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Landeshauptstadt: Zimmer mit Einsicht

In der Schlossstraße öffnete ein Computer-Zentrum für Flüchtlinge / Ehrenamtliche Mitarbeiter gesucht

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Innenstadt – Der Raum ist denkbar klein. Auf den vielleicht 18 Quadratmetern in der zweiten Etage des Plattenbaus in der Schlossstraße 1 stehen dicht an dicht acht Computer. Nicht die neuesten Modelle, keine Flachbildschirme, sondern gebrauchte Rechner. Florence Sissako ist trotzdem glücklich, als sie das „Internet-Zentrum“ vor Pressevertretern präsentiert. Die gebürtige Kamerunerin sitzt im Vorstand der Flüchtlingsselbsthilfeorganisation „Refugees Emancipation e.V.“. Seit 2000 hat der Verein bereits vier solcher Computer-Zentren in Brandenburger Asylbewerberheimen eröffnet – darunter auch eines im AWO-Heim am Lerchensteig. Bei dem neuen Raum ist es jedoch anders: Denn er ist der erste, der im Zentrum einer Stadt gelegen ist. „Für uns ist das ein Zeichen des Vertrauens der Stadt uns gegenüber“, sagt Sissako: „Es ist ein besonderer Tag für uns.“

Kostenloser Zugang zum Internet sei für Flüchtlinge ein wichtiger Schritt aus der Isolation: Denn damit wären nicht nur Nachrichten aus dem Heimatland verfügbar. Auch der Kontakt zu anderen Flüchtlingen und zur lokalen Gemeinschaft werde möglich. „Wir wollen Flüchtlinge begleiten, um in ein neues Leben einzusteigen“, beschreibt Sissako das Anliegen des Raums in der Stadtmitte. Die Computer waren Spenden von Potsdamern. Zusätzliche Unterstützung gab es von Paga (Potsdamer Agentur zur Grundsicherung für Arbeitssuchende) und Lasa (Landesagentur für Struktur und Arbeit Brandenburg). Ein Jahr lang könnten so zwei Projektleiter finanziert werden, die den Raum in der Schlossstraße zum „Ort der alternativen Bildung und der Begegnung“ machen sollen.

Zum Teil ist das bereits geschehen: Denn bereits vor der offiziellen Einweihung gestern war der Raum geöffnet – täglich von 10 bis 20 Uhr. Seit Herbst 2007 gehen hier täglich Flüchtlinge aus und ein, erzählt Marianne Ballé Moudoumbou, eine der beiden Projektleiter. Zusammen mit ehrenamtlichen Helfern, wie dem Potsdamer Informatik-Studenten Alexander Altmann, konnten bereits einige Computer-Kurse auf den Weg gebracht werden.

Aber die Flüchtlingsaktivisten wünschen sich noch mehr Angebote: „Potsdamer mit unterschiedlichen Kenntnissen sind sehr willkommen“, warb Florence Sissako gestern. Wichtig wäre ein Deutschkurs, betonte Karin Weiss, die Landesintegrationsbeauftragte. „Es wäre wichtig für die Zukunft, dass mehr Flüchtlinge die Chance bekommen, Deutsch zu lernen“, sagte Weiss und erinnerte daran, dass Asylbewerber offiziell keinen Anspruch auf Sprachkurse haben.

Ausländerbeauftragte Magdolna Grasnick begrüßte das Computer-Zentrum und wünschte den Projektleitern Erfolg. Etwa 300 Asylbewerber und „Geduldete“ leben laut Grasnick momentan in der Landeshauptstadt. Mehr als ein Drittel von ihnen wohne nicht im Heim am Lerchensteig, sondern im Stadtgebiet. Für einen Computer reiche das Geld dann aber meistens nicht.

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