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Landeshauptstadt: Zu groß für den Konferenzsaal

Teppichrestaurierung im Schloss Cecilienhof / Steigende Besucherzahlen seit dem G8-Ministertreffen

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Das Schwergewicht ist zurück. Eine Tonne wiegt der Teppich, der nun wieder auf dem Parkett des Konferenzsaales im Schloss Cecilienhof liegt, schätzt Ute Rönnecke, die Restauratorin der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Und doch ist das historische Stück wohl um einiges leichter als noch vor zwei Wochen. Denn der Teppich wurde von einer belgischen Spezialfirma vom Dreck der letzten hundert Jahre befreit. Die Schlösser-Stiftung hatte das G8-Außenministertreffen am 30. Mai als willkommenen Anlass für die längst überfällige Reinigung genommen. Die 12 000 Euro teure Prozedur wurde in der Orangerie im Park Sanssouci vorgenommen, erklärt Rönnecke.

Das Schloss war indes auch ohne Teppich seit dem G8-Treffen beliebter denn je: Schlossbereichsleiter Harald Berndt spricht von einem „großen Besucherandrang“. Statt bisher 1000 Besuchern pro Tag würden nun bis zu 1300 kommen, sagte er den PNN. Die Touristen würden gezielt nach dem Geschehen um das Außenministertreffen nachfragen.

Ab heute können die Gäste die Restaurierung des zwölf mal achteinhalb Meter großen Teppichs live miterleben: Bei laufendem Publikumsverkehr sollen in den nächsten drei Monaten Riss- und Schnittstellen ausgebessert werden. Auch ein etwa ein Quadratmeter großer Brandfleck wird wieder geflickt. Das so genannte „Kaisermuster“, mit dem der tiefrote Teppich an den Kanten verziert ist, wird dabei allerdings nicht wieder hergestellt, erklärt die Restauratorin. Die Löcher sollen mit Stützmaterial unterlegt und mit Intarsien in rot wieder aufgefüllt werden. Rönnecke beziffert die Kosten für Reinigung und Restaurierung auf insgesamt 40 000 bis 45 000 Euro.

Für Harald Berndt erzählt fast jeder Riss in dem gut hundert Jahre alten Stück eine Geschichte. In Babelsberg gewebt, lag er zunächst im Marmorsaal des Neuen Palais“. Erst 1945 – vor der Potsdamer Konferenz – kam er nach Cecilienhof. Dabei ist er für den Konferenzsaal eigentlich zu groß: Deshalb wurde er passend geschnitten, berichtet Rönnecke. Um den Treppenabsatz herum wurde ein etwa ein Quadratmeter großes Stück herausgeschnitten. Später drehte man ihn und schlug die Teppichränder um, damit die Besucher den Raum durchqueren konnten, ohne ihn zu betreten. Heute liegt der zu große Teppich teilweise noch auf der Rolle.

Die größte Wunde hinterließ der Brandanschlag im Sommer 1990. Damals flog nachts ein Brandsatz durchs Fenster, erinnert sich Berndt. Es war „großes Glück“, dass das rechtzeitig bemerkt wurde, so Berndt: Denn einen Rauchmelder habe es nicht gegeben. Der Bewegungsmelder registrierte die fliegende Flasche und die Feuerwehr konnte löschen: Auf dem klatschnassen Teppich setzten die Metallfüße der Stühle danach allerdings Rost an. Die so entstandenen dunklen Flecken sind auch nach der Reinigung zu sehen.

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