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Landeshauptstadt: Zur Einsicht nach Berlin

Potsdamer Außenstelle der Stasi-Unterlagenbehörde wird zum Jahresende geschlossen / „Forum“-Verein würdigte Gisela Rüdiger

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Noch immer gehen jeden Monat 150 Anträge auf Akteneinsicht in der Potsdamer Außenstelle für die Stasi-Unterlagen ein. Trotzdem wird sie Ende des Jahres geschlossen. Noch werden die Anträge in der Großbeerenstraße 301 entgegengenommen, die Antwort kommt aber längst aus der Birthler-Behörde in Berlin. Und dorthin werden die Potsdamer und Westbrandenburger künftig fahren müssen, wenn sie erfahren wollen, was der DDR-Gemeimdienst über sie wusste, und wer es berichtete. Gleiches gilt für Historiker und Journalisten, die auf diesem Gebiet forschen.

Die Schließung sei seit 2003 von der Zentralbehörde selbst betrieben worden, erklärte Außenstellenleiterin Gisela Rüdiger in der Gedenkstätte Lindenstraße 54/5 auf einem Abend des Vereins „Forum zur kritischen Auseinandersetzung mit DDR-Geschichte im Land Brandenburg“ am Freitagabend. So sollen jährlich 611 000 Euro gespart werden. Dank der Fürsprache von Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) und der Landes-CDU habe man diesen Schnitt zwar hinauszögern aber letztlich nicht verhindern können. Zum 31. Januar soll das Dienstgebäude in der Großbeerenstraße geräumt sein. Die 35 Mitarbeiterinnen folgen den 4,7 km Archivunterlagen nach Berlin.

Die Behörde hat inzwischen mitgeteilt, sie wolle in Potsdam Teilleistungen aufrecht erhalten; insbesondere durch Bürgersprechstunden und Veranstaltungen in der Gedenkstätte Lindenstraße 54/55. Die Zusammenarbeit mit der dortigen Schüler-Projektwerkstatt solle ausgebaut werden. Der „Forum"-Verein hat dazu, wie Vorstandsmitglied Manfred Kruczek mitteilte, von der Behörde nähere Auskünfte erbeten. Eine Antwort blieb aus – wie im Vorjahr, als sich „Forum“ wegen der Schließung der Außenstelle an den Kulturstaatsminister Bernd Neumann wandte. Der auch Freitagabend geäußerten Berfürchtung, durch die Schließung werde die ohnehin schwache Wissensvermittlung über die DDR an den Schulen weiter zurückgehen, setzt die Birthler-Behörde entgegen, dass das Informationsangebot „in gleicher Qualität erhalten“ bleibe.

Bei einem Glas Wein dankte der Verein Gisela Rüdiger für die 18 Jahre als Leiterin der Außenstelle. Sie wird nicht mit nach Berlin wechseln, sondern in den Ruhestand gehen. Manfred Kruczek erinnerte daran, dass die Sicherung der Stasiakten am 5. Dezember 1989 mit der Besetzung der Bezirkszentrale des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in der Hegelallee begann und vom tags darauf gebildeten Bürgerkomitee fortgesetzt wurde.Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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