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Landeshauptstadt: Zarengeschenke in Grün

Steinrestaurator Stefan Klappenbach erläuterte Aufarbeitung der Malachitkunstwerke

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Vasen, Schalen, Tischchen aus Malachit ziehen in der Ausstellung „Macht und Freundschaft“ die Blicke auf sich, mit der die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten im Berliner Gropiusbau die engen politischen und verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen Preußen und Russland in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts darstellt. Die prachtvollen Kunstwerke kamen damals als Geschenke des Zarenhofes nach Potsdam.

Um einen Teil davon in der Ausstellung zeigen zu können, war eine grundlegende Restaurierung notwendig. Diese Aufgabe wurde dem seit 33 Jahren in der Stiftung tätigem Steinrestaurator Stefan Klappenbach übertragen. Er hatte am Sonnabend in seine Werkstatt eingeladen, um einen Einblick in diese Arbeit zu geben. Eine stattliche Besucherschar ließ sich von ihm die Techniken erklären, mit deren Hilfe die mehr als 20 Vasen, Schalen, Wandleuchter, Zierkannen, Schreibgarnituren, Blumenpodeste, Tischplatte, Uhr und der Kamin aus dem sogenannten Malachitzimmer der Orangerie ihren Glanz zurückerhalten. Nur zwei bis fünf Millimeter stark ist auf einem Untergrund aus Bronze oder Sandstein die Schicht aus dem empfindlichen Material mit dem smaragdgrünen, achatartig gebänderten Schmuckstein. Der Zahn der Zeit hat die polierte Oberfläche stark angegriffen und durch den spröde gewordenen Schmelzkleber großflächig Teile abplatzen lassen. Aus Fachkräftemangel wurden die Fehlstellen dann dilettantisch mit Gips gefüllt und angestrichen.

In Deutschland gibt es kaum noch Fachleute für die Malachitrestaurierung. Auch der erfahrene Stefan Klappenbach musste erst Erfahrungen sammeln. So griff er für das Schneiden des empfindlichen Materials auf das Prinzip eines Steinsägegatters aus dem 18. Jahrhundert zurück, das gleichzeitig mehrere Scheiben herausschneidet. Kleine Teile werden mit einen Bogen herausgesägt, in den feine Eisendrähte gespannt sind. Die Ränder werden mittels Diamantfeilen und Schleifen mit Siliziumkarbid in verschiedenen Korngrößen passgerecht gemacht. Zum Mahlen des Pulvers hat sich Stefan Klappenbach eine kleine Handmühle gebaut. Das Aufkleben der neuen Stücke erfolgt mit einer Schmelzkleber aus Bienenwachs, Kolophonium und Malachitpulver. Diese Mischung wird auch zum Schließen von Fugen und Rissen verwendet. Abschließender Arbeitsgang ist das Polieren mit Chromoxid auf Leder oder Filz, etwas Seife und Wasser. Selbst einen Vibrator, verrät er dem staunenden Publikum, hat er zum gleichmäßigen Verdichten schon eingesetzt.

Auch wenn Klappenbach mit einem Helfer die für die Berliner Ausstellung bestimmten Stücke rechtzeitig fertigstellen konnte, noch befindet sich ein etwa ebenso großer Teil in der Restaurierung. Sie soll bis zum Spätsommer abgeschlossen werden. Danach kehren alle Malachitkunstwerke in die Orangerie zurück und werden das Schloss, so hofft auch Schlösserdirektor Dr. Burkhardt Göres, stärker als bisher in den Blickpunkt der Touristen rücken.

Erhart Hohenstein

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