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Ausbaufähig. Im Vergleich mit Einkaufsmeilen anderer Städte schneidet die Brandenburger Straße in Potsdam bei den Passantenzahlen eher schlecht ab. Ein Grund ist wohl die Nähe zum Shoppingparadies Berlin.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Zum Einkaufen lieber nach Berlin

Einer neuen Statistik zufolge ist die Brandenburger Straße vergleichsweise schlecht besucht

Von Katharina Wiechers

Stand:

Zum Shoppen in die Potsdamer Innenstadt? Oder doch lieber gleich nach Berlin? Noch immer geht diese Frage offensichtlich meist zugunsten Potsdams übermächtiger Nachbarstadt aus. Erneut belegt wird dies durch eine aktuelle Statistik des Maklerbüros Engel&Völkers.

Jedes Frühjahr vergleicht die Immobilienfirma die großen Einkaufsstraßen in Deutschland und Österreich, indem es sogenannte Passantenfrequenzzählungen durchführt (siehe Kasten). Sie sollen Auskunft darüber geben, wie viele potenzielle Kunden an einem neuen Laden täglich in etwa vorbeilaufen würden. Für Unternehmer, die über die Eröffnung eines neuen Geschäftes nachdenken, sind diese Zahlen eine wichtige Entscheidungshilfe. Bekommt ein Geschäftsmann die diesjährige Samstagszählung in die Hände, wird er sich wohl kaum für Potsdam entscheiden: Im Vergleich zu Einkaufsmeilen in anderen Städten erreichte die Brandenburger Straße lediglich einen Platz im hinteren Viertel: Von 73 untersuchten Straßen kam sie auf Platz 57.

Im Vergleich zu der Zählung im vergangenen Jahr stürzte Potsdam damit deutlich ab: 2012 kam die Brandenburger Straße bei der Samstagszählung auf Platz 29. Rund 1700 Passanten mehr wurden damals im Durchschnitt pro Stunde gezählt. Weniger heftig war der Unterschied zwischen den Dienstagszählungen: Im April 2012 passierten 2059 Menschen die Brandenburger Straße, in diesem Jahr 1837. Wie im vergangenen Jahr waren die Kaufinger und die Neuhauser Straße in München wieder die Spitzenreiter. Die am meisten frequentierte Einkaufsstraße in Berlin war bei der Samstagszählung 2013 der Tauentzien, während bei der Dienstagszählung die Friedrichstraße neue Rekorde erzielte. Hinter den beiden Straßen in München und der Kärtnter Straße in Wien erreichte sie den vierten Platz.

Potsdam kann sich mit diesen Zahlen nicht messen. Für Wolfgang Cornelius, dem Vorsitzenden des Vereins Arbeitsgemeinschaft Innenstadt, ist der Grund dafür die Nähe zu Berlin: „Keine vergleichbare Stadt hat es so schwer wie Potsdam, weil sie den anerkanntermaßen heißesten Einzelhandelsstandort vor der Nase hat“, sagt er. Hinzu komme, dass Potsdam von Touristenströmen abhängig sei. Angesichts der Tatsache, dass die Messung im April und damit außerhalb der Hauptsaison durchgeführt wurde, seien die Zahlen nicht so schlecht, wie sie auf den ersten Blick aussähen. Dennoch gibt es Verbesserungsmöglichkeiten, wie Cornelius findet. So müsse verhindert werden, dass noch mehr Einzelhandel an die Ausfallstraßen abwandere. Stattdessen sei es wichtig, weitere Händler in der Innenstadt anzusiedeln. Potenzial gibt es aus seiner Sicht noch in der Friedrich-Ebert-Straße zwischen Brandenburger Straße und neuem Landtag sowie an der wieder entstehenden Alten Fahrt.

Für Potsdams Wirtschaftsförderer Stefan Frerichs sind die Zahlen kein Grund zur Panik. Schließlich spiele bei den Zählungen auch immer der Zufall eine große Rolle, sagt er. „Der Absturz von Platz 29 auf 57 ist nicht zu erklären. Alle anderen Kennzahlen haben sich im Vergleich zum vergangenen Jahr verbessert.“ Auch sei es schwierig, Potsdam mit westdeutschen Städten zu vergleichen, da die Kaufkraft im Osten immer noch unter jener im Westen liege.

Aus Sicht des Hauptgeschäftsführers des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, Nils Busch-Petersen, sollten die Zahlen dennoch ernst genommen werden. Für Unternehmer seien Passantenzählungen schließlich eines der ersten Nachschlagewerke. Er nutzte die Gelegenheit für eine erneute Kritik an der geplanten Tourismusabgabe. Statt die Unternehmer mit Zwangsabgaben zu belegen, sollten sich die Behörden lieber mit der Wirtschaft an einen Tisch setzen, um Strategien für eine nachhaltige Tourismusförderung zu erarbeiten. Gutes Beispiel sei der Runde Tisch Tourismus in Berlin.

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