Landeshauptstadt: Zurück aus Heiligendamm
136 Potsdamer Polizisten in Rostock im Einsatz / Anti-G8-Bündnis an Straßenblockaden beteiligt
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Potsdam/Heiligendamm/Rostock – Die Tage in Heiligendamm und Rostock haben Potsdams G8-Gipfel-„Teilnehmer“ offenbar alle gut überstanden – sowohl als Demonstranten, als auch auf Polizistenseite. Dies berichteten gestern übereinstimmend Potsdamer, die das G8-Treffen vor Ort begleitet haben.
So seien 136 der 515 aus Brandenburg stammenden Polizisten im G8-Einsatz aus Potsdam gekommen, sagte Dietmar Klömich, Sprecher der Landeseinsatzeinheit (LESE), den PNN gestern auf Anfrage. Allerdings haben sie den Sicherheitszaun von Heiligendamm nicht gesehen: 122 der Potsdamer Bereitschaftspolizisten hätten Gebäude, Straßen und andere Objekte in Rostock geschützt, so Klömich. Die Beamten seien dabei seit vergangenem Samstag „ununterbrochen“ im Einsatz, jeweils von 7 bis 19 Uhr oder von 19 bis 7 Uhr. Dazu kämen Fahrtzeiten von bis zu drei Stunden je Tag. „Der Einsatz hat alle sehr geschlaucht“, sagte Klömich. Für heute ist die Rückfahrt vorgesehen, so der Polizeisprecher: „Ich bin sehr froh, dass unsere Polizisten keine kritischen Situationen durchstehen mussten und es so auch keine Verletzten gab.“
Auch die Potsdamer Demo-Teilnehmer sind nach Angaben von Potsdams Anti-G8-Bündnissprecher Holger Zschoge ohne Blessuren davon gekommen. Viele von ihnen – Zschoge schätzt 50 Personen – hätten mehr als zwei Tage lang geholfen, die Zufahrtsstraße zum Tagungsgelände in der Nähe des Örtchens Börgerende zu blockieren. Er selbst sei am Donnerstag dazu gekommen und habe vom Auto aus Verpflegung für alle mitgebracht. Die Nacht hätte er auf der Straße zugebracht. „Die Proteste waren für alle G8-Gegner ein großer Erfolg“, sagte Zschoge. Auch für die Arbeit des Potsdamer Anti-G8-Bündnisses zog er eine positive Bilanz: „Wir beraten nächste Woche, wie es weitergeht.“ Das Bündnis ist der bisher größte Zusammenschluss linker Kräfte in Potsdam mit so unterschiedlichen Mitgliedern wie der sich als linksradikal bezeichnenden Autonomen Antifaschistischen Linke Potsdam (AALP) oder der Deutschen Kommunistischen Partei.
Wohlbehalten zurückgekehrt ist auch der Potsdamer Öko-Café-Betreiber Carl Ziegner, der bereits am vergangenen Samstag am ersten Protestmarsch durch Rostock teilgenommen hatte – und später einen Teil der schweren Krawalle erlebte (PNN berichteten). Der 28-Jährige kam Mittwochnacht in dem als Camp genutzten Örtchen Reddelich an. Nach eigenen Angaben beteiligte er sich am Donnerstag mit 3000 anderen Protestierern an einer Blockade in Hinter Bollhagen, die am frühen Abend mit Wasserwerfern aufgelöst wurde: „Das war unverhältnismäßig, weil zuvor alles friedlich war.“ Interessant sei das Verhalten der Autonomen gewesen, so Ziegner: Diese hätten zwar sichtlich Lust gehabt, die Polizei anzugreifen, jedoch auf den Wiesen vor dem Sicherheitszaun keine Steine gefunden.
Ob bei den Protesten auch Potsdamer festgenommen wurden, ist indes unklar. Die Polizei könne diese Daten nicht liefern, sagte gestern ein Sprecher der für den Gipfel gebildeten Polizei-Sondereinheit „Kavala“ den PNN. Bei einer abschließenden Bilanz der Festnahmen während des Einsatzes würde der Herkunftsort der Verhafteten keine Rolle spielen.
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