HEYES Woche: Wünsche im Mikro- kosmos Brandenburg
Wenn ich mir was wünschen dürfte“, höre ich weit entfernt die rauchige Stimme von Marlene Dietrich. Dies ist die letzte Kolumne für die PNN, mit der ich mich von meinen Lesern verabschiede.
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Wenn ich mir was wünschen dürfte“, höre ich weit entfernt die rauchige Stimme von Marlene Dietrich. Dies ist die letzte Kolumne für die PNN, mit der ich mich von meinen Lesern verabschiede. Daher wird niemanden verargen, wenn ich noch einmal auf den brandenburgischen Mikrokosmos blicke und dies nicht wunschlos tue.
Die Erleichterung des Innenministers in Erwartung der Statistik für 2011 teile ich: Es wird weniger rechtsextreme Straftaten geben und hoffentlich gelingen, den Rechtsextremismus einzudämmen. Alarmierend allerdings eine Studie für die Enquete-Kommission des Landtags, die zunehmende Unzufriedenheit mit der Demokratie im berlinfernen ländlich-kleinstädtischen Raum signalisiert.
Beispiel Zossen. Da hat die Initiative „Zossen zeigt Gesicht“ endlich ein Haus gefunden, das als Ersatz für das von Neonazis abgefackelte „Haus der Demokratie“ genutzt werden könnte. Laut Initiativensprecher war der Kaufvertrag unterschriftsreif. Die Mitglieder der Initiative waren bereits dabei, in Eigenarbeit das Haus zu renovieren. Doch leider wird nichts draus. Die Stadt machte von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch, nun steht das Haus leer. Wäre dort schon ein „Haus der Demokratie“ eine Provokation? Ein unerfüllbarer Wunsch?
Der Ministerpräsident wird nicht müde herauszustellen, Bildung habe absolute Priorität. Da müsste es Brandenburg doch gelingen, die Rote Laterne im bundesweiten Vergleich bei den Ausgaben pro Schüler abzugeben. Der Wunsch rückt in weite Ferne, denn öffentlichen Schulen in freier Trägerschaft werden die Mittel gekürzt. In Potsdam gibt es so viele Kinder, dass die staatlichen Schulen sie nicht alle unterbringen können; im Rest des Landes schrumpft die Bevölkerung so rasant, dass staatlichen Schulen die Schüler ausgehen. In beiden Fällen springen freie Träger ein. Anstatt diese Herausforderungen anzupacken, streicht man kurzerhand 13 Millionen Euro.
Der Landtag in der Mitte Potsdams überragt längst den Bauzaun. Hoffentlich gelingt es, den öffentlichen Raum drum herum mit Leben zu füllen. Die öde Langeweile des bürgerfernen Brauhausberges könnte im Landtag mit zu mancher lebensfremden Entscheidung beigetragen haben. Dazu gehört auch die Forderung der CDU-Vorsitzenden, all die „schrecklichen“ Namen an Straßen und Plätzen zu registrieren, die sie an die DDR, viele andere aber an deutsche Geschichte erinnern. Weg mit Karl Marx, Clara Zetkin, Rosa Luxemburg und „Karli“, dem Stadionpaten? Nicht nur die DDR war kleinkariert. Im Übrigen: Da war ja der Alte Fritz schon weiter, bei dem jeder nach seiner Fasson selig werden konnte. Nichts, was im neuen Jahr nicht besser werden könnte.
Uwe-Karsten Heye war Redenschreiber bei Willy Brandt und Regierungssprecher von Gerhard Schröder. Heute lebt Heye mit seiner Familie in Babelsberg.
Uwe-Karsten Heye
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