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Landeshauptstadt: Zehn Minuten schneller nach Potsdam Das Pendeln mit der S-Bahn soll bald einfacher werden. Doch vorher fährt erst mal gar nichts

Vom gegenüberliegenden Bahnsteig in Wannsee ist die S-Bahn nach Potsdam noch zu sehen. Doch kommt man dort außer Puste an, wo der Zug eben noch stand, sind allenfalls noch die Rücklichter der S1 nach Potsdam zu sehen.

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Vom gegenüberliegenden Bahnsteig in Wannsee ist die S-Bahn nach Potsdam noch zu sehen. Doch kommt man dort außer Puste an, wo der Zug eben noch stand, sind allenfalls noch die Rücklichter der S1 nach Potsdam zu sehen. Dann heißt es zehn Minuten warten, bevor es weitergeht. Dieses frustrierende Erlebnis machen Reisende auf dem Weg nach Potsdam seit einigen Monaten, wenn sie von der S7 in die S1 umsteigen wollen.

Damit soll in sieben Wochen Schluss sein: Ab dem 5. August werden die Züge der S1 und der S7 mit gleicher Fahrtrichtung in Wannsee wieder auf dem selben Bahnsteig abfahren. Die Verbindung wird von zahlreichen Pendlern genutzt. Bei vielen Fahrgästen kommen die nicht aufeinander abgestimmten Abfahrtszeiten nicht gut an: Im Kurznachrichtendienst Twitter beschweren sich immer wieder Nutzer darüber, dass die Anschlusszüge nicht warten. Teilweise wird der S-Bahn Fahrgastunfreundlichkeit vorgeworfen oder schlicht Unfähigkeit. Auch der Bahnkundenverband DBV kritisierte, dass direkte Anschlusszüge durch die Regelung nicht erreicht werden können.

Doch dass die Züge nicht aufeinander warten, ist keine Schusseligkeit sondern geplant. Würde die S-Bahn Richtung Potsdam warten, käme der Fahrplan durcheinander. Die Ursache dafür ist der eingleisige Streckenabschnitt zwischen Wannsee und Potsdam, auf dem sich die Züge nur an den Haltestellen ausweichen können. Fährt der Zug nach Potsdam in Wannsee später los, müsste der Zug in der Gegenrichtung entsprechend länger warten. Die Folge: Dann würde der direkte Anschluss in Richtung Berlin nicht funktionieren. Das Problem hätte nur die Richtung gewechselt.

Die umständliche Umsteigeprozedur war seit Februar nötig geworden, weil die Bahn zwischen Wannsee und Nikolassee eine Brücke erneuert, über die das eigentlich von der S7 verwendete Gleis verläuft. Die Bauarbeiten liegen aktuell im Plan, sodass man bei der Bahn davon ausgeht, ab Anfang August wieder alle Gleise nutzen zu können. In der Zwischenzeit setzt man auf mehr Information und hat auf den Bahnsteigen mehrere Hinweisschilder aufgestellt.

Bauarbeiten unter laufendem Betrieb seien immer eine Herausforderung. „Geringe Abweichungen können schnell das gesamte Fahrplangefüge durcheinanderbringen“, so ein S-Bahn-Sprecher. Trotz der Bauarbeiten ist der S-Bahn-Verkehr in den letzten Monaten jedoch vergleichsweise stabil. Bezogen auf das gesamte Netz ist die S-Bahn sogar so pünktlich wie schon seit Jahren nicht mehr: Im April waren 96,63 Prozent der Züge pünktlich unterwegs. Erstmals seit 2008 hat die S-Bahn damit wieder den verkehrsvertraglich vereinbarten Grenzwert eingehalten.

Ab dem 12. September soll es dann eine weitere Änderung geben. Die S-Bahn lässt – wie bis zum Juni vorigen Jahres üblich – wieder die S7 nach Potsdam durchfahren. Damit reagiere sie auf die Wünsche der Fahrgäste, hieß es. Vorausgegangen war eine umfangreiche Befragung. Insgesamt 2437 Nutzer hatte die S-Bahn am Bahnhof Wannsee befragen lassen. 46 Prozent wünschten, dass die S 7 nach Potsdam durchfährt, 33 Prozent wollten, dass die S 1 Potsdam weiterhin ohne umsteigen an Wannsee und Zehlendorf anbindet.

Damit hat sich die S-Bahn auch gegen eine Empfehlung des Fahrgastverbandes entschieden. Der hatte befürwortet, dass die S1 dauerhaft nach Potsdam fahren soll. „Auf der S1 ist der Betrieb stabiler als auf der S7, die über die störungsanfällige Stadtbahnstrecke fährt“, sagte Benjamin Karl vom Potsdamer DBV. Außerdem sei es ein Vorteil, dass man durch die S1 zusätzlich umsteigefrei nach Steglitz komme, so Karl. In Richtung City-West könne man von Potsdam aus den Regionalexpress nutzen.

Die Länder und der Verkehrsverbund haben den Wechsel zurück zur S7 bereits abgesegnet. Doch bevor es so weit ist, müssen alle S-Bahnnutzer – egal ob S1 oder S7 – noch mal viel Geduld aufbringen: Ab dem 25. August fahren zwischen Wannsee und Potsdam für knapp drei Wochen erstmal gar keine S-Bahnen. Stattdessen sind Ersatzbusse unterwegs. Der Grund: Das Anfang der 1990er-Jahre verlegte Gleis muss erneuert werden. Weil es kein zweites Gleis gibt, können keine Bahnen mehr fahren.

Auf der Stadtbahnstrecke durch die Berliner Mitte geht schon vorher nichts: Vom 14. Juli bis zum 4. August fahren keine S-Bahnen zwischen Friedrichstraße und Zoo, anschließend wird bis voraussichtlich zum 25. August der Verkehr von Ostbahnhof bis Friedrichstraße unterbrochen.

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