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Landeshauptstadt: Zerstörtes Vertrauen

Ministerpräsident soll in Synagogenstreit eingreifen. Synagogengemeinde will eigenes Konzept erstellen

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Innenstadt - Im Streit um den Neubau einer Synagoge hat die Potsdamer Synagogengemeinde am Dienstag den Ton verschärft. Ihr Vorsitzender Ud Joffe erklärte die Bemühungen des brandenburgischen Kulturstaatssekretärs Martin Gorholt (SPD) um eine Einigung zwischen den drei Potsdamer jüdischen Gemeinden für gescheitert. „Wir haben drei Jahre lang dem Kulturministerium unser Vertrauen geschenkt“, sagte Joffe bei einer Feier zum jüdischen Schawuoth-Fest vor dem Bauplatz der Synagoge in der Schloßstraße. Doch eine Lösung sei leider nicht gelungen. Das Vertrauen in Gorholt sei zerstört.

Joffe kündigte an, sich nun in einem Brief direkt an Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) zu wenden. Er hoffe, dass dieser wieder Gespräche mit allen Beteiligten ermögliche. Außerdem werde die Synagogengemeinde selbst ein Konzept für den Bau entwerfen, das die Kerninteressen aller Gemeinden berücksichtige, so Joffe.

Brandenburg hat als einziges Bundesland kein jüdisches Gotteshaus. Der Streit um die Synagoge währt schon lange. 2010 hatte sich die Synagogengemeinde im Streit um den Entwurf des Architekten Jost Haberland aus der Jüdischen Gemeinde Potsdam gelöst. Seitdem gibt es in Potsdam drei jüdische Gemeinden. Das Land will für den Bau 4,5 Millionen Euro zahlen.

Auslöser für Joffes deutliche Kritik war eine Pressekonferenz Gorholts vor einer Woche. Dabei hatte Gorholt festgestellt, dass die Unterschiede zwischen den drei Gemeinden zu groß für eine Einigung seien und die Gründung einer Stiftung vorgeschlagen, in der auch das Land und die Stadt vertreten wären. Damit würde sichergestellt, dass auch jene Gemeinden, die nicht offiziell Träger der Synagoge sind, in dem Haus Gottesdienste abhalten und Räume beziehen können. Für Grundsatzdiskussionen sei nun auch keine Zeit mehr. Mitte Juni wolle er über den Neubau entscheiden, so Gorholt.

Joffe sprach in Bezug darauf am Dienstag von einem schlimmen Erlebnis. Lügen und Halbwahrheiten seien verbreitet worden. „Es ist genug“, so Joffe. Man stehe nicht als Sündenbock für die Fehler anderer bereit. Wenn die Landesregierung wolle, dass alle jüdischen Gemeinden einen Ort nutzen, müsse sie sich auch mit allen einigen. Marco Zschieck

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