
© Andreas Lander/dpa
Von Heike Kampe: Zimmer für Sechsbeiner
Insektenhotel der Bürgel-Grundschule ist Anziehungspunkt für Wildbiene und Co.
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Die Kinder der Bruno-H.-Bürgel-Grundschule in Potsdam Babelsberg haben sich im letzten Jahr mächtig ins Zeug gelegt: Sie sägten, hämmerten, schliffen Holz und strichen es bunt an. Seit dem vergangenen Herbst steht das Ergebnis ihrer Bemühungen im Schulgarten: Ein liebevoll eingerichtetes Insektenhotel mit Strohdach und zehn Zimmern, die auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der geflügelten Bewohner abgestimmt sind.
Backsteine mit kleinen und großen Löchern, Sand, Lehm, Stroh und morsche Holzstämme bieten Wildbienen, Schlupfwespen, Florfliegen und vielen anderen Sechsbeinern Unterschlupf und Brutplatz. Damit sie den Weg zu ihrem Domizil auch finden, haben die Kinder das Häuschen mit „Insektenfarben“ bunt bemalt: Es leuchtet in Gelb und Rot. Diese Farben sind bei Insekten besonders beliebt. Die unterste Etage des Hotels ist mit Erde befüllt und für Regenwürmer und andere Bodenbewohner reserviert. Eine Plexiglasscheibe sorgt dafür, dass auch das sichtbar wird, was sich sonst unter der Erde abspielt.
„Die Kinder haben das Insektenhotel selbst geplant und mit Unterstützung des Hausmeisters gebaut“, erzählt Michaela Jüngling. Die Klassenlehrerin der 4a leitet die AG Schulgarten und half kräftig beim Planen und Bauen des Hotels mit.
Seit sieben Jahren nimmt die Bürgelschule an der Lokalen Agenda 21 teil und engagiert sich in diesem Zusammenhang für nachhaltige, zukunftsweisende Projekte. Kürzlich erhielt sie den Titel „Agendaschule der Stadt Potsdam 2010“.
Die Themen Nachhaltigkeit und Naturschutz werden im Schulalltag groß geschrieben: Ein Umweltteam kümmert sich um das richtige Heizen und Lüften im Winter und um tropfende Wasserhähne. Im Rahmen des Paper-Race-Wettbewerbs sammeln die Schüler Altpapier, im Öko-Smart-Programm wird Energie gespart. Jedes Jahr im Frühling gibt es einen „Ökotag“, der sich ganz den Themen Natur und Umwelt widmet. Statt Mathe und Sport steht dann ein Besuch im Wasserwerk oder in der Biogasanlage auf dem Stundenplan. Oder auch mal ein Einsatz im Schulgarten, der neben dem Insektenhotel eine Kräuterspirale und einen „Barfuß-Sinnespfad“ beherbergt.
Wie fühlt es sich an, mit nackten Füßen über Nüsse, Sand oder Tannenzapfen zu laufen? Wie riechen Thymian, Pfefferminze oder Salbei? Entdeckerlust und Forschergeist sind gefragt, um die vielen Facetten des Gartens zu erfahren. „Alle Sinne sollen angesprochen werden“, erklärt Frau Jüngling.
Doch nicht nur für wilde Insekten ist das große Schulgartengelände ein attraktiver Lebensraum. Auch die Honigbiene soll in naher Zukunft hier heimisch werden und die zahlreichen Obstbäume bestäuben. „Das Gelände ist ideal“, sagt Herr Kroop, der sich im Imkerverein Groß-Potsdam in der Kinder- und Jugendarbeit engagiert und mit den Schülern der Bürgelschule bereits an einem Bienenhaus baut. In wenigen Wochen soll das erste Bienenvolk Einzug halten.
Ein kleines Schauvolk war bereits im letzten Jahr zu Gast auf dem Schulgelände. Arbeiterinnen, Drohnen und die Königin konnten hinter einer Glasscheibe beobachtet werden. Im Herbst mussten die Bienen wieder zurück in den Stock, denn so eine „Schaubeute“, die aus etwa 600 Bienen besteht, kommt allein nicht durch den Winter. „Um zu überleben braucht ein Bienenvolk mindestens 5000 Bienen, die sich im Winter zu einer Traube zusammenschließen und sich gegenseitig wärmen“, erklärt Herr Kroop.
Etwa sieben Kilometer weit fliegt eine Honigbiene, um Pollen und Nektar zu sammeln. Das Volk im Schulgarten könnte 50 bis 60 Kilogramm Honig produzieren. Im Juli, wenn das Schuljahr zu Ende geht, wird er geschleudert. Dann gibt es für jedes Schulkind ein kleines Gläschen Akazienhonig. „Das hat einen fantastischen Bildungswert“, freut sich Herr Kroop. Vielleicht sorgen die Honigsammlerinnen so auch beim Imkerverein Groß-Potsdam für Nachwuchs. 50 aktive Imker, die sich um 382 Bienenvölker kümmern, sind dort verzeichnet. Der jüngste von ihnen ist 16.
Heike Kampe
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