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Kasernengelände Krampnitz: Zum Abschied noch ein Grundstein

Das Krampnitzer Kasernengelände kann jetzt zum Wohnviertel entwickelt werden. Oberbürgermeister Jann Jakobs will für das Projekt noch selbst den Startschuss geben.

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Krampnitz - Die Stimmung ist gelöst, die Herren locker. Man scherzt und posiert für die Fotografen vor einem großen Modell, das zeigt, wie das Krampnitzer Kasernengelände eines Tages aussehen soll.

Und dass diese Pläne für ein neues Wohnviertel, das in Potsdam bekanntlich dringend benötigt wird, endlich Wirklichkeit werden, dafür stehen die Zeichen diesmal wirklich so gut wie nie. Es ist eine illustre Runde, die den Durchbruch für den größten Immobilien-Zankapfel der letzten Jahre in der Stadt, am Mittwoch verkündet: Neben Rathauschef Jann Jakobs (SPD), Brandenburgs Finanzminister Christian Görke und Pro-Potsdam-Chef Bert Nicke sitzen auch die Bosse der Deutsche Wohnen AG am Tisch, einem Immobilienriesen aus Frankfurt am Main, dem allein in Berlin 110 000 Wohnungen gehören. Dieses Unternehmen soll bei der Entwicklung von Krampnitz nun die ersten Pflöcke einschlagen.

Aus juristischer Sicht ist der Weg frei für die Entwicklung des Areals

Die Geheimverhandlungen liefen bereits seit Monaten, erste Kontakte mit Jakobs habe es bereits 2016 auf der Expo Real gegeben, wie Deutsche-Wohnen-Vorstandschef Michael Zahn erzählt. Die Gespräche waren erfolgreich: Die Deutsche Wohnen AG übernahm die TG Potsdam, deren jahrelange Prozesse gegen Stadt und Land um die Eigentumsrechte das Haupthindernis für die geplante Krampnitz-Entwicklung lagen. Wie viel Geld dafür floss, darüber schweigt sich Zahn zwar aus, lässt aber durchblicken, dass es ein erklecklicher Betrag gewesen sein muss.

Aus juristischer Sicht ist der Weg damit frei für die Entwicklung des 140 Hektar großen Areals. Man habe einen Wunschpartner gefunden, nachdem die „bisherigen Player nur den schnellen Gewinn im Blick“ hatten, merkt Nicke an, Chef der kommunalen Pro Potsdam, die Krampnitz für die Stadt entwickeln soll.

Jetzt soll es möglichst schnell gehen

Und nun soll es auch möglichst schnell gehen. Der Bebauungsplan werde jetzt mit Priorität vorangetrieben, kündigt Jakobs an. Noch bevor seine Amtszeit im November 2018 endet, will der Rathauschef die Grundsteinlegung vollziehen. 400 Millionen Euro will die Deutsche Wohnen vor Ort investieren, dafür den größten Teil der denkmalgeschützten Kasernen sanieren und diese mit mehrgeschossigen Neubauten ergänzen. Ende 2020 sollen bereits die ersten Mieter einziehen können – und das zu einem vergleichsweise schmalen Taler. 8,50 Euro pro Quadratmeter strebe man als Durchschnittsmiete an, sagt Zahn. Mit übernommen hat das Unternehmen auch schwierige Gebäude wie das Fähnrichsheim, das Kasino und den Wachturm am Eingang. Es sei nicht ausgeschlossen, dass eines der Gebäude auch für kulturelle oder andere öffentliche Zwecke genutzt werden wird.

Von den 60 Hektar, die in Krampnitz bebaut werden dürfen, entwickelt die deutsche Wohnen AG 25. Die restlichen 35 Hektar will der Pro-Potsdam-eigene Entwicklungsträger selbst vermarkten. Doch auch hier haben sich die Vorzeichen geändert, um den Bedarf der wachsenden Stadt zu befriedigen. Auf Geschoss- und Mietwohnungsbau liegt nun der Fokus, nicht mehr auf dem Häuslebau. Dafür werde man sich auch von den geplanten Angerdörfern verabschieden, die vor allem für den Eigenheimbau gedacht waren, erklärt Jakobs. Statt für 3800 will die Stadtverwaltung nun Wohnraum für bis zu 6500 Menschen schaffen. Das hat auch für die Infrastruktur Konsequenzen. Im Viertel sollen nun mehr Kitas entstehen, neben der ohnehin geplanten Grundschule soll nun auch eine weiterführende Schule gebaut werden. Den Weiterbau der Tramstrecke vom Jungfernsee nach Krampnitz will Jakobs ebenfalls vorantreiben. Klappt alles, könnte die Straßenbahn zum in zehn Jahren geplanten Ende der Entwicklungsmaßnahme bereits rollen. Noch 2017 soll zunächst ein städtebaulicher Wettbewerb klären, wo die zusätzlichen Wohnungen gebaut werden können.

Exners Anwesenheit lässt tief blicken

Für die Stadt dürfte sich das auszahlen. Zumal die Hälfte der 100 Millionen Euro teuren Erschließung von der Deutsche Wohnen AG bezahlt wird. Vor fünf Jahren hatte man noch mit einem Minus von zehn Millionen Euro gerechnet, nun plane er mit einer schwarzen Null, sagt Finanzdezernent Burkhard Exner (SPD). Exner ist allerdings für konservatives Rechnen bekannt. Die Mienen der Anwesenden verraten, dass man eher mit einem satten Überschuss rechnet. Der wird dann je zur Hälfte zwischen Stadt und Land geteilt.

Exners Anwesenheit bei diesem Termin, an der Seite von Jakobs, lässt im Übrigen tief blicken. Sicher, er ist Aufsichtsratschef der Pro Potsdam. Aber für Jakobs wird ein Nachfolger gesucht, Exners Name wird gehandelt. Darauf angesprochen, schmunzelt er bloß. Und er dementiert es nicht. So geht Wahlkampf.

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