Landeshauptstadt: Zentrum gegen Traumata eröffnet Bekannter Sozialarbeiter stellt neuen Job vor
Potsdam-West - Händezittern, Übelkeit, Weinkrämpfe: Ein Trauma kann einem Mensch einem Unfall ereilen, nach einem Angriff, auch nach Mobbing und regelmäßiger Diskriminierung. Ist jemand das Leben so aus der Bahn geglitten, fehlen oft Träume für die bessere Zukunft – eine dauerhafte Blockade ist nicht unwahrscheinlich.
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Potsdam-West - Händezittern, Übelkeit, Weinkrämpfe: Ein Trauma kann einem Mensch einem Unfall ereilen, nach einem Angriff, auch nach Mobbing und regelmäßiger Diskriminierung. Ist jemand das Leben so aus der Bahn geglitten, fehlen oft Träume für die bessere Zukunft – eine dauerhafte Blockade ist nicht unwahrscheinlich. Solche mentalen Schranken möchte Gunnar Schulz in Zukunft versuchen zu öffnen, erklärte er gestern. Der bekannte Potsdamer, der bis Ende des vorigen Jahres das Straßensozialarbeiter-Team der Villa Wildwuchs am Babelsberger Park leitete, stellte gestern seinen neuen Job vor: Ab nun arbeitet er bei der neuen Potsdamer Dependance der aus der Schweiz stammenden Firma Brainjoin – und wird in deren Traumazentrum in der Sellostraße Hilfsbedürftige betreuen, aber auch Fachkräfte schulen. „Wir können hier zaghaft einen Weg zurück ins Leben weisen“, sagte Schulz während der Eröffnung.
Für die Arbeit stehen in dem Haus zwei Räume zur Verfügung, einfach und schlicht in ihrer Einrichtung. „Wir verstehen uns aber nicht als Therapeuten“, sagte Schulz. So sei der Ansatz von Brainjoin, mit einem Trauma umzugehen, ein anderer: Mit fachlicher Hilfe werde die Selbststeuerung des Betroffenen trainiert. Entwickelt hat diese Methode Horst Kraemer, der Chef von Brainjoin. „Krisen oder Gewalt können Veränderungen im Hirn auslösen“, sagte Kraemer. Das Fachwort dafür lautet Neurostressfragmentierung, kurz NSF, und beschreibt die natürliche Schutzreaktion, bei der die Nerven unter Stress kaum noch etwas weiterleiten – das Gehirn zieht sozusagen die Notbremse. Fehle betroffenen Personen nun die Unterstützung, das Erlebnis zu verarbeiten und so die Schutzreaktionen zu beenden, können Leiden entstehen: Erinnerungsschübe, Schlafprobleme, Verspannungen „Opfer sind oft nicht mehr sie selbst.“ Dagegen setze Brainjoin auf die so genannte Neuroimagination, bei der unter anderem verschiedene Atem-Techniken eingesetzt werden.
Allerdings ist die Behandlung von den Krankenkasse noch nicht in die Leistungskataloge aufgenommen, bedauerte Gunnar Schulz. Es gäbe aber die Chance, das Coaching nach Unfällen über die zuständige Versicherung oder die Berufsgenossenschaft abzurechnen. Henri Kramer
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