlerem Abschluss durchgesetzt und werden das Land Brandenburg nun im Bundesausscheid vertreten.

Auch die Gewinner bei den Gymnasiasten, ein Schülerteam des Lise-Meitner- Gymnasiums Falkensee, konnten ihr Glück kaum in Worte fassen. Dabei sind die siegreichen Neuntklässler ganz und gar nicht auf den Mund gefallen. Wenige Minuten zuvor hatten sie ein Miniatur- Schauspiel improvisieren und dabei Wortgewandtheit und spontanen Einfallsreichtum beweisen müssen. Die Falkenseer inszenierten einen technischen Defekt im Kino und spielten den angekündigten Film live auf der Bühne nach. Etwas chaotisch zwar, dafür aber unter Einbeziehung des amüsierten Publikums, das einen Wald darzustellen hatte. Gerade mal zwei Minuten Zeit bekamen die Schüler für die Ideenfindung, zwei weitere für ihre Aufführung. In der Disziplin „Darstellen“ zeigten sich vor allem die Potsdamer Voltaire-Schüler als eingespielte Truppe: Die erfolglose Suche nach einem Chihuahua-Hündchen lösten sie in einer verblüffenden Pointe auf.

Neben dem „Darstellen“ mussten die Deutsch-Olympioniken in vier weiteren Disziplinen gegeneinander antreten: im Erklären, Umschreiben, Erzählen und Reimen. Jeweils im Zwei-Minutentakt. Ein Limit, das die Voltaire-Schüler nicht aus der Ruhe brachte. Souverän entwickelten sie nach einem vorgegebenen Anfangs- und Endsatz die Geschichte eines Mannes mit Gipsbein, der sich mehrmals vergeblich 15 Stufen zum klingelnden Telefon hinaufquälte, um schließlich von seinem Arzt am anderen Ende der Leitung zu hören, dass er um Himmels willen keine Treppen steigen darf.

Ebenso viel Phantasie wie beim Erzählen brauchten die Teams beim Erklären seltsamer Begriffe. Ad hoc mussten sie dem Publikum und einer Jury aus Germanisten und Bildungsfachleuten klar machen, was sich hinter einem „Kellergericht“, einem „Augenauflauf“ oder aber einer „Frostklappe“ verbirgt. Von der Definition über den Gebrauch bis hin zur Wortgeschichte hatten die Vierergruppen einleuchtende Erklärungen zu finden, die in die abenteuerlichsten Geschichten mündeten. Auch die Kettengedichte, die beim spontanen Reimen entstanden, versetzten die Zuhörer in Erstaunen. Noch mehr als in allen anderen Disziplinen kam es hier auf die Teamfähigkeit an, gemeinsam einen roten Faden zu spinnen, auf die Ideen der anderen einzugehen und sie zügig weiterzuentwickeln. Frank Wellmann, Geschäftsführer der Initiative Deutsche Sprache, die die Deutsch-Olympiade organisiert hat, sieht darin einen der wichtigsten Nebeneffekte für die rund 30 000 Neuntklässler, die sich bundesweit auf den Wettbewerb vorbereitet haben. Im Vordergrund aber stehen für ihn der Spaß im Umgang mit der Sprache und die Fähigkeit erfolgreich zu kommunizieren, damit einem im entscheidenden Moment niemals die richtigen Worte fehlen.

Antje Horn-Conrad

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