
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Zappeln für den Harlem Shake
200 Hip-Hop-Tänzer der Potsdamer RokkaZ drehten im Filmpark ein Video. Der nächste Wettkampf ist am Wochenende, im April folgt die WM in Florida
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Unheilvoll stapft ein behelmter Polizist an dem ausgebrannten Helikopter und der verrosteten Wellblech-Tankstelle vorbei. Abseits stehen etwa 200 schräg kostümierte Personen und schauen erwartungsvoll auf den grimmigen Gesetzeshüter – bis dieser plötzlich zuckend zu tanzen beginnt. Wenige Sekunden später wummern fette Dance-Beats durch das Innere des Vulkans im Filmpark Babelsberg und Hunderte Arme und Beine von Weihnachtsmännern, rosa Kühen, Hexen, Jedi-Rittern und barock gekleideten Adligen rudern wild durch die Luft.
„Schon besser, aber einmal müsst ihr noch!“, ruft Sven Seeger durch ein Megafon. Das Internet-Phänomen des „Harlem Shake“ ist am Wochenende auch im Filmpark Babelsberg angekommen: Dort drehte der international erfolgreiche Potsdamer Hip-Hop-Tanz-Verein „RokkaZ“ ein Werbe-Video zu den Klängen, die weltweit in Mode gekommen sind.
Es ist das erste Promovideo, dass die RokkaZ für sich produzieren, erklärte Vereinschef Sven Seeger, selbst zwölffacher Hip-Hop-Weltmeister und Trainer in der Potsdamer Tanzschule „Die Linksfüßer“. Nach einer Absage von der Schlösserstiftung für eine Aktion vor Schloss Sanssouci landete man schließlich im Filmpark: „Wir wollten es auf jeden Fall vor einer Potsdamer Kulisse machen.“
Rund 180 feste Mitglieder und bis zu 300 Sympathisanten zählt der 2009 gegründete RokkaZ-Verein und ist damit laut Seeger der größte Hip-Hop-Tanzverein in Berlin und Brandenburg. Dass für den einstündigen Video-Dreh statt der geladenen 400 nur 200 Tänzer kamen, lag wohl am kalten Wetter. „Ihr könnt euch schon mal warm zappeln, damit ihr nicht so friert“, begrüßte Seeger die Tänzer im Alter zwischen acht und 30 Jahren. Trotz Schnee und Kälte war die Stimmung gut bei den Beteiligten und bei Vereinschef Seeger.
Zufrieden ist der 39-Jährige auch mit den Wettkampferfolgen seiner RokkaZ: „Wir haben uns kürzlich für die Hip-Hop-Weltmeisterschaft in Florida qualifiziert, wo wir Ende April mit 48 Tänzern hinfliegen werden.“ Für die Potsdamer sei das eine Premiere: Es ist das erste Mal, das der Verein an einer WM beim amerikanisch geprägten IASF-Verband (International All Star Federation for Cheer and Dance Teams) teilnimmt; die bisherigen WM-Teilnahmen fanden bei dem anderen großen Tanz-Verband, der eher auf Europa konzentrierten IDO (International Dance Organisation) statt. „Bei der Qualifikation meinte die Jury, wir wären die ersten, die eine Chance hätten, die Amerikaner zu ärgern“, sagt Seeger, gibt sich aber bescheiden: „Wir wollen erst mal schauen.“ Schon an diesem Wochenende stehen die norddeutschen Hip-Hop-Meisterschaften zu Hause an – getanzt wird in der MBS-Arena im Luftschiffhafen. die RokkaZ sind in drei Kategorien Titelverteidiger.
Für den RokkaZ-Nachwuchs gab es erst Anfang Februar in Dresden die neuesten Erfolge: Beim DDP-Cup (Dörtes Dance Project) holten die „Little RokkaZ“ mit Tänzern, die jünger als elf Jahre alt sind, und die zwölf- bis 15-jährigen „Junior RokkaZ“ den ersten und zweiten Platz. Auch sie treten in dem Video mit auf: Innerhalb von zwei Minuten tanzen sich dabei rund 100 Kinder und Jugendlichen von Squaredance und Rock’n’Roll bis zu Disko und Techno. Für Sven Seeger steht der Spaß beim Tanzen im Vordergrund: „Wir wollen immer besser werden, aber es soll weiterhin eine familiäre Stimmung herrschen.“
Das Werbevideo soll in rund drei Wochen fertig sein. Sechs Kameras waren dafür im Einsatz, gefilmt haben Vereinsfreunde. Für einige der Tänzer könnte es im Herbst wieder in den Filmpark gehen: Während der Dreharbeiten notierten sich die Organisatoren der Filmpark-„Horrornächte“ talentierte Teilnehmer, die bei dem Halloween-Event mittanzen könnten – dann als Monster verkleidet. Erik Wenk
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