
© Andreas Klaer
Zentrum Pop Potsdam: „Es machen wieder mehr Menschen live Musik“
Der Corona-Blues scheint überwunden: Das Potsdamer Zentrum Pop beobachtet eine neue Aufbruchsstimmung in der Musikszene der Region. Auch Rockmusik sei bei Jugendlichen wieder im Kommen.
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Wenn es um Popmusik in der Region geht, hat das Potsdamer Zentrum Pop immer das Ohr nah an der Szene: 2018 unter dem Dach der Stiftung SPI gegründet, ist es bis heute Brandenburgs einzige offizielle Institution, um Pop- und Rockmusik mit Workshops, Seminaren und Beratungsangeboten zu fördern. „Einige von den Leuten, die in den letzten Jahren zu uns gekommen sind, sind jetzt mit Bands unterwegs und leben von der Musik“, sagt Thomas Oestereich.
Der Leiter des Zentrum Pop beobachtet nach den Corona-Jahren wieder Aufbruchsstimmung bei professionellen und nichtprofessionellen Musikerinnen und Musikern: „Es wirkt, als hätte sich die Musikszene wieder erholt. Immer mehr Menschen machen live Musik, starten neue Projekte oder gründen Bands.“ Während der Pandemie hatten viele Menschen angefangen, alleine am Computer Musik zu produzieren, sagt Oestereich. Nun scheint sich das langsam wieder zu verändern: „Der Trend geht dahin, was zusammen zu machen“, so Oestereich.
Auch die vielfach totgesagte Rockmusik gewinnt wieder an Beliebtheit: „Ich habe den Eindruck, dass viele junge Menschen wieder mehr Rock, Punk und Grunge hören“, sagt Kai Deparade vom Zentrum Pop. Digitale Musikproduktion sei nach wie vor sehr beliebt, doch es scheine es ein Bedürfnis nach analoger Musik mit richtigen Instrumenten zu geben, so Deparade.
Seit sieben Jahren fördert das Zentrum Pop Nachwuchs- und Profimusiker, Musiklehrer und Sozialarbeiter, die sich musikalisch weiterbilden möchten. „Einführung in das Songtexten“, „Musikprojekte mit dem iPad“, „Musiktheorie für Songwriter“ oder „Einkommensquellen für Musiker*innen“ sind die Titel einiger Workshops und Weiterbildungen, die das Zentrum anbietet.
Hinzu kommen zahlreiche Angebote für Kinder und Jugendliche, etwa Kurse für E-Gitarre und E-Drums sowie ein deutsch-französisches Musik-Camp im Juli. „Im letzten Jahr hatten wir rund 4000 Besuche“, sagt Oestereich.
Wir haben einen DJ-Kurs nur für Frauen, der ist fast ausgebucht. Das wollen wir auf jeden Fall ausbauen.
Thomas Oestereich, Leiter des Zentrum Pop in Potsdam
Die Angebote sind heute wesentlich vielfältiger als früher, als das Zentrum noch im Lindenpark saß: 2022 erfolgte der Umzug in den Babelsberger Konsumhof nahe der Großbeerenstraße. „Im Lindenpark hatten wir drei Räume und ein Büro – hier haben wir fünf Seminarräume und einen Beratungsraum“, sagt Oestereich. Während man die Räume aufgrund des Platzmangels früher häufig habe umbauen müssen, seien die Räumlichkeiten nun so großzügig, dass man zwei bis drei Seminare gleichzeitig machen könne.
Keine Angst vor KI in der Musik
Ein weiterer Vorteil: Es ist leiser als früher. „Wenn im großen Saal vom Lindenpark ein Konzert oder Soundcheck war, konnten wir aufgrund der Lautstärke keine Weiterbildungen machen“, sagt Oestereich. Aktuell verfügt das Zentrum Pop über einen großen Seminarraum, einen Bandproberaum, einen Raum für digitale Musikproduktion, einen Raum mit E-Drums und einen DJ-Raum.
„DJ-Kurse sind gerade total im Kommen. Nicht nur Jugendliche, sondern auch Erwachsene interessieren sich verstärkt dafür“, sagt Kai Deparade. „Wir haben einen DJ-Kurs nur für Frauen, der ist fast ausgebucht“, sagt Oestereich. „Das ist total gefragt, das wollen wir auf jeden Fall ausbauen.“ Im Programm des Zentrums finden sich daher auch Workshops wie „Get a Band für Mädchen“.
Auch neue Trends in der Musikproduktion werden vom Zentrum Pop aufgegriffen, zum Beispiel Künstliche Intelligenz (KI): „Viele haben ja Angst davor, dass KI bald alle Musiker überflüssig macht, aber das glauben wir nicht“, sagt Oestereich. Beim Zentrum Pop sei man für neue digitale Technologien immer aufgeschlossen: „KI ist einfach ein Werkzeug, das man für das Musikmachen nutzen kann“, so Oestereich. Das Zentrum will deshalb in diesem Jahr auch einen Fachtag zum Thema KI und Musik veranstalten.
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